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IHK Schwaben: Unternehmen sind optimistischer, Risiko bleibt
IHK Konjunkturumfrage

IHK Schwaben: Unternehmen sind optimistischer, Risiko bleibt

Dr. Marc Lucassen, Hauptgeschäftsführer der IHK Schwaben, und IHK-Präsident Reinhold Braun (rechts) haben den IHK-Konjunkturindex für das Frühjahr 2025 vorgestellt. Foto: B4B/ Katharina Seeburger
Dr. Marc Lucassen, Hauptgeschäftsführer der IHK Schwaben, und IHK-Präsident Reinhold Braun (rechts) haben den IHK-Konjunkturindex für das Frühjahr 2025 vorgestellt. Foto: B4B/ Katharina Seeburger

Der IHK-Konjunkturindex liegt seit einem Jahr zum ersten Mal wieder über der Wachstumsschwelle. Warum die IHK dennoch verhalten optimistisch ist.

Die IHK Schwaben spricht von einem Stimmungswechsel in der Wirtschaft. Denn Anfang des Jahres und im vergangenen Herbst lag der IHK-Konjunkturindex in Bayerisch-Schwaben nur bei 99 Punkten. Jetzt liegt er bei 104 Punkten und damit seit einem Jahr zum ersten Mal wieder über der Wachstumsschwelle von 100. Als Grund sieht die IHK Schwaben den Regierungswechsel. Dennoch liegt der Index noch unter dem Zehnjahresdurchschnitt von 115 Punkten.

Vom 1. bis 23. April hatte die IHK ihre Umfrage an rund 2.400 Unternehmen in Bayerisch-Schwaben verschickt, rund 800 haben daran teilgenommen. Im Umfragezeitraum hatten Union und SPD auch den neuen Koalitionsvertrag vorgestellt.

IHK-Konjunkturindex branchenabhängig

Der IHK-Konjunkturindex setzt sich aus der aktuellen und der erwarteten Geschäftslage der Unternehmen zusammen. Letztere treibt laut IHK den Index nach oben. Denn die aktuelle Geschäftslage habe sich in den vergangenen Monaten kaum verändert – wohl aber, wie die Unternehmen auf die Zukunft blicken: Inzwischen erwarten nur noch 20 Prozent der Unternehmen, dass sich ihre Lage weiter verschlechtert – acht Prozentpunkte weniger als zu Beginn des Jahres.

Gleichzeitig erwarten 21 Prozent der Unternehmen eine Verbesserung. Zum Jahresbeginn waren es 18 Prozent. „Mit Blick auf die kommenden sechs Monate ist ein vorsichtiger Optimismus sichtbar“, sagt Marc Lucassen, Hauptgeschäftsführer der IHK Schwaben. Der IHK-Präsident Reinhold Braun spricht mit Blick auf den gestiegenen Index von einer Vorleistung der Wirtschaft: „Es ist noch nichts passiert. Wichtig ist: Was passiert in den nächsten 100 Tagen?“ Doch dazu später mehr.

Der Konjunkturindex ist zwischen den Branchen nach wie vor unterschiedlich: Die unternehmensbezogenen Dienstleister liegen mit 116 Punkten deutlich an der Spitze, während Industrie sowie Reise- und Gastgewerbe (beide 100 Punkte), Baugewerbe (102 Punkte) und Einzelhandel (103 Punkte) nähre beieinander liegen. Damit ist der Index seit Anfang des Jahres in allen Branchen gestiegen.

Rüstungsindustrie in Bayerisch-Schwaben im Aufwind

Aufgrund der weltpolitischen Entwicklungen hat die IHK Schwaben zum ersten Mal die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie gesondert in den Blick genommen. Deren Konjunkturindex lag seit Herbst 2020 über dem Index der gesamten Industrie und dem der Gesamtwirtschaft – aktuell mit 120 Punkten sogar deutlich. „Zum Glück haben wir in Europa und in Bayerisch-Schwaben einen guten Kern in der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie. Diese Unternehmen spielen einen wichtigen Faktor in der Wertschöpfungskette“, sagt Lucassen.

So sind in Bayerisch-Schwaben rund 9.000 Menschen in Unternehmen beschäftigt, die direkt oder indirekt in der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie tätig sind. Vor allem im Raum Augsburg, Neu-Ulm, Kaufbeuren und Kempten gibt es laut IHK Schwaben viele Unternehmen aus diesem Bereich.

