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B4BSCHWABEN.de: Frau Meinzer, viele Unternehmen aus unserer Region sehen sich äußerst anspruchsvollen Zeiten gegenüber. So auch Aumüller Aumatic. Trotzdem machen Sie einen optimistischen Eindruck. Wie passt das zusammen?
Ramona Meinzer: Optimismus bedeutet nicht, dass die Rahmenbedingungen immer perfekt sind. Ein Optimist, finde ich, zeichnet sich dadurch aus, dass man auch dann konstruktiv bleibt, wenn es große Herausforderungen gibt. Das erleben wir momentan. Ich bin der tiefen Überzeugung, dass es falsch wäre, jetzt in Pessimismus zu verfallen. Wenn wir nicht daran glauben, dass die Situation wieder besser wird, werden wir auch nichts bewegen – und dann bleibt sie schlecht.
Die IHK Schwaben hat in ihrer aktuellen Konjunkturumfrage herausgefunden, dass besonders die Industrie im Landkreis Augsburg derzeit einen Abschwung erlebt. Wie beurteilen Sie das für Ihr Unternehmen?
Wir spüren seit dem Sommer eine Stagnation im Auftragseingang. Wir merken, dass sich unser Grundrauschen deutlich reduziert hat. Unser größtes Potential liegt derzeit in ausländischen Märkten. Die Lage wird immer herausfordernder, obgleich unsere Situation den Umständen entsprechend noch gut ist. Das kommt aber nicht vom Nichtstun. Wir müssen viel Kraft und Knowhow investieren. Aber insgesamt ist unsere Lage derzeit noch okay.
Unsere Produkte sind ja genau für diesen Bereich gedacht. Wir automatisieren Fenster, um frische Luft ins Gebäude zu bringen. Der Energiebedarf einer unserer Säulenanlagen aus unserem Hause ist deutlich geringer als zum Beispiel der einer Klimaanlage. Insofern ist es unser Steckenpferd, energieeffizient zu denken und zu arbeiten.
Auch die Bürokratie im Land wird von Seiten der Wirtschaft scharf kritisiert. Auch Sie halten sich traditionell mit klaren Worten nicht zurück…
Allerdings. Ich möchte ein Beispiel geben. Vor gut einem Jahr war unsere Lage schon angespannt. Etwa um diese Zeit waren Unternehmen angehalten, sich mit der Whistleblower-Richtlinie auseinander zu setzen. Ein entsprechendes Tool zu entwickeln hat bei uns rund vier Wochen gedauert. Ich möchte damit nicht sagen, dass derlei Regeln widersinnig sind – ganz im Gegenteil! Aber wissen Sie, wie oft meine Mitarbeiter das Tool bislang verwendet haben? Kein einziges Mal.
Jetzt sind wir mit Hochdruck dabei, uns um das Lieferkettengesetz zu kümmern. Auch hier gilt natürlich: Ich will nicht, dass meine Produkte durch problematischen Bedingungen entstehen. Nur in der derzeitigen, angespannten Lage wäre es vermutlich sinnvoll, wenn wir Unternehmer uns auf akute Probleme konzentrieren und unsere Arbeitskräfte dort effizient einsetzen könnten.
Inflation und Arbeitskosten sind zwei große Themen – und zwei große Herausforderungen. Unternehmen müssen die Löhne für ihre Mitarbeiter hochhalten. Aber auch für Firmen erhöhen sich die Preise und man kommt irgendwann an einen gewissen Punkt, an dem es auch um die Überlebensfähigkeit des Unternehmens geht. Als Geschäftsführerin kann ich eine Inflation leider nicht allein kompensieren.
Reden wir über Chancen. Sie machen sich seit jeher für Bildung stark. Können Sie eine Erfolgsgeschichte aus Ihrem Unternehmen präsentieren?
Ich könnte – wenn eine hemmende Regel nicht wäre. Bei uns im Team haben wir einen wahnsinnig gut ausgebildeten Meister. Er arbeitet in der Fertigung, ist Industriemeister und hat noch einen Betriebswirt gemacht. An der Technischen Hochschule Augsburg gibt es einen Masterstudiengang, der sehr gut zu seinem Profil passen würde. Leider kann dieser Meister, der wirklich die Erfahrung und Kompetenz hätte, diesen Master nicht antreten. Denn er bekommt keine Zugangsberechtigung. Mit seinem Meister hat er zwar eine Hochschulzugangsberechtigung inne, aber die genügt nur für einen Bachelor. Ich fordere also: „Prüft die Leute individuell, schaut, ob sie das Niveau erfüllen und dann lasst sie bitte zu.“
Genau das gleiche Thema hatte ich übrigens auch in der IT. Ich habe einen IT-Leiter, der hat IHK-Fortbildungen gemacht. Die werden aber nicht so anerkannt, dass er direkt zum Master kann. Ich brauche aber genau dieses spezifische Wissen eines Masterstudiengangs und kein allgemeines Bachelor-Wissen. Wir haben keine Zeit uns in solchen Fällen mit drei Jahren Bachelor-Studium aufzuhalten! Diese Fachkräfte binden wir dann an den falschen Stellen.
In besagtem Gremium sitzen viele konstruktive Unternehmer, die eine Menge Knowhow mitbringen. Allesamt sind wir ein positives und optimistisches Team. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass wir genug Strahlkraft haben, wichtige Signale an die Politik, die Verwaltung und an die Hochschulen zu senden.
Besonders im Wirtschaftsressort fällt immer wieder auf, dass es besonders betont wird, wenn Frauen Führungspositionen übernehmen. Empfinden Sie einen speziellen Leistungsdruck, den Sie als Mann nicht erfahren würden?
Ich habe in diesem Kontext noch nie darüber nachgedacht, ob ich ein Mann oder eine Frau bin. Diese Frage höre ich dennoch immer wieder. Ich stehe nicht in der Früh auf und denke mir „Du bist eine Frau, du hast es schwer“. In meinem Leben gab es schwierige und einfache Situationen – die hat aber jeder Mensch. Ich freue mich,, wenn ich ein Vorbild für Frauen sein kann, mutig aufzutreten und sich etwas zuzutrauen. Schlussendlich muss das zwar jede Frau selbst schaffen, aber ich denke es ist einfacher, wenn es bereits Frauen gibt, die als Vorbild motivieren können. Wenn ich es auch nur geschafft habe, eine einzige Frau dazu zu motivieren, Karriere zu machen, bin ich schon zufrieden.