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Der Autozulieferer Deckerform Technologies GmbH aus Aichach hat sich schon vor fünf Jahren weitere Branchen gesucht. Das Ziel: Von der Automobilindustrie unabhängiger werden. Deckerform Technologies ist mit seinen 70 Mitarbeitenden im Werkzeugformenbau und in der Kunststoffverarbeitung tätig. Laut Geschäftsführer Franz Tschacha kamen in seinem Unternehmen vor Corona noch 50 Prozent der Aufträge im Werkzeugformenbau aus der Autoindustrie. „Ich habe damals gesagt: ‚Es hilft nichts, wir müssen uns von der Autoindustrie ein Stückweit lösen, wenn wir auf Dauer eine Zukunft haben wollen'“, erinnert sich Tschacha. Inzwischen macht die Autoindustrie in diesem Bereich bei Deckerform Technologies nur noch weniger als zehn Prozent aus. Die aktuelle Krise der deutschen Autohersteller spürt das Unternehmen laut Tschacha daher aktuell nicht. „Seit Corona hat Deckerform zum ersten Mal wieder ein gutes Jahr, alle Stellen sind besetzt“, sagt er.
Wirft man in der Region einen Blick auf die gesamte Branche der Automobilindustrie, inklusive der Zulieferer, sieht die Situation anders aus. Laut der Agentur für Arbeit befanden sich im Regierungsbezirk Schwaben im April dieses Jahres 199 Betriebe der Automobilindustrie und damit fast 5.200 Mitarbeitende in Kurzarbeit. Darunter waren 26 Zulieferer-Betriebe. Seit April haben 295 weitere Automobilbetriebe Kurzarbeit angemeldet, davon 45 Zulieferer. Wie viele dieser Unternehmen dann tatsächlich in Kurzarbeit gegangen sind, kann die Agentur für Arbeit derzeit noch nicht sagen.
Aus Sicht der IHK Schwaben wirkt sich die Situation bei VW direkt auf die Betriebe in Bayerisch-Schwaben und den regionalen Arbeitsmarkt aus. „Die jetzt geplanten Kosteneinsparungen bei Volkswagen verschärfen den Preisdruck auf die Systemlieferanten und auf deren Zulieferer weiter“, sagt Matthias Köppel, Leiter des Geschäftsbereichs Standortpolitik. „Daher gehen wir von erheblichen Auswirkungen auf die Zuliefererbetriebe in Bayerisch-Schwaben aus.“
Hinter der Krise von VW sieht die IHK Schwaben generelle Probleme der deutschen Automobilindustrie: hohe Kosten in Deutschland und sinkende Wettbewerbsfähigkeit im Bereich neuer Technologien. Vor allem der Umstieg von Verbrennermotoren auf E-Autos stelle für viele Zulieferer eine Herausforderung dar. Laut Peter Stöferle, Abteilungsleiter Infrastruktur und Mobilität bei der IHK Schwaben, wird es zwar Betriebe geben, die produktunabhängig sind. Etwa, weil sie Sitzbezüge herstellen. Aber: „Wenn zum Beispiel eine Firma bislang Dichtungen für Getriebe und Verbrennermotoren gebaut hat, muss sie jetzt einen Teil ihrer Produktion umstellen. Es wird nicht allen gelingen, diesen Change hinzubekommen“, sagt Stöferle. „Wir werden jetzt in eine lange Übergangszeit hineinkommen, wo es beide Antriebstechnologien geben wird.“
In diesem Spagat zwischen Verbrenner und E-Auto befindet sich das Mindelheimer Maschinenbauunternehmen Grob-Werke GmbH & Co. KG. Mit weltweit sechs Produktionsstandorten und in Mindelheim fast 6.000 Mitarbeitenden, produziert Grob-Werke Zerspanungstechnik und Universalmaschinen. Auch dieses Unternehmen merkt die Krise der deutschen Automobilindustrie, denn ein großer Teil der Umsätze stammt von dort. Auf Anfrage heißt es, dass sich die Zahl der neuen Aufträge zwar noch in einem stabilen Rahmen bewege. Dennoch werden geplante Projekte verschoben und es sei eine gewisse Zurückhaltung bei Investitionen zu beobachten.
Wie Deckerform Technologies aus Aichach hat sich Grob-Werke gezielt breiter aufgestellt. „Bereits seit Jahren beliefern wir auch andere Industrien, zum Beispiel im Bereich der Luftfahrt, Energietechnik oder Medizintechnik und bauen diese Bereiche weiter aus“, sagt deren CSO und Geschäftsführer Vertrieb, Christian Müller. Dadurch könne das Unternehmen Schwankungen in den Märkten gut ausgleichen.
Müller nimmt die Entwicklungen in der deutschen Automobilindustrie ernst, ist aber dennoch positiv gestimmt. „Wir sind davon überzeugt, dass durch Flexibilität und Innovation neue Chancen entstehen können, um die Herausforderungen zu meistern.“ Dafür braucht es aus seiner Sicht vor allem eine Politik, die die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Autoindustrie aktiv fördert. „Dazu gehören Investition in Forschung und Entwicklung und auch eine stärkere Förderung von Aus- und Weiterbildung“, sagt Müller. Die Politik müsse den Transformationsprozess aktiv unterstützen und nicht nur begleiten.