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MT Aerospace: Aus dem Sinkflug zurück ins Weltall
Tag der Raumfahrt

MT Aerospace: Aus dem Sinkflug zurück ins Weltall

Der Erststart der Ariane 6 am 9. Juli 2024. MT Aerospace liefert die Tanks und die Außenhaut der Ariane 6. Foto: ESA/ Stephane Corvaja
Der Erststart der Ariane 6 am 9. Juli 2024. MT Aerospace liefert die Tanks und die Außenhaut der Ariane 6. Foto: ESA/ Stephane Corvaja

Bei MT Aerospace aus Augsburg geht es nach der Krise wieder aufwärts. Wie das Unternehmen das geschafft hat und welches Potenzial in der Luft- und Raumfahrt-Branche für Augsburg liegt. Denn diese rückt am Tag der Raumfahrt in den Fokus.

Es ist rund fünf Jahre her, dass MT Aerospace in die Krise gerutscht war. Grund war, dass zum einen die Entwicklung der Rakete Ariane 6 länger gebraucht hatte und zum anderen gleichzeitig die Ariane 5 früher eingestellt wurde als geplant. Die Folge: Tiefrote Zahlen bei MT Aerospace, rund 100 Stellen wurden in Augsburg abgebaut. Trotz finanzieller Hilfen aus der Politik.

Wie hat es MT Aerospace aus der Krise geschafft?

Mittlerweile ist die Ariane 5 tatsächlich Geschichte und die Ariane 6 ist mit vier Jahren Verspätung endlich im All unterwegs: Der erfolgreiche Erststart fand im Juli 2024 statt, MT Aerospace rechnet mit einer wachsenden Zahl an Raketenstarts der Ariane 6. Allein in diesem Jahr sind vier bis fünf Starts geplant. In den kommenden Jahren soll das auf mindestens zehn Starts jährlich wachsen. MT Aerospace liefert mit den Tanks und der Außenhaut mehr als zehn Prozent für die Rakete zu und ist damit der zweitgrößte europäische Zulieferer.

Doch heute ist die Ariane-Rakete eines von mehreren Projekten der MT Aerospace. „Wir haben uns breiter aufgestellt und im Markt als Zulieferer etabliert, vor allem in den USA“, erklärt eine Sprecherin von MT Aerospace, wie sich das Unternehmen wieder auf Erfolgsspur gebracht hat. Vor allem das Boeing Space Launch System hat dazu beigetragen, dass MT Aerospace die Aufmerksamkeit in den USA erhielt. Denn auch für die NASA-Rakete liefert das Augsburger Unternehmen Strukturbauteile. „Dadurch sind andere Unternehmen auf uns aufmerksam geworden, auch Privatleute aus den USA“. Namen darf die Unternehmenssprecherin allerdings nicht nennen.

Die Tankdeckel von MT Aerospace werden auch "Domkappen" genannt. Sie haben einen Durchmesser von 8,40 Metern. Foto: Marcus Merk
Die Tankdeckel von MT Aerospace werden auch "Domkappen" genannt. Sie haben einen Durchmesser von 8,40 Metern. Foto: Marcus Merk

Offene Stellen: MT Aerospace sucht neue Mitarbeitende

Außerdem spielen MT Aerospace die weltpolitischen Entwicklungen in die Karten: „Die Raumfahrt hat wegen der Themen Sicherheit und Verteidigung an Bedeutung gewonnen“, so eine Sprecherin des Unternehmens weiter. Heute steht MT Aerospace wieder auf eigenen Beinen und möchte wieder Fachkräfte einstellen.

Rund 50 Stellen hat das Unternehmen aktuell ausgeschrieben – etwa im Controlling, als Zerspanungsmechaniker, in der Logistik oder als Projektleiter der Bodenanlagen. Auch Werkstudierende sind gesucht. Bis 2028 will MT Aerospace weitere 150 bis 200 Mitarbeitende einstellen. Auch Quereinsteiger sind willkommen.

Weltraumtankstelle made in Augsburg

Die neuen Mitarbeitenden wird das Unternehmen nach seinen derzeitigen Plänen auch benötigen: Bei MT Aerospace laufen derzeit Studien für die ESA, wie Weltraumtankstellen zur Treibstoff-Lagerung und zum Betanken der Raketen im Weltraum realisiert werden können. Denn die ESA wird für ihre Marsprojekte eine Infrastruktur im Weltall benötigen, etwa um Bauteile für Marsstationen auf den Mars zu bringen.

Doch je schwerer eine Rakete ist, desto mehr Treibstoff benötigt sie „Es müsste also eine Tankstelle im Weltall platziert werden, sodass eine Art Pendelverkehr zu fernen Planeten möglich ist“, erklärt eine MT Aerospace-Sprecherin. Und für eine solche Weltraumtankstelle will MT Aerospace einmal wichtige Teile liefern.

So könnte mal eine Weltraumtankstelle aussehen. Foto: ESA
So könnte mal eine Weltraumtankstelle aussehen. Foto: ESA

Augsburg – traditioneller Standort für Luft- und Raumfahrt

Luft- und Raumfahrt hat in Augsburg eine lange Tradition: 1897 wurde die Ballonfabrik gegründet, 1931 gelang dem Schweizer Physiker Auguste Piccard der erste Flug in die Stratosphäre. Auch heute spielt die Luft- und Raumfahrt in Augsburg und Region eine große Rolle. Neben MT Aerospace entstehen auch in anderen Unternehmen Bauteile für Flugzeuge und Raketenen – etwa bei der Rocket Factory, Premium Aerotec und Airbus. Laut Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber arbeiten in der Region rund 25.000 Menschen in dieser Branche.

Mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat sich in Augsburg außerdem ein außeruniversitäres Forschungszentrum angesiedelt. Dort wird zum einen an Produktionstechnologien und Fertigungsweisen von Leichtbau-Bauteilen geforscht. Zum anderen an Triebwerkstechnologien – mit weltweit einzigartigen MTC-Prüfständen. Mit diesen wird die Lebensdauer von Triebwerkskomponenten überprüft – und zwar gleichzeitig unter extremen mechanischen, thermischen und chemischen Belastungen. Das Ziel: Flugzeuge sollen leiser werden, weniger Treibstoff verbrauchen und weniger Abgase ausstoßen.

Tag der Raumfahrt: Das ist in Augsburg los

Kein Wunder also, dass am 28. März, dem bundesweiten Tag der Raumfahrt, auch in Augsburg einiges los ist: MT Aerospace und Rocket Factory informieren auf dem Rathausplatz über die Luft- und Raumfahrt und zeigen etwa Raketenmodelle. MT Aerospace bietet zudem Werksführungen und Paneldiskussionen an. Die Tour durch die Raketenproduktion bei der Rocket Factory ist bereits ausgebucht. Das Augsburger Planetarium zeigt Raumfahrtshows.

Wer selbst einmal ins Weltall fliegen will, kann das am Tag der Raumfahrt sogar vom Augsburger Rathausplatz aus. Das macht der SpaceBuzz Weltraumsimulator möglich – ein 18 Meter langer LKW, der aussieht wie eine liegende Rakete. Im Inneren erleben die Besuche einen virtuellen Raumflug ins All – Virtual-Reality- und Augmented-Reality machen es möglich. Das Programm haben Astronautinnen und Astronauten mitentwickelt.

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