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Seit Mitte 2024 steckt ZF Friedrichshafen in der größten Krise der Firmengeschichte. Angefangen hat es mit einem geplanten Stellenabbau von bis zu 14.000 Stellen in Deutschland. Dann rückte schnell die Sparte „Elektrifizierte Antriebstechnologien“, auch als E-Division bekannt, in den Fokus. Seit Anfang 2025 wurden mögliche Zukunftsszenarien der Antriebssparte geprüft. Verkauf, Verbleib, Einstieg von Investoren, aber auch ein kompletter Ausstieg standen indes im Raum. Nun steht fest: Die Antriebssparte soll aus eigener Kraft neustrukturiert werden und bleibt damit Teil von ZF.
Bei der Aufsichtsratssitzung im Juli haben ZF, der Betriebsrat und die IG Metall ein „Bündnis für Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigungssicherung“ geschlossen. Ziel war es, die Zukunft der Antriebssparte gemeinsam zu definieren. Dem Bündnis waren Streiks an mehreren Standorten des Autozulieferers vorangegangen. Die drei Parteien haben sich nun auf, nach eigenen Angaben, tragfähige Maßnahmen geeinigt, die schrittweise ab 2026 umgesetzt werden sollen. Man habe eine Grundlage geschaffen, die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und gleichzeitig Beschäftigung so weit wie möglich zu sichern.
Ein Kernelement des Pakets ist die Absenkung der Wochenarbeitszeit in der gesamten Division E um sieben Prozent auf 32,5 Stunden pro Woche. Auch entfällt das Transformationsgeld und die Tariferhöhung wird auf Oktober 2026 verschoben. Statt Sonderzahlungen erhalten die Beschäftigten zusätzliche freie Tage. Darüber hinaus wurde ein umfassender Sanierungstarifvertrag vereinbart. Er beinhaltet freiwillige Programme wie Altersteilzeit, Abfindungsregelungen und eine Transfergesellschaft für sozialverträglichen Stellenabbau. Dabei gilt das Prinzip der doppelten Freiwilligkeit: Niemand wird gezwungen, das Unternehmen zu verlassen. Laut Helene Sommer, Erste Bevollmächtigte der IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben, sei dies ein schmerzlicher Einschnitt, der jedoch einen größeren Kahlschlag verhindern soll.
ZF befindet sich aktuell auf Sparkurs, welcher nach Veröffentlichung der Unternehmenszahlen für das erste Halbjahr 2025 noch verschärft wurde. Oft stand für diese Entwicklung Ex-Vorstand Holger Klein in der Kritik, der das Unternehmen Ende September 2025 verlassen hat. Sein Nachfolger, Mathias Miedreich, sagt beim Pressegespräch, seinem ersten Auftritt in der Funktion als ZF-Vorstand: „Ziel ist, unsere Position als technologisch führender Top-Player im Markt langfristig zu stärken und unsere Wettbewerbsfähigkeit deutlich zu steigern. Uns ist bewusst, dass der Weg dorthin mit harten Einschnitten für unsere Mitarbeitenden einhergeht. Nun gilt es, zum Wohl des Unternehmens diese schweren Zeiten gemeinsam zu meistern.“ Weiter betont er, dass Werksschließungen trotz starker Einschnitte aktuell nicht vorgesehen sind.
Bis 2030 sollen 7.600 Stellen entfallen, allerdings nicht zusätzlich zu den bereits angekündigten 14.000. Allein in den kommenden zwei Jahren sollen konzernweit rund 2.200 Mitarbeiter angesprochen werden, ob sie an den genannten Freiwilligenprogrammen teilnehmen möchten. Ziel ist es, so allein innerhalb der Antriebssparte rund 500 Millionen Euro einzusparen. Die Arbeitnehmervertretung betont, dass betriebsbedingte Kündigungen zunächst ausgeschlossen seien. Garantieren lasse sich dies zwar nicht, Achim Dietrich, Vorsitzender des ZF-Gesamtbetriebsrats, zeigt sich jedoch überzeugt, dass die beschlossenen Maßnahmen Früchte tragen werden. Die nächsten zwei Jahre sollen zeigen, ob der Kurs gehalten werden kann oder doch weitere Stellenkürzungen notwendig sein.
ZF will die E-Division mit diesen Maßnahmen aus eigener Kraft halten, prüft jedoch Partnerschaften oder Teilpartnerschaften in einzelnen Bereichen wie etwa Plug-in-Hybride Getriebe und Inverter. Auch Joint Ventures mit komplementären Partnern seien denkbar, stets unter der Prämisse, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.