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Gedient müsste man haben. Dann könnte einem diese dauernde Zeitumstellung nichts anhaben. Nicht nur, weil einem besser orientierte Vorgesetzte das Denken abnahmen und einfach „Sommer“ respektive „Winter“ befahlen. Sondern weil man sowieso ständig in zwei Zeitzonen gleichzeitig lebte: Für den „Bürger in Uniform“ schlugen die Glocken deutsch, für den „Angehörigen einer Truppe der NATO“ ertönten sie international, „Zulu-Zeit“ genannt. Die anstrengendste Umstellung war überhaupt jene von Sonntag (endlos ausschlafen) auf Montag (5 Uhr „Kompanie auuuuuuuuuufstehn“).
Was einen Gedanken nahebringt, mit dem sich schon größere, ebenfalls in Schwaben geborene Geister befasst haben: Zeit ist relativ. Umstellung mithin ein theoretisches Phänomen. „Was bildet sich die Menschheit ein“, lachte die Sekunde und rückte eins vor. Soviel dazu.
Allerdings – und hier beginnt das Privileg des Kommentators zur eigenen Meinung unabhängig von Physik und Politik – gäbe es einige Zeiten, die sich umzustellen lohnten. Vielleicht die Wartezeiten, bei denen man meist untätig herumsteht und bei denen Umstellen (reflexiv) nichts bringt? Außer dass Menschen diese vermeintlich „tote“ Zeit damit zu beleben versuchen, dass sie Daumenakrobatik auf leblosen Maschinen vollführen und dann mit rot blinkenden Lichtern davor geschützt werden müssen, dass sie andere, schienengebundene Maschinen über den Haufen fahren. Kurz nachdenken. Gedanken prüfen. Erkenntnis: Nein, es ist nicht die Wartezeit, die hier umgestellt werden muss.
Oder die Hochzeiten? Dieses in Zeiten des partnerschaftlichen Pluralismus so überaltert erscheinende Ritual der schönen Reden, Treueschwürde, Showroom-würdigen Küsse und Reisgewitter? Schaut man sich die alten Bilder an, auf denen ein Bräutigam im Frack der weiß verschleierten Braut aus der pferdegezogenen Kutsche hilft, reift die Erkenntnis: Diese Umstellung haben wir schon sehr, sehr lange hinter uns. Patchwork-Zeit gibt es nicht.
Brotzeit? Mein Leberwurstbrot um Halberzehne rührt mir keiner an! Blütezeit? Ein untrennbar mit dem Barock und der Wienerklassik verbundener Superlativ. Unumstellbar mangels Nachfolger. Karenzzeit? Kennt mein T9 nicht, also zu vernachlässigen. Auszeit? Viel zu kurz, um etwas umzustellen, und viel zu scheinbar, um lange nachzuwirken.
Halbzeit? Ahhh, jetzt!
Mal ganz abgesehen von der Unmöglichkeit, Zeit zu teilen: Wäre nicht dieses unwürdige Ballgeschiebe, diese Schwächeanfälle und dieses taktische Auswechslungsgenerve jeweils zum Ende der 45 Minuten Gekicke für Spieler wie Publikum beendbar, stellte man die Spielzeit auf, sagen wir 6 x 15 Minuten um? Mit Sieger für jedes Sechstel? Und Gesamtsieger für den ersten, der „vier gewinnt“, sowie Unentschieden beim „Doppeldreier“? Un-ge-ahn-te Möglichkeiten dank einer, relativ, winzigen Umstellung: Spannung, Torereigen, Werbezeit, Bierumschlag, Pausenbrotzeit! Dann gleich auch noch Strafzeiten wie bei Eishockey oder Handball dazu, damit Unsportlichkeiten ins aktuelle Spiel hinein sanktioniert werden, nicht in die folgenden Matches. Gerechtigkeit!
Ganz nebenbei verschwände diese selten dämliche Reporter- und Tribünensitzprofi-Phrase „Der Trainer nimmt jetzt nochmal Zeit von der Uhr“. Auf immer. Und ewig. Weg damit.
Aber! Ich möchte nicht wissen, was in Deutschland los wäre, verkündeten die Bundesminister für Wirtschaft und Energie (Sommerzeitzuständigkeit) sowie Inneres (Sportzuständigkeit) gemeinsam den Abschied von der Zeitumstellung auf den Uhren zugunsten der Spielzeitumstellung auf dem Bolzplatz. Revolution? Oder nur aggressive Papierflieger, gefaltet aus der „ZEIT“? (Die ich, bitte, nicht umgestellt haben möchte; auch nicht das ZEIT Magazin.)
Wundert jetzt noch einen, dass Colchicum autumnale, die Herbstzeitlose, jene Pflanze, die mit ihrer Blüte den Herbtbeginn „lost“, also vorhersagt, zwar schön anzuschauen, aber eben auch saumäßig giftig ist? Wenn schon ein Zeigerschieben um eine Stunde voraus – oder zurück? – eine ganze Nation in Aufruhr versetzt? Mich nicht.
Nun denn. Danke für die Zeit, die Sie mit der Lektüre dieser Zeitlen verbracht haben. Schlafen Sie am Sonntag schön aus, lassen Sie tagsüber den Herrgott und die Wissenschaftler gute Männer sein und überhören Sie am Montagfrüh den Wecker nicht!
von Ulrich Pfaffenberger