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KI-Expertin: „Nur die Anwendung von KI bedeutet noch keinen Wettbewerbsvorteil“
Interview

KI-Expertin: „Nur die Anwendung von KI bedeutet noch keinen Wettbewerbsvorteil“

Dr. Vanessa Steinherr ist bei der IHK Schwaben Projektmanagerin Digitale Innovation und KI. Foto: IHK Schwaben/ Rico Grund
Dr. Vanessa Steinherr ist bei der IHK Schwaben Projektmanagerin Digitale Innovation und KI. Foto: IHK Schwaben/ Rico Grund

Wie können Unternehmen KI bei sich einführen und werden einzelne Branchen abgehängt? Das erklärt Vanessa Steinherr im Interview. Sie ist Projektmanagerin Digitale Innovation und KI bei der IHK Schwaben.

B4BSCHWABEN.de: Wie viele Unternehmen in Bayerisch-Schwaben arbeiten schon mit KI?

Vanessa Steinherr: Laut unserem aktuellen KI-Report 2025 setzen bereits 39 Prozent der Unternehmen in Bayerisch-Schwaben generative KI ein – darunter Anwendungen wie ChatGPT oder Microsoft Copilot. Analytische KI nutzen 19 Prozent der Betriebe, meist im Hintergrund, etwa zur Datenverarbeitung. Die Zahlen zeigen: Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz ist bereits in vielen Unternehmen angekommen – in unterschiedlichen technologischen Ausprägungen.

KI-Entwicklung im Mittelstand

Wie hat sich die KI-Nutzung entwickelt?

Uns liegen keine direkten Vorjahresvergleiche für Bayerisch-Schwaben vor. Im bayernweiten Kontext zeigt sich jedoch eine deutliche Entwicklung: Laut Digitalisierungsumfrage ist der Anteil der Unternehmen mit KI-Nutzung von 2024 auf 2025 von 32 auf 45 Prozent gestiegen – ein Plus von 13 Prozentpunkten. Auch unsere AI Convention verdeutlicht den Wandel: Während 2019 – also in einer Zeit vor ChatGPT – nur vereinzelt Teilnehmende bereits mit KI arbeiteten, zeigten sich in diesem Jahr nahezu alle 350 Teilnehmenden – viele davon aus dem bayerisch-schwäbischen Mittelstand – als KI-affin. Das verdeutlicht den breiten Aufbruch in der Praxis.

Eine Studie der Uni Konstanz hat kürzlich gezeigt, dass es bei der KI-Nutzung deutliche Unterschiede zwischen den Branchen gibt: Forschung und Verwaltung arbeiten demnach häufiger mit KI als Handwerk und Produktion. Gibt es diese Unterschiede bei uns in Bayerisch-Schwaben auch?

Unsere Erhebung zeigt keine gravierenden Unterschiede zwischen den Branchen in Bezug auf die Häufigkeit der KI-Nutzung. Entscheidend sind vielmehr die jeweiligen Einsatzfelder: In der Industrie liegt der Fokus häufig auf Beschaffung, Forschung und Entwicklung. Im Handel nutzen rund 80 Prozent KI, insbesondere für Marketing, Vertrieb und Einkauf. Dienstleistungsunternehmen integrieren KI primär in ihre Leistungserbringung. Unsere Daten legen nahe: Die Frage ist weniger, ob KI eingesetzt wird – sondern wofür.

Wie erklären Sie sich diese Unterschiede?

Der Unterschied liegt in der Perspektive: Unsere Studie befragt die Unternehmensführung, die Konstanzer Studie die Mitarbeitenden. In produzierenden Unternehmen wird KI häufig in Bereichen wie Beschaffung oder Entwicklung eingesetzt – das bleibt Beschäftigten in der Fertigung oft verborgen. So entstehen unterschiedliche Wahrnehmungen.

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Die Studie aus Konstanz befürchtet, dass durch KI kleinere Unternehmen und bestimmte Branchen abgehängt werden könnten. Wie bewerten Sie das?

Allein der Einsatz von KI verschafft noch keinen Wettbewerbsvorteil – entscheidend ist die sinnvolle und strategische Anwendung. Gerade in Branchen, in denen KI bisher wenig verbreitet ist, kann dies aber eine Chance sein: Wer frühzeitig einsteigt, kann sich differenzieren und Innovationen vorantreiben.

Gibt es dennoch Branchen, in denen die Hindernisse oder auch das Zögern vielleicht größer sind, mit KI zu arbeiten?

Unsere Umfrage zeigt: Die Hürden sind branchenübergreifend ähnlich. Am häufigsten genannt wurden fehlendes Wissen, unklare rechtliche Rahmenbedingungen, Datenschutz, hohe Kosten und fehlende Datenbasis. Rund ein Viertel der Unternehmen sieht aktuell keinen Nutzen in KI – auch Berührungsängste spielen also eine Rolle. Unterschiede könnten dort entstehen, wo der Einsatz von KI mit besonderen Anforderungen verbunden ist, etwa bei sicherheitsrelevanten Anwendungen in der Fertigung oder bei Compliance. Hier sind die Hürden verständlicherweise höher als beispielsweise im Marketing.

