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Ilzhöfer: Wieso Nachhaltigkeit und zukunftssichere Unternehmen zusammenhängen
Interview

Ilzhöfer: Wieso Nachhaltigkeit und zukunftssichere Unternehmen zusammenhängen

Richard Walch, Geschäftsführer der Ilzhöfer Inh. Walch GmbH & Co. KG, stellt sukzessive das Geschäftsmodell seines Unternehmens auf Nachhaltigkeit und Energieberatung um. Foto: B4B/ Katharina Seeburger
Richard Walch, Geschäftsführer der Ilzhöfer Inh. Walch GmbH & Co. KG, stellt sukzessive das Geschäftsmodell seines Unternehmens auf Nachhaltigkeit und Energieberatung um. Foto: B4B/ Katharina Seeburger

Wer sich nicht für Nachhaltigkeit interessiert, will kein modernes Unternehmen sein. Das sagt Richard Walch, Geschäftsführer von Ilzhöfer. Der Energielieferant aus Augsburg hat ein zusätzliches Geschäftsmodell entwickelt.

B4BSCHWABEN.de: Ilzhöfer gibt es seit über 150 Jahren, Sie führen das Familienunternehmen in vierter Generation. Was bedeutet das für Sie?

Richard Walch: Erst mal steht man da ein bisschen ehrfürchtig davor. Du stellst dir dann die Frage: Was machst jetzt du, als vierte Generation? Was ist denn dein Beitrag in dieser Familiengeschichte und für das Unternehmen? Meine Antwort ist die Reise zur Nachhaltigkeit. Wir sehen das nicht als Bedrohung, sondern wir sehen das als Chance, denn unser Job ist immer schon gewesen: Wir handeln mit Energie, und zwar mit der Energie, die unsere Kunden gerne haben wollen. Und welche Energieform unsere Kunden haben wollen, hat sich auch schon über die letzten 150 Jahre verändert. Diese Veränderung ist deswegen nichts Neues für uns. Jetzt können wir unsere Kunden neutral beraten, weil wir verschiedenste Energieformen im Portfolio haben und schauen können, was am besten passt.: Heizöl, Strom, auch für die Wärmepumpe, Erdgas und Holzpellets.

Inzwischen bieten Sie als Energielieferant für Unternehmen auch Energieberatung an. Wie ist es dazu kommen?

Wir haben fünf Geschäftsfelder: die Tankstellen, das Energiegeschäft, die Schmierstoffe, der Tankanlagenbau mit Technik sowie Nachhaltigkeit und Energieberatung. Wir machen aber keine Energieberatung für private Haushalte und wir schauen auch nicht, wie man Gebäude sanieren müsste. Wir berechnen für Unternehmen ihren CO₂-Fußabdruck. Also wie viel CO₂ sie durch ihre Arbeit ausstoßen. Bei einem Verlag wie euch schauen wir zum Beispiel: Wie viel Strom verbraucht das Unternehmen? Wie heizt es? Wie viel Mitarbeiter arbeiten dort und wie kommen die zur Arbeit? Wie viel Müll produziert das Unternehmen? Dann nehmen wir die Daten auf und berechnen die mit unserem Partner First Climate. Da kommt zum Beispiel raus, der Geschäftsbetrieb von B4BSCHWABEN.de ist verantwortlich für eine zweistellige Zahl an Tonnen CO₂. Und dann werden Sie sofort sehen, wo am meisten ausgestoßen wird.

Beraten Sie dann auch, wie die Unternehmen ihren CO₂-Ausstoß reduzieren können?

