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B4BSCHWABEN.de: Die Lage auf dem E-Automarkt ist angespannt. Die Hersteller beklagen, dass sie weniger Autos als geplant absetzen und weisen zeitgleich darauf hin, dass die Profitmargen bei E-Autos zudem noch schlecht sind. Welche Trends zeichnen sich aktuell im Bereich der Elektromobilität in Deutschland ab?
Dr. Moritz Bruckner: Die aktuelle Situation auf dem Elektroautomarkt in Deutschland ist durch rückläufige Verkaufszahlen und geringe Profitmargen gekennzeichnet. Im Jahr 2024 wurden laut Kraftfahrt-Bundesamt 380.609 Elektro-Pkw neu zugelassen, ein Rückgang um 27,4 Prozent. Dies entspricht einem Anteil von 13,5 Prozent an Pkw-Neuzulassungen im Gesamtmarkt. Neuzulassungen von Pkw mit Dieselantrieb hatten im Jahr 2024 einen Anteil von 17,2 Prozent und lagen somit vor den E-Autos.
Bestätigt sich also die Skepsis mancher, dass sich E-Autos nicht durchsetzen werden und deutsche Automobilhersteller auf andere Antriebstechnologien setzen sollten?
Trotz dieser Herausforderungen ist davon auszugehen, dass die E-Mobilität ein zentraler Bestandteil der zukünftigen Mobilitätsstrategie bleibt. Die EU plant schließlich, ab 2035 nur noch lokal emissionsfreie Fahrzeuge zuzulassen. Das unterstreicht die Bedeutung von Elektrofahrzeugen. Natürlich sind auch alternative Antriebstechnologien wie zum Beispiel Wasserstoff oder synthetische Kraftstoffe (E-Fuels) Teil der Diskussion. Allerdings stehen diese Technologien noch vor erheblichen technischen und infrastrukturellen Herausforderungen und sind derzeit weniger marktreif als batteriebetriebene Elektrofahrzeuge.
Wieso ist die Nachfrage nach E-Autos in Deutschland so eingebrochen? Was sind Ihrer Einschätzung nach die Gründe hierfür?
Die Nachfrage nach Technologieträgern, die offensichtlich bisher nicht am Ende ihrer Entwicklung angekommen sind, wird immer Schwankungen unterliegen. Speziell bei der Nachfrage nach Elektroautos in Deutschland sind nach meiner Recherche die folgenden Gründe möglich:
Chinas Autobauer gewinnen weltweit Marktanteile – dank günstiger Preise und smarter Cockpits. Hinter dem Aufstieg stehen jedoch nicht nur Innovationen, sondern auch milliardenschwere staatliche Subventionen. Sollten unsere Unternehmen ebenfalls subventioniert werden?
Berichten zufolge hat Peking zwischen 2009 und 2023 geschätzte 230,8 Milliarden US-Dollar in die E-Auto-Industrie gesteckt. Darunter in Rabatte für Käufer und Käuferinnen, Ausnahmen der Mehrwertsteuer, Ausbau der Ladeinfrastruktur, Forschung und Entwicklung sowie Käufe von Elektroautos durch den Staat. Dazu kommt die Befreiung von den Zulassungsbeschränkungen, der sogenannten Kennzeichen-Lotterie, wenn man zum Beispiel in Peking ein Elektroauto zulassen möchte. Die Subventionen steigen dabei rasant an. Von 6,7 Milliarden US-Dollar in den ersten Jahren bis auf 45,2 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023. Schwer zu schätzen und in der geschätzten Summe nicht enthalten sind hingegen Förderungen von Grundstücken, Strom und Krediten.
Angesichts dieser Entwicklungen stellt sich verständlicherweise die Frage, ob auch deutsche Unternehmen verstärkt subventioniert werden sollten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Eine Analyse zeigt, dass bereits jetzt elf der DAX-Konzerne von 2016 bis 2023 jeweils mehr als eine Milliarde Euro an Subventionen erhielten, darunter auch Unternehmen der Automobilbranche. Eine Erhöhung der Subventionen hierzulande könnte also kurzfristig die Wettbewerbsfähigkeit stärken. Langfristig besteht jedoch die Gefahr von Marktverzerrungen und einer Abhängigkeit von staatlicher Unterstützung. Zudem könnten erhöhte Subventionen zu Handelskonflikten führen, insbesondere wenn andere Länder dies als unfaire Wettbewerbsvorteile interpretieren.
In anderen Ländern Europas, beispielsweise Norwegen und den Niederlanden, wird Elektromobilität ebenfalls stark gefördert, und die Verkehrswende entwickelt sich positiv. Wo liegt hier der Unterschied zu Deutschland?
In Norwegen zum Beispiel lag der Anteil der neu zugelassenen Elektroautos im August 2024 bei beeindruckenden 94,3 Prozent. Somit übertraf die Anzahl der neu zugelassenen Elektrofahrzeuge erstmals die der Verbrenner. Hier ist allerdings zu erwähnen, dass ein Großteil der Haushalte mit Elektrofahrzeugen zwei bis drei E-Fahrzeuge besaß. Dies lässt darauf rückschließen, dass eher der wohlhabende Teil den Umstieg auf die Elektromobilität vollzieht, sprich der Wechsel nach wie vor teuer ist.
Kontinuierliche staatliche Unterstützung kann somit entscheidend für den Erfolg der Verkehrswende sein, zumindest für die Übergangszeit. Allerdings bin ich persönlich der Meinung, dass sich trotz staatlicher Subventionen die technisch beste Lösung durchsetzen wird. So werden sich die Staaten auf den langen Zeitraum betrachtet in ihren Mobilitätslösungen angleichen, trotz zum Teil fehlender Subventionen.
Sie haben erwähnt, dass Subventionen zu Abhängigkeiten und Verzerrungen führen können. Welche Maßnahmen würden Sie stattdessen vorschlagen?
Statt einer reinen Erhöhung von Subventionen sollten alternative Maßnahmen in Betracht gezogen werden:
Durch eine Kombination dieser beispielhaften Maßnahmen kann die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie nachhaltig gestärkt werden, ohne ausschließlich auf Subventionen angewiesen zu sein.
Im zweiten Teil des Interviews erfahren Sie, wie Dr. Bruckner die Entwicklung und Lage bei Unternehmen wie Quantron und ZF Friedrichshafen einschätzt und wie es um die Akzeptanz der Bevölkerung von E-Mobilität steht.