KI im Mittelstand einführen

Wie können Unternehmen KI bei sich einführen?

Zu Beginn steht die Frage: Wo kann KI im eigenen Unternehmen konkret einen Nutzen bringen? Hier lohnt es sich, offen zu denken und erste Ideen zu sammeln. Daraus ergeben sich mögliche Anwendungsfelder, die in einem nächsten Schritt strukturiert bewertet werden können. Wichtig ist dabei ein realistischer Blick auf die eigenen Voraussetzungen – insbesondere auf die vorhandene Datenbasis. Auch die interne Bereitschaft für Veränderung spielt eine Rolle: KI lässt sich nur dann erfolgreich einführen, wenn Offenheit für Neues vorhanden ist und die Relevanz im Unternehmen erkannt wird. Daher empfiehlt es sich, frühzeitig Wissen im Unternehmen aufzubauen, Erfahrungen auszutauschen und Perspektiven aus verschiedenen Bereichen einzubeziehen. Der Einsatz von KI sollte nicht zufällig entstehen, sondern Teil einer strategischen Entwicklung sein.

Wie kann das denn gelingen?

Aus der Praxis wissen wir: Es funktioniert gut, mit kleinen Pilotgruppen zu starten. Unternehmen sollten überlegen, wer im Team wirklich Interesse an KI hat und Lust, etwas auszuprobieren. Diese Mitarbeitenden erhalten zunächst Zugang zu KI-Anwendungen, testen verschiedene Einsatzmöglichkeiten und entwickeln erste Anwendungsfälle. Wenn sie gute Erfahrungen machen, tragen sie das Thema oft mit Begeisterung weiter ins Unternehmen. So entsteht ein interner Wissenstransfer – und gleichzeitig wächst die Akzeptanz. Auf diese Weise kann KI Schritt für Schritt sinnvoll integriert werden.

Wie unterstützt die IHK Unternehmen dabei, KI einzuführen?

Wir unterstützen Unternehmen auf mehreren Ebenen – mit niedrigschwelligen, praxisnahen Angeboten. Dazu zählen unter anderem kostenfreie Webinare mit Fachreferenten zu Themen wie dem AI Act, dem Einstieg in generative KI oder aktuellen Entwicklungen wie KI-Agenten. Im Herbst startet zudem eine gemeinsame Webinarreihe aller bayerischen IHKs, die einen umfassenden Überblick über zentrale KI-Themen bietet. Ergänzend dazu bietet unsere AI Convention eine Plattform zum Austausch zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Praxis.

Wir haben in Augsburg das KI-Produktionsnetzwerk, auch die Hochschule ist ein Anlaufpunkt für Unternehmen bei KI. Schafft das alles zusammen eine Art Umfeld in der Region, die förderlich für KI ist?

Das Netzwerk an Partnern in der Region schafft ein innovationsfreundliches Umfeld für den Einsatz von KI. Beim KI-Produktionsnetzwerk sind wir als IHK Partner – Unternehmen können dort niedrigschwellig einsteigen, erste Berührungspunkte mit KI sammeln und konkrete Anwendungsfelder identifizieren. Im Fokus stehen dabei nicht Standardanwendungen, sondern die Entwicklung neuer, praxisrelevanter Lösungen. Ziel ist es, die Unternehmen in der Region gezielt beim Einstieg in die KI-Nutzung zu unterstützen.

Welche Best-Practice-Beispiele oder Vorzeigeunternehmen haben wir in Bayerisch-Schwaben?

Die Dynamik beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Bayerisch-Schwaben ist beeindruckend – viele Unternehmen gehen das Thema aktiv und mit großer Innovationsbereitschaft an. Das wurde auch bei unserer AI Convention 2025 deutlich, wo zahlreiche Betriebe ihre konkreten KI-Anwendungen vorgestellt haben. Beispielsweise zeigte LEW, wie KI zur Effizienzsteigerung in der Energiewirtschaft eingesetzt wird. Outdooractive aus Immenstadt im Allgäu (Kreis Oberallgäu) präsentierte KI-Lösungen entlang der digitalen Kundenreise im Tourismus. Und die Hochlandgruppe aus Heimenkirch (Landkreis Lindau) berichtete, wie sie KI zur Automatisierung von Prozessen im Personalwesen nutzt. Diese Beiträge verdeutlichen: In ganz unterschiedlichen Branchen entstehen in der Region praxisnahe und zukunftsweisende KI-Anwendungen. In Bayerisch-Schwaben passiert viel!

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