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Bei der Bahnkonferenz Schwaben hat das bayerische Verkehrsministerium den 14 Landräten und Oberbürgermeistern aus Bayerisch-Schwaben ein Gutachten für die Elektrifizierung der Bahnstrecken vorgestellt. Demnach sollen bis 2040 in Bayerisch-Schwaben keine Dieselzüge mehr fahren. Das soll zunächst aber nicht über die Vollelektrifizierung passieren, sondern über eine Kombination aus Akku-Zügen und einem abschnittsweisen Bau von Oberleitungen.
Die Pläne kosten laut Gutachten rund 200 Millionen Euro. Dadurch sei das Ende der Dieselzüge wesentlich schneller und günstiger zu erreichen als mit einer vollständigen Elektrifizierung durch Oberleitungen. Denn letztere koste laut Stefan Bosse, Oberbürgermeister von Kaufbeuren, pro Kilometer ein bis zwei Millionen Euro.
Konkret sieht es so aus: Die bisher geplante Elektrifizierung der Strecke zwischen Neu-Ulm und Kempten soll bis Oberstdorf verlängert werden. Damit würden auf der gesamten Illertalbahn alle Züge an eine Oberleitung angeschlossen sein. Das betrifft sieben bisherige Diesellinien wie die zwischen Ulm und Aalen, Ulm und Memmingen oder die zwischen Augsburg, Gessertshausen und Langenneufnach. Bei letzterer soll die Staudenbahn zwischen Gessertshausen und Langenneufnach bei ihrer Reaktivierung eine Oberleitung bekommen.
Auf 14 bisherigen Dieselstrecken sollen künftig Züge mit Akku unterwegs sein. Das betrifft unter anderem die Verbindungen zwischen Mindelheim und Günzburg, Augsburg und Lindau, Augsburg und Oberstdorf, Augsburg und Kempten, aber beispielsweise auch die Anbindung des Allgäus nach München.
Die Züge können streckenweise im Akkubetrieb und ohne Oberleitung fahren. Aufgeladen werden die Akkus während der Fahrt, wenn die Züge in anderen Abschnitten wieder mit einer Oberleitung verbunden werden, oder durch Ladestationen in bestimmten Bahnhöfen. Dadurch muss nicht die gesamte Strecke mit Oberleitungen versehen werden.
In den Bahnhöfen Füssen, Krumbach, Oberstdorf und Kempten sollen die Ladestationen gebaut werden. Die Strecken Augsburg-Hochzoll – Obergriesbach, Augsburg Hbf – Bobingen, Buchloe – Biessenhofen und Weilheim – Peißenberg sollen elektrifiziert werden und Oberleitungen bekommen, an denen sich die Akku-Züge während der Fahrt dann wieder aufladen können.
Auf der Strecke zwischen Buchloe und Biessenhofen beispielsweise würden so die Züge an der Oberleitung angeschlossen sein und die rund 35 Kilometer zwischen Biessenhofen und Füssen im Akkubetrieb fahren. In Füssen kann der Zug an der Ladestation wieder geladen werden.
Stefan Bosse, Oberbürgermeister von Kaufbeuren und Bezirksvorsitzender Schwaben im Bayerischen Städtetag, spricht von einem aktuellen „Dieselloch Allgäu“: „Wer derzeit aus dem Allgäu nach München möchte, muss in Buchloe umsteigen, weil nur wenige Dieselzüge nach München fahren.“ Wenn die Strecken elektrifiziert werden, seien München und das Allgäu wieder durchgängig verbunden.
Die Modernisierung der Bahnstrecken ist laut Marc Lucassen, Hauptgeschäftsführer der IHK Schwaben, auch wichtig für den Industriestandort Allgäu. „Im Allgäu gibt es nicht nur Tourismus, das Allgäu ist inzwischen stärker industrialisiert als der Wirtschaftsraum Augsburg“, sagt er. Durch die Elektrifizierung soll die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit der Züge erhöht werden. „Die Strecke zwischen Oberstdorf, Kempten und Ulm ist extrem störungsanfällig, 50 Prozent der Züge sind hier verspätet“, sagt er. „Aus Sicht der Wirtschaft sind wir auf dem richtigen Weg.“ Bereits seit den 1980ern setze sich die IHK Schwaben für eine Elektrifizierung der Zugstrecken in Bayerisch-Schwaben ein.
Das bayerische Verkehrsministerium will noch in diesem Jahr die Planungsaufträge an die DB InfraGO AG erteilen. Laut dem Verkehrsministerium ist eigentlich der Bund für die Schieneninfrastruktur zuständig. Dennoch sei Bayern hier in Vorleistung gegangen, weil der Bund zu langsam sei. So habe Bayern allein 2024 mehr als 80 Millionen Euro für die Planung von Elektrifizierungen vertraglich zugesichert.
Trotz der aktuellen Pläne für Akku-Züge drängen die Landräte und Oberbürgermeister aus Bayerisch-Schwaben darauf, perspektivisch das gesamte Streckennetz vollständig zu elektrifizieren. Dafür haben sie, gemeinsam mit der IHK Schwaben, am Dienstag eine Resolution an die neue Bundesregierung unterschrieben. Darin fordern sie die Vollelektrifizierung aller Dieselstrecken.
Die Resolution soll an alle verkehrspolitischen Sprecher der Fraktionen übergeben werden, die Teil der neuen Regierung sein könnten.