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„Die Welt wird nicht untergehen, aber es wird sehr viele Konsequenzen haben, die uns alle treffen. Deswegen lohnt sich jedes 0,1 Grad, das wir senken können“, eröffnete Dr. Harald Kunstmann, Klimaforscher und Gründungsdirektor Zentrum für Klimaresilienz der Universität Augsburg, das A3 Werkstattgespräch. Deshalb sei es wichtig, dass Wissenschaft, Unternehmen und Kommunen bei Veranstaltungen wie dem A3 Werkstattgespräch zusammenkommen. Diesmal unter dem Titel „Klimarisiken verstehen - Chancen nutzen“.
„Mir gefällt der Begriff ‚Werkstatt‘, weil wir in einer Situation sind, in der wir ausprobieren und basteln müssen. Die Lösung liegt nicht fertig in der Schublade“, beschreibt Kunstmann die Situation von Unternehmen, Politik und Gesellschaft mit Blick auf die Herausforderungen durch den Klimawandel. Um klimaresilient zu werden, müssen alle Bereiche, Entscheidungen und Fachrichtungen miteinander verzahnt werden. So arbeiten am Zentrum für Klimaresilienz Forscher verschiedener Fachbereiche zusammen. Wie können also wissenschaftliche Erkenntnisse zum Klimarisikomanagement in unternehmerisches Handeln übersetzt werden?
Das Resource Lab am Institut für Materials Resource Management der Uni Augsburg forscht zum Beispiel daran, wie in Augsburg weniger Kunststoff verbraucht werden kann. Mit dem Forschungsprojekt reGIOcycle wurde mit dem „Augsburger Becher“ ein Mehrwegsystem für Veranstaltungen und Gastronomie in Augsburg entwickelt. Während der Projektphase konnten so der CO₂-Ausstoß im Vergleich zu Einweg-PET-Flaschen um 75 Prozent gesenkt werden.
Seit 2019 bietet das Resource Lab unter der Leitung von Dr. Andrea Thorenz zudem das Seminar „Nachhaltige Ressourcenstrategien in Unternehmen“ an. Studierende aus dem Wirtschaftsingenieurwesen und Unternehmen aus der Region arbeiten zusammen, um dort eine nachhaltige Ressourcenstrategie zu entwickeln. „Ein Beitrag zum Klimaschutz ist ein Standortvorteil“, sagte Thorenz beim A3 Werkstattgespräch.
So haben Studierende bei Washtec untersucht, wie das Unternehmen seine Abwärme nutzen kann und eine technische Möglichkeit entwickelt, diese Abwärme zu gewinnen. Dadurch kann Washtec ein Gebäude heizen und Wasser erwärmen – und jährlich rund 1,5 Tonnen CO₂ sparen. Auch Seele, Airbus Helicopters und Forvia haben bei dem Projekt schon teilgenommen.
Dr. Sebastian Purwins vom Lehrstuhl Urbane Klimaresilienz forscht zur urbanen Resilienz der G7-Staaten: Welche Herausforderungen haben G7-Staaten durch den Klimawandel und wie gehen sie damit um? Dabei hat er unter anderem Strategien, Gesetze und Impulse zur Stärkung der regionalen Resilienz untersucht.
Als Handlungsempfehlung leitet Purwins aus seiner Forschung ab, dass der Staat den Kommunen Geld für Klimaresilienz zur Verfügung stellen und sie beim Wissenstransfer und Aufbau von Erfahrungen unterstützen sollte. Kommunen sollten das Thema ganzheitlich denken. Langfristige Visionen und stetige Anpassungen der Pläne seien genauso notwendig, wie Teilhabe zu schaffen und die Bürgerinnen und Bürger bei den Plänen mitzunehmen.
Bei der anschließenden Diskussion machte Michael Wörle, Bürgermeister von Gersthofen, darauf aufmerksam, dass viele kleinere Kommunen für dieses Thema keinen eigenen Mitarbeiter haben. Vor allem beim Thema Hochwasser bringe es wenig, wenn große Städte wie Augsburg gut aufgestellt sind, die Kommunen außen herum aber nicht.
Dr. Lars Wietschel, ebenfalls vom Resource Lab, forscht zu Klimarisikomanagement und Resilienz von Lieferketten. Anhand der Hitzewelle im Jahr 2018 zeigte er auf, welche Folgen diese für die Lieferketten und Unternehmen hatte: Der Rhein war in diesem Jahr an 120 Tagen nur eingeschränkt oder gar nicht befahrbar, die Entnahme und Rückführung von Kühlwasser wurde ebenfalls eingeschränkt. Besonders betroffen war etwa BASF in Ludwigshafen. Durch die Hitzewelle sank das BIP 2018 in Deutschland um 0,5 Prozent.
Unternehmen sollten laut Wietschel etwa ihre Transportwege diversifizieren und ihre Lieferantenauswahl streuen. Zudem sollten sie darauf achten, wie resilient die Lieferanten selbst aufgestellt sind und wie groß deren Risiko demnach ist. Wietschel empfiehlt unter anderem eine Simulation verschiedener Störungen, um herauszufinden, wie sich diese auf Lieferketten auswirken – und dann entsprechende geeignete Resilienz Maßnahmen ableiten zu können.
Um den Rhein auch bei Niedrigwasser als Transportweg nutzen zu können, hat BASF 2023 ein Rhein-Schiff in Betrieb genommen, das extra für Niedrigwasser konzipiert wurde.