Genau. Das Unternehmen fragt dann zum Beispiel, wie es seinen Ausstoß in der Logistik reduzieren kann und wir zeigen Lösungsvorschläge. Zum Beispiel, dass sie ihre Diesel-Flotte in Zukunft mit HVO100 betanken können. Das ist ein Diesel-Kraftstoff, der 85 Prozent weniger CO₂ emittiert, im Vergleich zu herkömmlichem Diesel (B7). Der besteht aus Rest- und Abfallstoffen, also Pommes-Fett zum Beispiel. Dadurch, dass wir hier die Reste und Abfallstoffe verwenden, sprechen wir davon, dass 85 Prozent weniger CO₂ emittiert werden. Wenn wir dann ein Jahr später wieder die Bilanz aufstellen, kann man bei der Logistik 85 Prozent des Ausstoßes abziehen.

Wie kam das, dass Sie sich mit Nachhaltigkeit auseinandergesetzt haben?

Wir sind zusammen mit anderen Mittelständlern Gesellschafter der Avia. 2018 haben wir beschlossen, das Heizöl, das wir verkaufen, klimaneutral zu stellen. Als Geschenk und Anreiz für unseren Kunden. Zugegebenermaßen, das ist eher aus einer Image-Idee entstanden. Wir haben für unsere Kunden das CO₂ freiwillig kompensiert, indem wir Projekte unterstützt haben, durch welche CO₂ eingespart wird. Zum Beispiel kleine Kochöfen, die in Uganda verschenkt wurden, dadurch haben die weniger Holz gebraucht. CO₂ ist immer ein globales Thema. Da gab es ein paar Kunden, die haben das gefeiert, aber den meisten war das egal, wenn man ehrlich ist. Denn der Privatmann macht es aus Überzeugung und da gibt es einfach nur wenige. Wir haben dann den Fokus von B2C auf B2B geändert: Zu denen, die davon auch einen Nutzen haben, wenn sie sich damit beschäftigen, und weil der Hebel größer ist für die Umwelt. Auch bei den Unternehmen gibt es welche, die sich dafür nicht interessieren, aber die Zahl derer, die das wollen, die wird immer größer.

Woran liegt das?

Viele große Firmen sind bereits zu einem Nachhaltigkeitsbericht verpflichtet, andere werden schrittweise verpflichtet. Dann wird alles öffentlich, was die Firmen bei Nachhaltigkeit machen, und dann müssen die was tun. Natürlich könnten wir sagen: „So groß bin ich als Ilzhöfer ja gar nicht. Ich muss nicht reporten.“ Aber ich habe natürlich ganz viele Kunden, die müssen berichten. Wir beliefern zum Beispiel große Industrieunternehmen in Augsburg. Natürlich müssen die einen Nachhaltigkeitsbericht machen. Wenn die jetzt bei uns ein Produkt kaufen, dann wollen unsere Kunden gleich von mir wissen, was mein Produkt für einen CO₂-Fußabdruck hat. Das muss ich ihnen melden, sonst darf ich sie nicht mehr beliefern. Das gilt für ganz Augsburg, hier ist viel große Industrie und auch kleinste Firmen, die für diese Großindustrie arbeiten. Wenn du keine Angaben zu deiner Nachhaltigkeit machen kannst, kann das bei Ausschreibungen auch Minuspunkte geben. Dann bist du vielleicht der Günstigste, aber du fliegst trotzdem raus. Also das hat jetzt schon echte Konsequenzen.

Richard Walch bei der Eröffnung der AVIA Tankstelle in Oberhaching, an der der HVO100 Diesel getankt werden kann. Foto: ILZHÖFER Inh. Walch GmbH & Co. KG
Richard Walch bei der Eröffnung der AVIA Tankstelle in Oberhaching, an der der HVO100 Diesel getankt werden kann. Foto: ILZHÖFER Inh. Walch GmbH & Co. KG

Nachhaltigkeit wird oft als Last empfunden. Wie sehen Sie das?

