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Die Wirtschaft in Bayerisch-Schwaben steckt weiterhin fest. Der IHK-Konjunkturindex ist im Herbst 2025 im Vergleich zum Frühjahr nur um einen Punkt auf 105 Punkte gestiegen und bleibt damit erneut deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 114 Punkten. „Die bayerisch-schwäbische Wirtschaft verharrt im Stillstand. Wir sehen keine konjunkturelle Belebung, sondern eine Erosion unserer Wettbewerbsfähigkeit. Der heimische Wirtschaftsstandort bleibt ein Sanierungsfall“, äußert sich Reinhold Braun, Präsident der IHK Schwaben und geschäftsführender Gesellschafter bei Sortimo International, zu den Ergebnissen des Konjunkturindex.
Nur 29 Prozent der befragten Unternehmen melden derzeit eine gute Geschäftslage. Die Erwartungen für die kommenden Monate trüben sich hingegen weiter ein: Nur 17 Prozent rechnen mit einer Verbesserung, 18 Prozent mit einer Verschlechterung. „Die Dauerkrise hat sich verfestigt. Viele Betriebe kämpfen mit schwacher Nachfrage, hohen Standortkosten und regulatorischen Belastungen. Der politische Reformstau ist das größte Standortrisiko“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Marc Lucassen.
Nach Einschätzung der IHK handelt es sich nicht um eine vorübergehende Schwächephase. „Es geht hier nicht um eine konjunkturelle Welle, sondern um ein grundsätzliches Strukturproblem, das uns nun schon seit sechs Jahren begleitet. Jetzt erreicht die Strukturkrise deutlich den Arbeitsmarkt“, betont Lucassen.
Er spricht von einer ernsten Lage: „Wir sind internationales Wachstumsschlusslicht. Wir generieren in diesem Land seit drei Jahren kein maßgebliches Wirtschaftswachstum. Es ist wie beim Leistungssport: Die anderen rennen, und wir bleiben stehen.“ IHK-Präsident Braun ergänzt: „Es geht um internationale Wettbewerbsfähigkeit. Wenn wir diese nicht gegeben haben, verlieren wir auf voller Strecke.“
Die Schwäche der Wirtschaft wirkt sich inzwischen auch auf die Beschäftigung aus. Nur noch 14 Prozent der Unternehmen planen, neue Stellen zu schaffen, während 24 Prozent einen Personalabbau erwarten. Besonders betroffen seien Industrie, Großhandel sowie das Reise- und Gastgewerbe.
„Die Krise erreicht den regionalen Arbeitsmarkt“, warnt Lucassen. „Die Unternehmen halten ihre Fachkräfte derzeit nur mit großem Kraftaufwand. Ohne klare Wachstumsimpulse droht diese Stabilität verloren zu gehen.“ Die Arbeitslosenquote liegt mit 3,8 Prozent zwar weiterhin auf vergleichsweise niedrigem Niveau, erreicht aber den höchsten Wert seit 2021.
Braun warnt, dass dem Standort Augsburg im Zuge der Krise die Lieferketten unwiederbringlich verloren gehen. Auch die nahe Zukunft der Chemieindustrie in Deutschland schätzt er kritisch ein und zieht Parallelen zur früheren Krise der Automobilindustrie in Detroit.
Sowohl Braun als auch Lucassen sehen dringenden Handlungsbedarf. „Was die Bundesregierung im Moment tut, ist ein Tropfen auf den heißen Stein“, erklärt Braun. „Wir müssen das Problem an der Wurzel anpacken und nicht Symptome behandeln.“
Die IHK Schwaben fordert einen umfassenden Sanierungsplan für die deutsche Wirtschaft. Zu den wichtigsten Reformen zählen für ihn der Abbau von Bürokratie, Sozialstaatsreformen wie die Senkung der Arbeitskosten und die Förderung von Innovation und Bildung. „Deutschland muss ein Innovationsland werden. Darin liegt unsere Chance“, betont Braun.
Lucassen ergänzt: „Das ist nicht Trump, der Ukrainekonflikt oder der Nahe Osten. Das sind zum größten Teil hausgemachte Probleme.“
Widerstandsfähig zeige sich laut IHK Schwaben weiterhin die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie. „Sie ersetzt nicht die Automobilindustrie, bleibt aber ein wichtiger Stabilitätsfaktor für die Region“, erklärt Lucassen. In der Region hoffe man auf weiteres Wachstum in diesem Bereich, man betont jedoch die Bedeutung eines gesunden Branchenmix.
Für Lucassen ist klar: Die aktuelle wirtschaftliche Lage betrifft nicht nur die Unternehmen, sondern das Land als Ganzes. „Es geht hier nicht mehr um Luxusprobleme, sondern um das Fundament unseres Staates“, erklärt Lucassen abschließend.