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Eva Treu: „Ich halte es für dringend notwendig, dass sich mehr Unternehmer politisch engagieren“
Interview

Eva Treu: „Ich halte es für dringend notwendig, dass sich mehr Unternehmer politisch engagieren“

Eva Treu ist die neue Landrätin von Neu-Ulm. Foto: LRA Neu-Ulm
Eva Treu ist die neue Landrätin von Neu-Ulm. Foto: LRA Neu-Ulm

Der Landkreis Neu-Ulm hat eine neue Landrätin: Eva Treu. Im Interview spricht sie darüber, was das Technologietransferzentrum in Günzburg für regionale Unternehmen bedeutet – und was sie von der deutschen Bürokratie hält.

B4BSCHWABEN.de: Frau Treu, als Landrätin müssen Sie sich vielen Aufgaben stellen. Was sind Ihrer Meinung nach aber die Punkte, die für die Menschen im Landkries Neu-Ulm am wichtigsten sind und die Sie angehen wollen?

 Eva Treu: Ganz aktuell beschäftigen mich die Themen ÖPNV, Krankenhäuser und der Kreishaushalt. Aber es gibt natürlich noch viele weitere Themen, die ich gerne angehen möchte. Dazu zählen die Digitalisierung und der Servicegedanke eines Landratsamtes.

Ganz maßgeblich verantwortlich für einen erfolgreichen Landkreis sind auch die Unternehmen, die in ihm zuhause sind. Wie möchten Sie diese fördern? 

Unsere regionale Wirtschaft ist das Rückgrat unserer Region und unseres Wohlstands. Deshalb gilt es für mich, in meinem Einflussbereich solche Rahmenbedingungen zu schaffen, dass sowohl unsere etablierten Firmen und Familienunternehmen als auch neue, junge Unternehmen und Start-Ups bei uns im Landkreis einen guten Standort und gute Weiterentwicklungsmöglichkeiten haben. Der wichtigste Schritt hierfür ist es aus meiner Sicht, dass man das Ohr bei den Unternehmen hat, die Sorgen und Nöte versteht und bereit ist, gemeinsam an pragmatischen Lösungen zu arbeiten, sofern sie im Rahmen des Möglichen, also meist des eigenen Zuständigkeitsbereiches liegen. 

Wenn man an Politik und Wirtschaft denkt, kommt auch immer das Thema „Bürokratie“ auf. Ist die in Deutschland in dem Maße überhaupt gerechtfertigt?

Ich kann diese Äußerungen komplett nachvollziehen. Hier sage ich nichts Neues, wenn ich behaupte, dass vieles durch einen deutschen, übermäßigen Korrektheitswillen entstanden ist und dies in vielen Köpfen auch so verankert ist. Zu Ihrer Frage, ja ich bin überzeugt davon, dass ich als Landrätin an vielen kleinen Stellen dennoch etwas bewegen kann. 

Viel bewegt sich derzeit in Sachen Forschung. In Günzburg gibt es das Technologietransferzentrum, welches auch mit der Hochschule Neu-Ulm eng zusammenarbeitet. Welche Bedeutung messen Sie dem bei? 

Das Technologietransferzentrum (TTZ) in Günzburg fördert seit 2020 die Zusammenarbeit der Hochschule mit der regionalen Wirtschaft im Bereich Forschung, Technologie und Innovation. Thematisch liegt der Schwerpunkt des TTZ bei Data Analytics und Künstlicher Intelligenz. Ein weiteres TTZ mit dem Schwerpunkt Smart Production and Logistics entsteht derzeit am Standort Leipheim. Beide TTZ richten ihre Aktivitäten an den Fragestellungen und Herausforderungen von kleinen und mittleren Unternehmen aus. Weiterhin begleiten sie Firmen bei der Implementierung von eigenen KI-Anwendungsfällen und werden Teil des KI-Regionalzentrumnetzes. Somit leisten sie zusammen mit der HNU einen entscheidenden Beitrag zur Innovationskraft, Fachkräftesicherung und internationaler Wettbewerbsfähigkeit hier in unserem Wirtschaftsraum. 

Ihr Wirtschaftsraum liegt zwischen zwei Metropolen: München und Stuttgart. Ist das eher förderlich oder hemmend für die wirtschaftliche Entwicklung? 

Die zentrale Lage des Landkreises Neu-Ulm ist für mich definitiv ein Vorteil. Die internationalen Flughäfen Stuttgart, München und der Allgäu Airport in Memmingerberg sind kaum mehr als eine Autostunde entfernt. Zudem sind wir gut an das europäische Straßen- und Schienennetz angebunden. Hier sind die Autobahnen A 7 und A 8 zu nennen. Darüber hinaus ist der Landkreis mit dem ICE- und IC/EC-Haltepunkt Ulm auf der Magistrale Paris - Stuttgart – München - Wien - Budapest in das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz der Bahn eingebunden. Zusammen mit dem Güterverkehrszentrum im Norden von Ulm, das den Unternehmen der Region umfangreiche Dienstleistungen im Bereich Transport und Logistik bietet, sind das wichtige Standortfaktoren. 

Lassen Sie uns neben dem Thema „Wirtschaft“ noch ein bisschen mehr die Privatperson Eva Treu kennenlernen. Was bedeutet des ganz persönlich für Sie, Landrätin zu sein?

Für mich persönlich bedeutet dieses Amt, eine enorm große Möglichkeit, unsere Region mitzugestalten und weiter voranzutreiben, sodass wir auch in Zukunft ein Landkreis sind, wo man gerne leben und arbeiten möchte. Gleichzeitig bedeutet es aber natürlich auch, eine riesengroße Verantwortung zu tragen und oftmals auch Entscheidungen im Sinne des großen Ganzen treffen zu müssen, auch wenn die Entscheidung einem Teil der Bürgerinnen und Bürgern nicht gefällt. 

Entscheidungen zu treffen, macht nicht immer populär. Gerade jetzt wird Politikern oft vorgeworfen, den Kontakt zu Bürgern – auch wegen unpopulärer Entscheidungen – zu verlieren Davon profitieren extremistische Parteien und Strömungen. Wie schätzen Sie diese Entwicklung ein?

Das ist ein weites und wichtiges Feld, das vieles umfasst. Ich versuche es mal, in Kürze zu beantworten: Den Menschen zuhören, in den intensiven Dialog gehen und bereit sein, Entscheidungen auch zu überdenken und gegebenenfalls neu zu fassen.

Außerdem kann aus meiner Sicht dem von Ihnen angesprochenen Trend entgegengewirkt werden, wenn sich Menschen zur Wahl stellen, die mitten aus dem Leben kommen und wir dadurch eine gute Mischung in unseren Parlamenten finden, die auch die Bevölkerung in unserem Land widerspiegelt. So halte ich es auch für dringend notwendig, dass sich mehr Unternehmerinnen und Unternehmer ebenfalls politisch engagieren, egal in welcher Form. Gleichzeitig weiß ich, dass dies einen enormen Zeitaufwand bedeuten kann, neben ohnehin schon vielen Aufgaben. Dennoch, um dieses Feld des Engagements wird niemand mehr herumkommen.

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