Holen Sie sich B4BSCHWABEN.de auf Ihr Smartphone.
Klicken Sie auf das Symbol zum „Teilen” in der Toolbar von Safari. Finden Sie die Option „Zum Home-Bildschirm”. Mit einem Klick auf „Hinzufügen” ist die Installation abgeschlossen! Schon ist die Website als App auf Ihrem iOS-Gerät installiert.
B4BSCHWABEN.de: Auf den ersten Blick sieht es paradox aus. Praktisch alle Unternehmen in unserer Region arbeiten im Sparmodus, aber Multivac investiert in einen Neubau. Wie passt das zusammen?
Dr. Christian Lau:Die Expansion ist zweifelsohne ein kostenintensiver Schritt. Aber sie ist auch notwendig. Ganz grundsätzlich gesagt: Wir glauben an die Zukunft und an die Innovationskraft unseres Unternehmens. Wir produzieren hochwertige Produkte und wir sind in einem starken Markt unterwegs. Deshalb sind wir uns sicher, dass wir uns auch in den nächsten Jahren positiv weiterentwickeln werden. Das können wir aber nur, wenn wir auch weiter wachsen. Der Neubau macht genau das möglich.
Natürlich muss ein solches Projekt gut geplant sein. Ich bin mir jedoch sicher, dass die Umsetzung gut klappen wird. Schlussendlich ist der Neubau aber auch ein Zeichen des Vertrauens der Eigentümer und des Managements in die Zukunft des Standorts hier in Wolfertschwenden. Und es ist eine Investition in die Kundenzufriedenheit.
Eine „Investition in die Kundenzufriedenheit“ klingt, polemisch ausgedrückt, nach einem billigen Werbeslogan. Was verbirgt sich dahinter?
Es stimmt aber tatsächlich! Denn wir bauen zum einen ein Ersatzteillager, zum andern ein Fertigungswerk. Damit können wir unsere weltweite Ersatzteilversorgung verbessern. Multivac kann, wenn der Neubau steht, Ersatzteile am selben Tag der Bestellung ausliefern. Das gelingt momentan noch nicht in jedem Fall.
Beim Bau gehen wir davon aus, dass alles reibungslos funktioniert. Wir sind erfahren und haben ein gutes Projektteam. Schließlich ist es nicht der erste Bau, den die Firma Multivac realisiert. Die tatsächlich größte Herausforderung wird der Umzug der Fertigung für uns werden. Dort wird im Umzugsjahr jede Produktionsmaschine über mehrere Wochen hinweg ausfallen. Das muss man im laufenden Tagesgeschäft gut ausgleichen können. Aber das Projektteam ist hochmotiviert, weshalb ich mir sicher bin, dass alles glatt über die Bühne gehen wird.
Wie funktionieren die Arbeitsabläufe im neuen Werk genau?
Das Vorhaben ist, wie erwähnt, zweigeteilt. Der östliche Teil ist ein Logistikzentrum für die Ersatzteilversorgung. Das ist im Prinzip ein großes Lager, in dem wir mehrere tausend Ersatzteile für alle Maschinen der Multivac Unternehmensgruppe vorhalten. Diese Ersatzteile werden dann von Wolfertschwenden aus in die ganze Welt verschickt. Im zweiten Teil der Halle wird das Fertigungswerk entstehen. Dorthin werden wir aus dem Stammwerk unter anderem die Fräserei verlagern. Dort, wo die Fräserei jetzt untergebracht ist, werden dann neue Flächen für unser Automatisierungsgeschäft und unsere Slicer-Linien frei, in denen wir ein stetiges Wachstum verzeichnen.
Diese Frage kann ich nur schwer beantworten. Da das Ersatzteillager erst von Grund auf neu entsteht, können hier keine Kapazitäten gesteigert werden. Was die Fertigung angeht: Hier setzen wir vor allem darauf, mit vorhandenen Kapazitäten effizienter zu wirtschaften. Wir werden also nicht viele neue Maschinen benötigen, sondern eben in Automatisierungstechnik investieren.
Beim Spatenstich sagten Sie in Ihrem Grußwort „Wer nicht in Automatisierung investiert, verliert“. Heißt das, Sie wollen an Mitarbeitern sparen?
Das heißt es auf keinen Fall. Aber sehen Sie sich die Bevölkerungspyramide in Deutschland an: Die größte Gruppe sind die 55 bis 60-jährigen. Diese Menschen gehen bald in Rente. Mittelfristig werden im Jahr bald rund 400.000 Menschen mehr in den Ruhestand gehen, als es an Schulen und Universitäten Absolventen gibt. Wenn wir also hier weiter erfolgreich wirtschaften wollen, müssen wir es schaffen, pro Mitarbeiter mehr zu produzieren. Und das gelingt nur mit effizienter Automatisierung.
Im Ausland ist der Fachkräftemangel mancherorts weniger zu spüren als bei uns. Auch Löhne und Energiepreise sind außerhalb Deutschlands oft günstiger. Warum expandiert Multivac trotzdem hier im Allgäu?
Es wird tatsächlich immer schwieriger am Standort Deutschland zu arbeiten. Aber zum einen sind wir hier in der Region verwurzelt und glauben an den Standort. Wir haben hier einen guten Ausbildungsstandard, wir haben gutes Personal. Deshalb investieren wir auch weiterhin. Auch das Wachstum stimmt am Standort Deutschland für uns. Nichtsdestotrotz investieren wir natürlich auch im Ausland. Wir eröffnen im Dezember zum Beispiel ein neues Produktionswerk in Indien, um dort den lokalen Markt noch besser zu bedienen. Wir haben außerdem ein Werk in China eröffnet und in ein Werk in Japan investiert. Globalität und Lokalität schließen sich ja nicht aus.
Unglaublich gut. Ich muss sagen, ich erlebe eine riesige Begeisterung und Dankbarkeit, so ein Projekt umsetzen zu dürfen. Aber auch das gesamte Projektteam sieht die Chancen und Möglichkeiten, die wir haben, hier wirklich etwas Großartiges machen zu dürfen, dass die Firma auf Jahre und Jahrzehnte hinaus nach vorne bringen wird. Das begeistert uns und motiviert uns. Und da treten dann vielleicht auch die Arbeitsaufwände, die man auch jeden Tag neben dem operativen Tagesgeschäft machen muss, deutlich in den Hintergrund.