Man muss Nachhaltigkeit als Chance sehen. Wir müssen Nachhaltigkeit mit schlauen Produkten kombinieren. Ein Beispiel: Unser Kunde, der in der regionalen Abfallentsorgung tätig ist, hat ca. 300 Fahrzeuge, die noch mit Diesel betrieben sind. Und das sind natürlich viele Fahrzeuge, die immer ganz kurze Strecken fahren, z. B. von einer Mülltonne zur nächsten. Das ist für den Dieselmotor das Schlimmste, was Sie machen können, weil der nie richtig warm wird. Das Ergebnis ist, dass der Partikelfilter zugeht und wenn das oft passiert, geht er kaputt. Das Auto muss in die Werkstatt und dann entstehen immense Kosten. Der HVO100 Diesel hat weniger Stickoxide und weniger Feinstaub. Und das führt dazu, dass diese Müllfahrzeuge auf den Kurzstrecken keine Probleme mehr haben. Die Techniker des Unternehmens sind überzeugt von HVO100, in erster Linie nicht, weil es CO₂ einspart, sondern weil es ihr Problem löst. Und so müssen wir es sehen. Wir müssen kombinieren, Probleme zu lösen und etwas für die Umwelt zu tun. Dann werden die Dinge auch getan. Und da haben wir unendlich Potenzial. Das ist jetzt unser größter Job, dass wir die Nachhaltigkeit nicht als Pflicht verkaufen, sondern eben als Chance und über schlaue Produkte. Aktuell noch viel, viel mehr.

Wie ist das intern abgelaufen, als Sie das Geschäftsmodell erweitert haben? Wie wurde das aufgenommen?

Für einige Mitarbeitenden war es erst mal schwierig, das zu greifen. Das hat ein bisschen gedauert. Das ist aber auch total okay, denn ich habe das Privileg, die Chance, mich ständig zu informieren und was da draußen passiert, zu verarbeiten. Das ist ja mein Job als Chef, dann zu bestimmen, wohin das Unternehmen geht und meine Mannschaft mitzunehmen. Wir informieren zum Beispiel regelmäßig an, was und warum wir gerade arbeiten und was wir auch für Erfolge damit haben. Dann sind die Mitarbeitenden auch stolz aufs Unternehmen und ziehen mit an. Generell macht dieser Weg, den wir eingeschlagen haben, einfach Spaß. Ich habe das Gefühl, was wir da tun, ist sinnvoll, wichtig und auch irgendwie innovativ. Und meine Mannschaft steht heute voll hinter diesen neuen Themen. Das ist das, was mir ganz persönlich Freude macht.

Haben Sie auch Vorteile im Recruiting?

Das hat uns das vom ersten Tag riesige Vorteile gebracht. Die junge Generation, also alle, die einen Zweier oder Dreier vorne stehen haben, fanden das spannend. Die wussten erstmal nicht, wer wir sind, aber fanden es spannend, dass wir uns mit Nachhaltigkeit beschäftigen und sind dann zum Vorstellungsgespräch gekommen. Das funktioniert bis heute, egal ob wir einen neuen Azubi einstellen oder einen kaufmännischen Leiter. Am Schluss müssen die Leute hier reinlaufen und sagen: „Das riecht nach Zukunft.“ Ich kann aus meiner Erfahrung sagen, in Nachhaltigkeit steckt ganz viel Chance. Wenn du heute dein Unternehmen modern ausrichtest, mit den Produkten, aber auch in der Unternehmens- und der Mitarbeiterführung: Das sind genau diese Themen, die bei den Nachhaltigkeitsberichten abgefragt werden. Wenn jemand sagt: „Das ist Blödsinn, interessiert mich nicht“, dann sagt er eigentlich auch, „Ich will kein modernes Unternehmen haben“. Und das fällt dir spätestens im Recruiting mal ganz schnell auf die Füße. Dass die EU mit den Nachhaltigkeitsberichten den Bogen überspannt hat, ja, aber der Grundsatz, diese Dinge zu reporten, ist nicht falsch. Man geht automatisch mit seinem Unternehmen auf eine moderne Reise.

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