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„Wie kann ich sicherstellen, dass mein Unternehmen in meinem Sinne fortgeführt wird?“
Unser Experte Armin Schöpke, Senior Manager M&A Strategy bei WTS Advisory, antwortet:
Als M&A-Berater mit Fokus auf den Mittelstand erleben wir es in vielen Fällen, dass die Nachfolge für das eigene Unternehmen ein hoch emotionales Thema ist. Neben den zweifellos wichtigen wirtschaftlichen Aspekten spielen die Nachfolge – wenn möglich in der Familie – und die Fortführung im Sinne des Unternehmers eine gewichtige Rolle. Vor diesem Hintergrund gehen wir sehr gerne auf diese Frage ein.
Dabei möchten wir zwei Aspekte beleuchten: Zum einen die Institutionalisierung der Werte des Unternehmers im Unternehmen, so dass diese Werte losgelöst vom Unternehmer auch nach einer Übergabe fortbestehen können. Zum anderen spielt es eine gewichtige Rolle, an wen das Unternehmen übergeben bzw. verkauft wird.
Losgelöst von der zukünftige Gesellschafterstruktur sind es die Werte, die im Unternehmen gelebt werden, die am ehesten eine Fortführung des Unternehmens im Sinne des Unternehmers sicherstellen können. Sofern noch nicht geschehen, sollte entsprechend ein Wertekanon entwickelt und implementiert werden, an dem sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter orientieren können. Optimalerweise wird dieser Wertekanon zusammen mit der Belegschaft entwickelt. Die Identifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit diesen Werten sowie das tägliche Leben dieser Werte sind entscheidend dafür, dass diese Werte losgelöst vom Unternehmer das Unternehmen prägen.
Wenn wir den Aspekt der neuen Gesellschafterstruktur betrachten, soll zunächst auf die große Relevanz dieses Themas eingegangen werden. Denn das Thema der Unternehmensnachfolge ist nicht nur für die Unternehmer selbst, sondern auch volkswirtschaftlich betrachtet von großer Bedeutung. Jedes Jahr gibt es allein in Deutschland ca. 70.000 bis 80.000 Unternehmensnachfolgen. In der gesamten EU betrifft dies sogar ca. ein halbe Million Unternehmen pro Jahr.
Um auf die konkrete Fragestellung besser eingehen zu können, sollen an dieser Stelle zunächst die grundsätzlichen Wege der Nachfolge grafisch dargestellt werden:
Bei der internen Nachfolge in der Familie bzw. mittels eines MBO stehen die Nachfolger dem Unternehmer und seinen Werten im Allgemeinen relativ nahe. Anders stellt sich dies bei einer externen Nachfolge mittel MBI oder einem Finanzinvestor bzw. strategischen Investor dar, da sich Verkäufer und Käufer erst kennenlernen müssen.
Um das Spektrum der in Frage kommenden Nachfolger möglichst breit zu gestalten hat es sich in unserer M&A-Praxis bewährt, den Nachfolge- und ggf. Verkaufsprozess so früh wie möglich einzuleiten. Im Rahmen dieses „Fit for Sale“-Prozesses wird zunächst eine 360-Grad Bestandsaufnahme relevanter Faktoren durchgeführt: Produkte, Services, Kosten, Technologie, Struktur (organisatorisch und gesellschaftsrechtlich), Finanzen, Reporting etc. Basierend auf dieser Analyse gilt es, das Unternehmen zukunftssicher und „übergabereif“ aufzustellen. Je früher damit begonnen wird, desto besser.
Die naheliegendste Lösung im Sinne des Unternehmens liegt in der Weitergabe innerhalb der Familie. In Deutschland ist dieser Lösungsansatz mit einem Anteil von ca. 50% bis 60% der am häufigsten gewählte Weg, um Kontinuität sicherzustellen. Wenn man entsprechenden Weitblick walten lässt und die nächste Generation frühzeitig an das Unternehmen sowie die zukünftige Rolle als Unternehmer bzw. Unternehmerin heranführt und auch das Thema Erbschafteuer rechtzeitig im Blick hat, steht der Nachfolge im Sinne des Senior-Unternehmers wenig im Wege.
Auch im Rahmen eines Management Buyout (MBO) kann die ältere Generation sehr gut sicherstellen, dass das Unternehmen in ihrem Sinne fortgeführt wird. Denn typischerweise sind diejenigen Manager, die für einen MBO in Frage kommen seit vielen Jahren bzw. Jahrzehnten im Unternehmen, so dass eine entsprechende Vertrauensbasis besteht. Bei der Finanzierung können Banken sowie auf MBO-Nachfolgen spezialisierte Investoren weiterhelfen.
Anders gelagert ist die Gemengelage bei einem Management Buy-In (MBI). In diesem Fall übernimmt ein externes Management-Team das Unternehmen. Für den Unternehmer besteht in diesem Fall die Möglichkeit, dieses Team vor dem Verkauf ausführlich kennenzulernen, letztendlich fehlen aber die persönlichen Erfahrungswerte, die ein MBO mit sich bringt. Ein MBI bietet aber auch Vorteile: Das Management-Team ist zumeist in der Branche sehr erfahren und bringt die notwendige Finanzierung mit.
Nicht zuletzt ist es auch sehr gut möglich, einen passenden Finanzinvestor zu finden, der die Werte des Unternehmers und des Unternehmens teilt. Ein großer Teil der Private Equity Investoren ist explizit auf Nachfolgen im Mittelstand spezialisiert und entsprechend vertraut mit den Vorstellungen der Verkäufer an die Weiterführung des Unternehmens. Bei strategischen Investoren – zumeist große Mittelständler oder Konzerne – ist der Beitrag zur strategischen Weiterentwicklung von Konzernbereichen entscheidend. Der Fokus liegt entsprechend häufig auf Technologie oder Marktzugang und weniger auf der Fortsetzung einer Unternehmenshistorie.
Die nachfolgende Tabelle gibt eine grundsätzliche Einschätzung der vier vorgenannten Wege der Nachfolge hinsichtlich des typischerweise zu erwartenden Kaufpreises sowie der Wahrscheinlichkeit der Fortführung des Unternehmens im Sinne des Gründers bzw. Verkäufers:
Die Tabelle ist so zu lesen, dass bei der Weitergabe innerhalb der Familie ggf. gar kein Kaufpreis fällig wird, dafür aber das Lebenswerk mit größter Wahrscheinlichkeit erhalten bleibt. Bei einem strategischen Investor verhält es sich mit großer Wahrscheinlichkeit genau andersherum.
Sollte die Nachfolge innerhalb der Familie oder ein MBO nicht gelingen, so sollten die externen Optionen möglichst ergebnisoffen und professionell angegangen werden. In unserer Praxis hat es ich bewährt, vor dem eigentlichen Verkaufsprozess ein Market-Sounding durchzuführen. So erhält der Verkäufer einen Überblick über realistische Optionen und kann diese mit seinen Vorstellungen bezüglich der Nachfolge abgleichen.
Im Hinblick auf die vorgenannten Schritte kommt es darauf an, den Nachfolgeprozess rechtzeitig und proaktiv anzugehen. Optimalerweise hat der Unternehmer einen professionellen Partner wie bspw. einen M&A-Berater an seiner Seite, der ihn dabei unterstützt, den optimalen Weg für die Nachfolge in seinem Sinne zu finden und zu gehen.
Sie haben Rückfragen an unseren Experten Armin Schöpke, oder wünschen eine tiefergehende Beratung? Dann nehmen Sie jetzt direkt Kontakt auf.