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Konjunkturumfrage der bayme vbm: „Wir brauchen einen echten U-Turn“
Metall- und Elektroindustrie in Bayerisch-Schwaben

Konjunkturumfrage der bayme vbm: „Wir brauchen einen echten U-Turn“

Die Metall- und Elektroindustrie in Bayerisch-Schwaben hat schon rosigere Zeiten gesehen. Foto: Adobe Stock / Photocreo Bednarek
Die Metall- und Elektroindustrie in Bayerisch-Schwaben hat schon rosigere Zeiten gesehen. Foto: Adobe Stock / Photocreo Bednarek

Bayerisch-Schwabens Metall- und Elektroindustrie steht vor großen Herausforderungen. Das zeigt die Konjunkturumfrage der bayme vbm. Deren Vorsitzender der Region Schwaben, Gernot Egretzberger, hat klare Forderungen an die Politik, um die Talfahrt aufzuhalten.

Laut der halbjährlichen Konjunkturumfrage der Arbeitgeberverbände bayme vbm steht die Metall- und Elektroindustrie vor großen Herausforderungen: Mehr als 50 Prozent der Unternehmen befürchten, dass sie im ersten Halbjahr 2025 Stellen abbauen müssen. Zwar hat sich laut Umfrage das Inlandsgeschäft im Vergleich zum Sommer deutlich verbessert, das Auslandsgeschäft hat sich dafür deutlich verschlechtert.

Ergebnisse der Konjunkturumfrage

Das wirkt sich auf die Produktions- und Investitionspläne der Unternehmen in Bayerisch-Schwaben aus: Nur noch jedes siebte Unternehmen aus der Metall- und Elektroindustrie möchte derzeit seine Produktion in Deutschland in den kommenden Monaten ausweiten. 40,2 Prozent müssen sie sogar herunterfahren, fast 50 Prozent müssen ihre Investitionsausgaben reduzieren. Ferner sagen mehr als 70 Prozent der bayerisch-schwäbischen Metall- und Elektrounternehmen, dass sich die Standortbedingungen in Deutschland verschlechtert haben. „Wir haben es nicht nur mit einer konjunkturellen Krise zu tun, sondern auch mit einer Standortkrise“, fasst Gernot Egretzberger, der Vorsitzende der bayme vbm in der Region Schwaben, die Umfrageergebnisse zusammen. 

Beispiel J.N. Eberle aus Augsburg: Wirtschaftsstandort Deutschland wird unattraktiv

Das zeige sich auch daran, dass mehr Unternehmen Teile ihres Geschäfts in andere Länder verlagern. Nicht zuletzt das Augsburger Traditionsunternehmen J.N. Eberle, dessen Geschäftsführer Egretzberger ist. Eberle produziert Metallsägebänder, die weltweit versandt werden. Anfang Dezember hatte das Unternehmen, das bislang treu auf den Standort Augsburg gesetzt hatte, einen Strategiewechsel angekündigt: Teile der Produktion werden nach Osteuropa verlagert und 60 bis 90 Stellen in Augsburg abgebaut. Der Grund: die steigende Kostenbelastung am Wirtschaftsstandort Deutschland. „In den USA haben die Unternehmen nur ein Viertel der Energiekosten“, sagt Egretzberger. „Wenn wir auch solch niedrige Energiekosten hätten, hätten wir mehr als eine Million Euro mehr.“

Außerdem habe Eberle mit seinen Kunden und Lieferanten nachverhandelt, Aktionäre würden auf die Dividende verzichten, Prozesse werden mittels KI optimiert. Auch werde bei jeder Bestellung geprüft, ob sie notwendig ist – bis zu Getränkebestellungen und Abos. „Durch die hohen Energie- und Lohnkosten und den Preisdruck der chinesischen Mitbewerber reicht das aber nicht“, so Egretzberger. 

bayme vbm: Gründe für die Standortprobleme 

„Die traurige Wahrheit ist: Wir sind zu teuer, zu langsam, zu bürokratisch“, fasst Egretzberger zusammen. So sehen etwa ein Viertel der befragten Unternehmen die Bürokratie als eine Belastung, 10 Prozent den Fachkräftemangel. Durch die Arbeitskosten, die Energiekosten und die Unternehmenssteuer seien die Belastungen in Deutschland zu hoch.

Durch die Wiederwahl von Donald Trump als US-Präsident befürchtet Egretzberger weitere Probleme auf die Unternehmen zu kommen. „Ich habe mit Kunden in den USA gesprochen: Die bereiten sich alle auf Strafzölle vor.“ Die USA sind der größte Exportmarkt der Metall- und Elektroindustrie. So gingen 2023 fast 15 Prozent der bayerischen Exporte in die USA.

Wie wird der Standort Deutschland wieder wettbewerbsfähig?

Die Forderungen von Egretzberger sind klar: „Die Kosten am Standort Deutschland laufen aus dem Ruder. Wir brauchen dringend Entlastungen bei Arbeitskosten, Energiekosten, Unternehmenssteuern und bürokratischen Vorgaben.“ Dies sei aber nur der eine Bereich, in dem die deutsche Politik andere Entscheidungen treffen müsse: Es benötige Investitionen unter anderem in Bildung und Infrastruktur, der Anstieg der Sozialausgaben müsse gebremst sowie die Sozialsysteme reformiert werden.

Außerdem sollte die Übergangsphase von Verbrennerautos zu E-Autos verlängert werden. „Der Zeitraum ist zu kurz und die Akzeptanz unter den Kunden zu niedrig“, so Egretzberger. Es brauche im Moment noch beides: Verbrennerautos und E-Autos von deutschen Herstellern. „Die Verbrennermotoren sind ein profitabler Ast, der die Transformation zum E-Motor finanziert."

Gleichzeitig appelliert er auch an die Unternehmen selbst zu mehr Kooperation, Austausch und Diskussion untereinander. „Wir haben alle dieselben Probleme. Unternehmen sollen sich mehr vernetzen. Wir müssen weg von dem Gedanken: ein Unternehmen gegen das andere.“

Neuwahlen als Wendepunkt für die Wirtschaft

„Die Neuwahlen im Februar müssen daher die dringend benötigte Wirtschaftswende einläuten und dem Abwärtstrend ein Ende setzen“, fordert Egretzberger. Er hofft, dass die bayme vbm dann im Sommer, nach der nächsten Konjunkturumfrage, ihre Prognosen nach oben korrigieren kann.

Doch mit welcher der Parteien, die zur Bundestagswahl antreten, ist das möglich? Egretzberger will keine Wahlempfehlung geben. Dennoch trifft er eine klare Aussage: „Jeder soll wählen gehen. Wer etwas ändern möchte, muss seine Stimme abgeben. Das sage ich auch meinen Mitarbeitenden.“

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