B4B Schwaben

Holen Sie sich B4BSCHWABEN.de auf Ihr Smartphone.
Klicken Sie auf das Symbol zum „Teilen” in der Toolbar von Safari. Finden Sie die Option „Zum Home-Bildschirm”. Mit einem Klick auf „Hinzufügen” ist die Installation abgeschlossen! Schon ist die Website als App auf Ihrem iOS-Gerät installiert.

B4B Schwaben
 / 
B4B Nachrichten  / 
Augsburg  / 
Fachkräftemangel in Bayerisch-Schwaben: So finden Unternehmen neue Mitarbeitende
Interview mit Recruiting-Experte Max Samer

Fachkräftemangel in Bayerisch-Schwaben: So finden Unternehmen neue Mitarbeitende

Für Recruiting-Experte Max Samer fängt die Suche nach neuen Mitarbeitenden damit an, zu messen, wie zufrieden die vorhandenen Mitarbeitenden sind. Foto: B4B/ Katharina Seeburger
Für Recruiting-Experte Max Samer fängt die Suche nach neuen Mitarbeitenden damit an, zu messen, wie zufrieden die vorhandenen Mitarbeitenden sind. Foto: B4B/ Katharina Seeburger

Für Recruiting-Experte Max Samer ist soziale Nachhaltigkeit ein wichtiger Erfolgsfaktor für Unternehmen. Im Interview erklärt er, was nachhaltiges Recruiting ist und welche Fehler Unternehmen im Bewerbungsprozess vermeiden sollten.

B4BSCHWABEN.de: Auf deinem LinkedIn-Profil schreibst du immer wieder von sozialer Nachhaltigkeit beim Recruiting. Was meinst du damit?

Max Samer: Viele Unternehmen beschäftigen sich bereits mit ökologischen Antworten auf die großen Nachhaltigkeitsfragestellungen unserer Zeit. Oft wird aber der Aspekt der sozialen Nachhaltigkeit nur am Rande betrachtet. Speziell im Recruiting von Nachwuchskräften wird ein „Green Recruiting“ aber immer wichtiger. Das heißt: Nachhaltigkeit im Recruiting-Prozess und die soziale Nachhaltigkeit bei bestehenden Mitarbeitern gilt als Wettbewerbsfaktor. In der Praxis wird da schon einiges durchgeführt, aber es muss vor allem auch richtig kommuniziert werden.

Wie sieht es aus, nachhaltig neue Mitarbeitende zu suchen?

Bei den ESG (Environment, Social and Governance)-Kriterien und der einhergehenden Berichtspflicht der EU ist ganz bewusst ein „S“ in der Mitte: die soziale Nachhaltigkeit. Diese Kriterien sind vielfältig und werden in den nächsten Jahren alle Unternehmen in allen Unternehmensgrößen beschäftigen. Wir sehen das bereits jetzt im Bereich Darlehensvergaben bei Banken. Auch da spielt das „S“ eine immer größer werdende Rolle. Dies sollten wir auch in den Recruiting-Prozess einfließen lassen. Nachhaltig wird das Gewinnen neuer Mitarbeiter durch zwei Aspekte: Erstens sollte der Prozess an sich nachhaltig gestaltet werden. Sowohl ökologisch, also z. B. durch einen durchgängig digitalen Prozess als auch sozial: Viele Unternehmen haben noch komplizierte und intransparente Bewerbungsprozesse. Zweitens hilft es bei der Gewinnung neuer Mitarbeiter, wenn die entscheidenden Nachhaltigkeits-Bemühungen, wie z. B. nachhaltige Benefits des Unternehmens bereits beim Recruiting kommuniziert werden. Es gibt eine Menge Dinge, auf die Bewerber achten. Zum Beispiel: Wie divers ist mein Unternehmen? Wie ist die Work-Life-Balance? Kann ich remote arbeiten? Gibt es Benefits? Es ist als Unternehmen also wichtig zu schauen: Was davon mache ich schon und was kommuniziere ich? Und los geht das für mich immer mit der Grundfragestellung: Wie zufrieden sind meine aktuellen Mitarbeiter? Wenn ich neue Mitarbeiter rekrutieren möchte, dann brauche ich auf der anderen Seite zufriedene Mitarbeiter. Das heißt, ich muss die Zufriedenheit messen und dann kommunizieren. Das machen viele Unternehmen noch gar nicht. 

Welche Fehler machen viele Unternehmen im Bewerbungsprozess?