Mehr Investitionen in Deutschland geplant

Zum ersten Mal seit zwei Jahren wollen die Unternehmen wieder mehr in Deutschland investieren. Die Investitionsvorhaben in Deutschland und im Ausland nähern sich damit einander fast vollständig an. So wollen laut IHK-Umfrage 25 Prozent der Unternehmen ihre Kapazitäten erweitern, bei der letzten Umfrage waren es 22 Prozent. Gleichzeitig wollen sechs Prozent weniger im Ausland ihre Kapazitäten erweitern. „Das ist ein sehr handfester Ausdruck der Erwartungshaltung“, erläutert Lucassen.

Bei Investitionen in Produktinnovationen sind die Pläne der Unternehmen allerdings zurückgegangen: im Inland von 29 Prozent auf 26 und im Ausland von 29 Prozent auf 27 Prozent. „Wir sind als Standort noch nicht da, wo wir hinmüssten“, sagt Lucassen.

Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen weiter größtes Risiko

Als größtes Risiko sehen die Unternehmen nach wie vor die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, das mit 68 Prozent um nur einen Prozentpunkt zurückgegangen ist. Auf Platz zwei liegt die schwache Inlandsnachfrage (62 Prozent, minus fünf Prozentpunkte), gefolgt von den Arbeitskosten (53 Prozent, minus einen Prozentpunkt). Das Risiko der Energie- und Rohstoffpreise ist am deutlichsten zurückgegangen: um neun Prozentpunkte auf 44 Prozent. Auf dem fünften Platz liegt der Arbeits- und Fachkräftemangel mit unverändert 41 Prozent.

„Die Unternehmen haben weiterhin mit vielen parallel auftretenden Risiken zu kämpfen“, erläutert IHK-Präsident Reinhold Braun. „Erfreulich ist allerdings, dass deren Intensität sowohl in der Einzelbetrachtung als auch in Summe abgenommen hat. Dieser Trend muss sich nun verfestigen“, sagt Braun weiter.

Trumps Zollpolitik: Risiko oder Chance?

Vor allem die exportorientierte Industrie ist von der Zollpolitik der US-Regierung unter Donald Trump verunsichert. Laut IHK Schwaben erwarten viele Unternehmen dadurch negative Auswirkungen auf ihre Geschäfte. Vor allem das unvorhersehbare Handeln von Trump bewertet Lucassen hier als Risiko für die Wirtschaft. „Das ist reines Gift, zusätzlich dazu, dass Wirtschaftspolitik über Zölle gemacht wird.“

69 Prozent der Unternehmen wünschen sich demnach, dass die EU und die Bundesregierung eine Eskalation des Zollstreits vermeiden und verstärkt auf Handelsdiplomatie setzen. Nur 30 Prozent wollen Vergeltungszölle. Fast zwei Drittel hingegen fordern neue Handelsabkommen mit alternativen Märkten und dass der EU-Binnenmarkt vertieft wird.

In letzterem sieht die IHK auch Chancen für die Wirtschaft in Bayerisch-Schwaben und Deutschland. „Wer hätte geglaubt, dass sich die EU so schnell häuten kann und von einem Green Deal zu einem Industrial Deal kommt?“, fragt Lucassen mit Blick auf die Omnibus-Verordnung.

Neue Regierung muss Versprechen einlösen

Mit Blick auf die neue Regierung unter Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) fordert die IHK Schwaben mutiges Handeln in der Wirtschaftspolitik. „Die im Koalitionsvertrag angekündigten Maßnahmen dürfen erst der Anfang tiefgreifender, struktureller Reformen sein“, fordert Braun. Nur so könne der Standort Deutschland international attraktiv bleiben und verhindert werden, dass sich die Rezession der deutschen Wirtschaft verfestigt.

Vor allem bei den Punkten Arbeitskräftemangel und Arbeitskosten sieht die IHK Schwaben Verbesserungsbedarf. „Wir brauchen am Standort Deutschland mehr Arbeitsvolumen, damit das Potenzialwachstum wieder steigt“, sagt Braun. Dazu gehöre es etwa, Zuwanderung von Fachkräften zu fördern, das Renteneintrittsalter zu erhöhen, Menschen aus Teilzeit in Vollzeit zu bringen. Gerade für letzteres müsse die Kinderbetreuung verbessert werden und auch eine Reform des Steuersystems kommen. „Für eine junge Familie mit zwei Kindern in der Großstadt lohnt es sich nicht, mehr zu arbeiten, weil dann viele Steuervergünstigungen wegfallen und am Ende nicht mehr Geld vorhanden ist“, erklärt Lucassen.

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