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Wie geht es den Unternehmen in Augsburg?
Wirtschaftliche Lage

Wie geht es den Unternehmen in Augsburg?

Ellen Dinges-Dierig, Vorsitzende der IHK-Regionalversammlung Augsburg Stadt, und Jens Walter, Regionalgeschäftsführer der IHK Schwaben. Foto: Katharina Seeburger/ B4B
Ellen Dinges-Dierig, Vorsitzende der IHK-Regionalversammlung Augsburg Stadt, und Jens Walter, Regionalgeschäftsführer der IHK Schwaben. Foto: Katharina Seeburger/ B4B

Die Konjunktur in Bayerisch-Schwaben stagniert, in der Stadt Augsburg dagegen scheint die Lage besser zu sein. Woran liegt das und gilt damit in der Wirtschaftskrise Entwarnung für die Fuggerstadt?

Die Konjunktur in Bayerisch-Schwaben stagniert und immer mehr Unternehmen bauen Arbeitsplätze ab. Das hat jüngst der IHK-Konjunkturindex gezeigt. Doch die Lage in der Stadt Augsburg ist laut dem IHK-Konjunkturindex deutlich besser als der Durchschnitt in Bayerisch-Schwaben.

Rüstungsbranche im Aufwind

Woran liegt es, dass Geschäftslage und Erwartungen in Augsburg Stadt deutlich besser sind als in Bayerisch-Schwaben und in den anderen Regionen? „Die Industrie in der Stadt steht im Moment besser da als die auf dem Land“, sagt Niklas Gouverneur, Abteilungsleiter Wirtschaftsforschung und Politik bei der IHK Schwaben. Das liege an Unternehmen wie MT Aerospace und Airbus, sowie Rüstungsunternehmen wie Renk, deren Branchen im Moment im Aufwind sind.

Zudem erwarten die Einzelhändler in Augsburg laut IHK Schwaben ein gutes Weihnachtsgeschäft. Die Stimmung in dieser Branche sei deshalb tendenziell optimistischer als in den anderen Regionen. 

Als Hauptgrund für den guten Augsburger Konjunkturindex sieht die IHK Schwaben die Dienstleistungsbranche. Die ist in Augsburg mit Abstand am größten und steht in ganz Bayerisch-Schwaben im Vergleich am besten da. "Diese Branche ist der Konjunkturmotor", sagt Gouverneur. 

Mit 117 Punkten ist der Konjunkturindex in Augsburg seit dem Frühjahr um acht Punkte gestiegen. Er liegt an der Spitze der Regionen in Bayerisch-Schwaben und über dem zehnjährigen Durchschnitt der Region (114). Der IHK-Konjunkturindex ermittelt sich aus der aktuellen Geschäftslage und den Erwartungen der Unternehmen.

Augsburger Unternehmen bauen Arbeitsplätze ab

Also alles gut in der Stadt Augsburg? Nein, sagt Ellen Dinges-Dierig, Vorsitzende der IHK-Regionalversammlung Augsburg Stadt: „Auch wenn die Augsburger Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen aktuell noch vor einer relativ guten Auftrags- und Umsatzlage profitieren, schwindet die Hoffnung auf einen tragfähigen wirtschaftlichen Aufschwung.“

Denn obwohl die Dienstleistungsbranche im Vergleich noch gut dasteht, zeigt auch bei ihr die Tendenz nach unten – und Augsburg arbeiten dort 60 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Augsburg. Laut Gouverneur wirken sich die Probleme der Industrie inzwischen auch auf die Dienstleister aus, die die Industrie beliefern. „Die unternehmensbezogenen Dienstleistungen, viele davon im industrienahen Bereich, sind das Rückgrat unserer regionalen Wirtschaft“, sagt Dinges-Dierig.

Auch in Augsburg wirken sich die strukturellen Probleme inzwischen auf den Arbeitsmarkt aus, wenn auch noch schwächer als in den anderen Regionen: Zwar gehen mehr Augsburger Unternehmen davon aus, dass ihre Beschäftigtenzahl steigen wird (22 Prozent), als dass sie sinken wird (17 Prozent). Doch letztere Zahl hat sich seit dem Frühjahr fast verdoppelt. Die Arbeitslosenquote in der Stadt Augsburg ist innerhalb eines Jahres um 0,9 Prozentpunkte gestiegen.

Standortrisiko Deutschland

Die Risiken, die die Unternehmen für ihre wirtschaftliche Entwicklung sehen, sind keine Unbekannten. Laut IHK Schwaben sehen 62 Prozent der Unternehmen die schwache Inlandsnachfrage als Risiko. 63 Prozent der Unternehmen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und damit fünf Prozent weniger als noch im Frühjahr. „Das heißt nicht, dass diese Situation besser wurde, sondern dass die anderen Probleme größer geworden sind“, erklärt Gouverneur. Namentlich: die Arbeitskosten (55 Prozent), Preise für Energie und Rohstoffe (46 Prozent) und Arbeits- und Fachkräftemangel (42 Prozent).

„Ich habe den Eindruck, dass die Politik noch immer glaubt, die Unternehmen werden es schon richten“, sagt Dinges-Dierig. „Wir schaffen es derzeit gerade so, unsere Zahlen zu halten, aber die Perspektive ist wirklich schwierig. Wir müssen den Reformstau endlich auflösen. Das ist unser größtes Standortrisiko“, sagt sie weiter.

„Politik muss liefern“

Die Forderungen von den IHK-Vertretern Ellen Dinges-Dierig und Jens Walter sind klar: Die Bundesregierung muss ihre Versprechen umsetzen und die Standortbedingungen in Deutschland verbessern. Bürokratieabbau, Senken der Energiekosten, Investitionen in die Infrastruktur und Arbeitskosten reduzieren. Doch was können die Unternehmen und die IHK Schwaben tun, wenn die Politik die nötigen Reformen nicht umsetzt? „Jedes Unternehmen trägt seinen Teil bei, allein dadurch, dass es sein Unternehmen am Laufen hält und überleben will“, sagt Dinges-Dierig.

Jens Walter, Regionalgeschäftsführer der IHK Schwaben, verweist auf die Gespräche, die die IHK mit Politikern führt und ihnen immer wieder die Situation der Unternehmen, die Dringlichkeit schildert. „Unsere Hand ist immer ausgestreckt“, sagt er. „Aber die Unternehmen können die Steuern nicht selbst senken oder die Bürokratie abbauen. Unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Die Politik muss liefern. Jetzt“, sagt Walter und atmet hörbar aus.

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