Leider haben immer noch viele Unternehmen in ihrem Bewerbungsprozess wahnsinnig viele Hürden, sodass innerhalb des Prozesses, z. B. aufgrund von Medienbrüchen, viele Interessenten den Bewerbungsprozess verlassen und keine Bewerbung abschicken. Auch der interne Prozess ist bei vielen Unternehmen oft nicht wirklich nachhaltig. Wie viele Lebensläufe werden noch per E-Mail hin- und hergeschickt und dann mehrfach ausgedruckt? Mit einem digitalen Bewerbermanagement-System lässt sich da eine Menge nachhaltig gestalten. Dazu kommt dann die mangelnde Kommunikation der bereits erfolgten nachhaltigen Maßnahmen. Warum lese ich so wenig über ökologische Erfolge in Arbeitgeberprofilen auf Jobbörsen?

Wie sollte heutzutage ein guter Bewerbungsprozess aussehen?

Einfach und digital für alle Seiten: Einfach für den Bewerber, einfach für den Recruiter. Eine Stellenanzeige per Word zu verfassen, dann als PDF auf der eigenen Webseite zu veröffentlichen und Bewerbungen auf eine Sammel-E-Mail „bewerbung@“ schicken zu lassen mag zwar digital klingen, ist aber für alle Seiten aufwändig und es werden unnötige Hürden im Prozess aufgebaut. Verzeiht mir die Eigenwerbung, aber ein professionelles E-Recruiting-System ist auch schon für kleinere mittelständische Unternehmen sehr effektiv. Ein guter Bewerbungsprozess wird von einer Bewerbermanagement-Software kosteneffizient gesteuert und generiert damit auch weit mehr passende Bewerber als ein digitales Abbild eines veralteten analogen Workflows. Aus Bewerbersicht hilft es auch, einen hürdenfreien Bewerbungsprozess transparent zu kommunizieren. Also welche Schritte musst du als Bewerber bei uns durchlaufen, damit du bei uns eingestellt wirst? Und ihm dann auch sagen, wo er gerade in dem Prozess steht. Das ist ein großes Thema für die Bewerber.

Du hast vorhin das Thema „Benefits“ angesprochen. Es gibt ja diesen berühmt-berüchtigten Obstkorb. Worauf kommt es wirklich an?

Eine Zeit lang waren Benefits „nice to have“. Ich glaube, mittlerweile ist das Thema eigentlich ein „Must-have“. Es erwartet sowieso jeder, dass er im Büro kostenfrei einen Kaffee oder frisches Obst bekommt. Wenn ich über Benefits rede, dann geht es mehr um diese Frage: Gibt es nachhaltige oder außergewöhnliche Benefits, die nicht schon jeder anbietet? Neben ÖPNV-Tickets und einem Fahrrad-Leasing können das z. B. betriebliche Gesundheitsmaßnahmen, wie Präventionskurse sein. Das geht mittlerweile sogar steuerfrei. Aber auch nachhaltige Mitarbeiterincentives können dabei eine Rolle spielen. Eine gemeinsame Baumpflanz- oder Müllsammelaktion bewirkt oftmals Teamgeist-Wunder. Bei all den Benefits sollten wir aber immer im Hinterkopf behalten, dass wir alle erstmal für unseren Lebensunterhalt, also für ein Gehalt arbeiten. Auch wenn die junge Generation oft über Sinnhaftigkeit der Arbeit spricht, wollen alle etwas dabei verdienen. Das steht im Vordergrund und erst danach kommen die Benefits.

Worauf achten vor allem junge Menschen bei Unternehmen und dann eben auch bei Stellenanzeigen?

Eine Umfrage der Recruiting-Plattform Stepstone zeigt, dass mehr als 70 Prozent der Arbeitnehmer bei der Jobwahl den Fokus auf Unternehmen mit einer klaren Nachhaltigkeitsstrategie legen. Diese muss daher auch kommuniziert bzw. in Stellenanzeigen angedeutet werden. Teil davon ist das Thema Diversität, also auch Teambildung. Unternehmen, die ihre Mitarbeiter im Employer-Branding sprechen lassen, sind da klar im Vorteil. Gerade die junge Generation hat bereits in der Ausbildung oft gelernt, dass viele Dinge im Team einfacher zu lösen sind als allein. Und wenn du ein Team hast, das möglichst divers ist, dann sind die Ergebnisse einfach besser.

Im zweiten Teil des Interviews erfahren Sie, welche Rolle Social Media und Nachhaltigkeitsberichte für erfolgreiches Recruiting spielen und wie Unternehmen junge Menschen für Ausbildungen begeistern können.

Max Samer ist seit 2024 Business Development Manager bei BITE GmbH in Ulm. Davor war er bei der Augsburger Allgemeine als Leitung Werbevermarktung Crossmedia mehrere Jahre für den Stellenmarkt zuständig und hat die Ausbildungsplattform AzubiMovie gegründet.

Artikel zum gleichen Thema