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KI in der Produktion: „Wir sind da momentan Vorreiter“
Interview Teil 2

KI in der Produktion: „Wir sind da momentan Vorreiter“

Am KI Produktionsnetzwerk wird auch an roboterbasierter Komponentenprüfung geforscht. Foto: Universität Augsburg / Peter Neidlinger
Am KI Produktionsnetzwerk wird auch an roboterbasierter Komponentenprüfung geforscht. Foto: Universität Augsburg / Peter Neidlinger

Wie kann KI in der Produktion unterstützen? Dr. Juliane Gottmann, wissenschaftliche Geschäftsführerin des KI-Produktionsnetzwerks an der Uni Augsburg, erklärt im Interview, warum Deutschland hier Vorreiter ist.

B4BSCHWABEN.de: Ein Thema, das viele Unternehmen beschäftigt ist, die Frage, wie das Wissen einzelner, meist langjähriger Mitarbeitender, dem Unternehmen erhalten bleibt, wenn diese zum Beispiel in Rente gehen. Kann das KI-Produktionsnetzwerk hier auch helfen?

Dr. Juliane Gottmann: Ja, absolut. Erfahrene Mitarbeiter sind das Herzstück eines jeden Betriebs. Leider ist nicht immer sichergestellt, dass die Unternehmen auch geeignete Nachfolger finden, wenn nötig. Deswegen wollen wir genau die Tätigkeiten, die sehr erfahrungsbasiert sind, mit Hilfe von künstlicher Intelligenz erfassen. Erfahrung hat auch immer was mit Informationen zu tun. Informationen, die man über sein Leben sammelt und dann in Entscheidungen übersetzen kann. Schauen wir uns mal das Beispiel von den Maschinenbedienern an: Die stehen möglicherweise seit 30 Jahren neben der Anlage und hören ganz genau, wenn mit der Anlage irgendetwas nicht stimmt. Genau dieses Erfahrungswissen wollen wir übernehmen und simulieren. Wir haben zum Beispiel Sensoren an Anlagen angebracht, die in die Anlagen hineinhören. Das heißt, Sensoren zeichnen gewisse Frequenzen aus diesen Anlagen auf und ziehen dann Rückschlüsse über deren Zustand.

Wie kam es dazu, dass das KI-Produktionsnetzwerk hier in Augsburg gegründet wurde?

Ich finde, wir hier in Augsburg haben die besten Voraussetzungen für das KI-Produktionsnetzwerk. Wir haben viele Unternehmen, sowohl kleine als auch wirklich große, etwa aus der Luft- und Raumfahrt. Das heißt, wir haben hier eine enorme Bandbreite an Unternehmen, die bisher schon eine große Innovationskraft gezeigt haben. Dann gibt es hier den Innovationspark, der dafür gedacht ist, dass sich Unternehmen und Wissenschaft ansiedeln und zusammenarbeiten. Außerdem haben wir haben in Augsburg auch exzellente Wissenschaftler an der Universität, an der Hochschule und an den Forschungsinstituten. Dieser Fokus auf Produktionstechnologien ist in Augsburg einfach sehr gut greifbar.

USA und China haben beim Thema KI eigentlich die Nase vorne, wenn man zum Beispiel sogenannte Large Language Models wie ChatGPT anschaut. Beim IHK-Neujahrsempfang hieß es, dass gerade in der Produktion, in der Industrie, KI bisher noch nicht so weit entwickelt ist und dass Deutschland da noch eine ganz große Chance hat. Wie siehst du das?

Genauso. Wir sind da wirklich führend in diesen Themen. Gerade im Bereich Produktionstechnologien sind wir Deutschen eigentlich schon immer vorne dabei, weil die Ingenieurskunst hier sehr großgeschrieben wird. Das überträgt sich natürlich auch auf den Einsatz von KI in der Produktion. Da haben wir sehr gute Chancen, wir sind momentan wirklich Vorreiter und wollen das natürlich auch bleiben.

Wie wird das KI-Produktionsnetzwerk im Ausland wahrgenommen?

Unsere internationale Aufmerksamkeit ist gerade enorm. Es kommen viele auf uns zu. Wir hatten die vergangenen Wochen Besuch aus Kanada, aus Italien, aus Frankreich. Wir bekommen Besuch aus Indien. Das zeigt auch die Einzigartigkeit, die wir hier haben: Das Zusammenspiel von Produktionstechnologien im industriellen Maßstab, die Vernetzung der Unternehmen und die unterschiedlichen Formate, über die wir Wissen transportieren. Da blicken gerade ganz viele auf uns und das freut uns.

Das KI-Produktionsnetzwerk gibt es seit vier Jahren, vor zwei Jahren habt ihr die Halle 43 eröffnet. Wo geht es für euch in Zukunft hin?

Wir haben die vergangenen Jahre genutzt, alles aufzubauen, diese Halle einzurichten und Hardware anzuschaffen. Wir haben schon sehr viele Projekte mit Unternehmen gemacht und auch sehr viele Unternehmen in unserem Netzwerk. Jetzt geht es darum, das Ganze auf stetige Beine zu stellen, sodass wir langfristig die Unternehmen auf ihrem Transformationsweg unterstützen können. Dafür wollen wir natürlich weiterhin gemeinsam mit den Unternehmen Projekte umsetzen und junge Unternehmen oder Gründer bei ihren Ideen unterstützen. Außerdem wollen wir das Thema der Aus- und Weiterbildung stärken und den Transfer in andere Regionen schaffen. Ein konkretes Thema, das uns bestimmt in nächster Zeit treiben wird, ist die Nutzung von erneuerbaren Energien und die damit verbundene kontinuierliche Verbesserung der Energieeffizienz. Ziel ist es, die Unternehmen nachhaltig, resilient und menschenzentriert aufzustellen.

Dr. Juliane Gottmann ist wissenschaftliche Geschäftsführerin des KI-Produktionsnetzwerks an der Uni Augsburg. Foto: B4B/ Katharina Seeburger
Dr. Juliane Gottmann ist wissenschaftliche Geschäftsführerin des KI-Produktionsnetzwerks an der Uni Augsburg. Foto: B4B/ Katharina Seeburger

Hast du noch eine Botschaft an die Unternehmen, die sich noch nicht an KI ran getraut haben oder da noch am Anfang sind?

Ich würde sagen, dass man möglichst keine Berührungsängste haben sollte. Das können teilweise einfache, kleine Lösungen sein, die den Unternehmen aber unglaublich viel helfen, ohne dass sie viel Aufwand oder Geld in die Hand nehmen müssen. Also einfach ausprobieren, ist meine Botschaft. Das gilt für große wie für kleine Unternehmen. Gerade in kleinen Unternehmen sitzen oft ganz findige Leute, die auch die Möglichkeit haben, einfach mal auszuprobieren. Da entstehen oft sehr, sehr gute Ideen.

Im ersten Teil des Interviews erklärt Juliane Gottmann, warum KI beim Thema Arbeitsplätze eine Chance ist.

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