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Nach sechs Monaten Bauzeit steht der Rohbau des Heizwerks und damit das Herzstück des Projekts „Regenerative Wärmeversorgung Memmingen Süd und Benningen“. Installiert wird dort gerade ein 13 Meter hoher Hackschnitzelkessel mit einer Leistung von 5.000 Kilowatt, die zentrale Einheit für die Energieversorgung. Die in Memmingen ansässige e-con AG investiert über 20 Millionen Euro in das Fernwärmeprojekt. Die ausschließlich regenerative Energieerzeugung reicht für die komplette Wärmeversorgung der Gemeinde Benningen, aber auch Teile der Stadt Memmingen sowie Industriekunden wie die Memminger Niederlassung des Elektronikunternehmens Rohde & Schwarz GmbH & Co. KG und Magnet Schultz (MSM).
„Das war wirklich eine Meisterleistung aller Beteiligten“, sagte e-con-Vorstand Peter Waizenegger beim Richtfest. „Es war wirklich eine riesige Herausforderung, den Zeitrahmen einzuhalten. Nicht nur beim Bau der Energiezentrale, sondern auch beim Netzausbau machte uns der gestiegene Grundwasserspiegel sehr zu schaffen. Es waren umfangreiche Wasserhaltungsmaßnahmen nötig, von der Genehmigung bis zur Ausführung war das sehr aufwendig, aber am Ende gibt uns der Erfolg recht. Toll, dass wir diesen Bauabschnitt jetzt noch vor dem Jahresende fertigstellen konnten. Das war so nicht immer abzusehen.“
Bereits beim Spatenstich im Juni 2024 hatten die Verantwortlichen mit den Beeinträchtigungen des Mai-Hochwassers zu kämpfen. „Umso bemerkenswerter ist die Leistung aller am Projekt und natürlich vor allem den am Bau Beteiligten einzuschätzen“, sagt Waizenegger. „Vielen Dank für dieses tolle Miteinander und ein großes Lob an die Verantwortlichen der Unglehrt GmbH & Co. KG sowie das Architekten- und Planerteam von Mokrani Systembau beim Bau der Heizzentrale sowie die Teams der Alois Müller GmbH und von Max Wild für den Netzausbau.“
Das Memminger Bauunternehmen Unglehrt hat das 48 Meter lange und 26 Meter breite Gebäude des Heizwerks aus mehr als 180 Betonfertigteilen erstellt und setzte weitere 850 Kubikmeter Beton – beispielweise für Fundamente, Bodenplatte und Decken – ein. Allein der hohe Grundwasserstand am Standort, der Memminger Straße 44 in Benningen, hatte dazu geführt, dass die Baugrube des Kellers während des Baus mit bis zu 14 Meter hohen Spundwänden abgesichert und abgedichtet werden musste.
„Eine weitere, ganz besondere Herausforderung war es, die vielen und vor allem sehr großen Rohre mit teilweise über 70 Zentimeter Außendurchmesser unter und zwischen den Fundamenten hindurch von unten durch die Bodenplatte zu führen“, erklärt Enrico Lagoda, verantwortlicher Projektleiter für Großprojekte im Bereich erneuerbare Energien bei der e-con AG. „Um die notwendigen Rohrgräben in den beengten Baufeldern kostengünstig und schnell abzusichern, haben wir erstmalig auf Flüssigboden zurückgegriffen.“ Diese Lösung kam von der Max Wild GmbH aus Berkheim, die mit dem innovativen Verfüllbaustoff aushalf, der vorwiegend aus Bodenhaushub besteht.
Auch die Fachhandwerker der Alois Müller GmbH mit Sitz in Ungerhausen standen vor Herausforderungen. Weil die Rohrgräben nach dem Hochwasser lange Zeit mit Wasser gefüllt waren, konnten die Schweißarbeiten nicht – wie ursprünglich – in den Gräben erfolgen. „Unser Team hat dann ganze Rohrabschnitte oberirdisch verschweißt und vorbereitet“, erklärt Andreas Müller, Geschäftsführer der Alois Müller Gruppe und Mitinitiator des Fernwärmeprojektes. „Diese Konstrukte, die zum Teil auch aus Bögen bestanden, wurden anschließend vorsichtig in die Gruben eingehoben, gegen Auftrieb gesichert und dann auch mit dem Flüssigboden verfüllt. Das hat wieder einmal gezeigt: Not macht erfinderisch, aber wenn alle Spezialisten zusammenhalten, dann klappt das am Ende auch.“
Auch der Trassenbau in Richtung Memmingen konnte so weit vorangetrieben werden, dass noch vor Weihnachten der Verkehr wieder über die Schaltwerkstraße und Riedbachstraße fließen kann. „Dies wird natürlich in erster Linie die Anlieger in Benningen und im Memminger Süden freuen, hatte es doch hier größere Verzögerungen gegeben, die hauptsächlich dem überdurchschnittlich hohen Grundwasserstand geschuldet waren“, sagt Waizenegger.
Im Zuge des Fernwärmeprojektes können durch die Nutzung von ausschließlich regenerativen Energien jährlich 2,5 Millionen Kubikmeter Erdgas und bis zu 7.500 Tonnen CO₂ eingespart werden. Das Heizwerk Memmingen Süd/Benningen ist das Herzstück: Hier wird die Wärme vom neuen Hackschnitzelkessel und von Großwärmepumpen erzeugt, die über regenerativen Strom aus den Photovoltaikanlagen an der Start- und Landebahn des Allgäu Airports versorgt werden. Für den ersten Bauabschnitt des Fernwärmenetzes läuft darüber hinaus bereits die Testphase. „Wir haben das Netz bereits mit vollentsalztem Wasser befüllt. Der Dauerbetrieb der Energiezentrale ist zum Beginn der Heizperiode, also im Herbst 2025, geplant“, erklärt Lagoda.
Die Netzinstallationen in Benningen und dem Bereich Memmingen-Süd sind vorausschauend geplant, sodass sogar bis zu 50.000 Megawattstunden an Wärmeleistung möglich sind; die Zahl der Großwärmepumpen lässt sich bei Bedarf entsprechend erweitern. Außerdem ist das Fernwärmenetz Memmingen Süd/Benningen auf eine neue innovative Technologie ausgelegt, bei der unter anderem die Niedrig-Temperatur-Abwärme aus den Kühlprozessen von Industriekunden als Wärmequelle für die Wärmepumpen genutzt wird. Von der grünen Wärme profitieren primär die Bürger der Gemeinde Benningen. „Durch das Projekt mit e-con haben wir eine langfristige Versorgungssicherheit und der gute Zuspruch zeigt, dass das Konzept ankommt“, sagt Bürgermeister Martin Osterrieder.