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B4B WIRTSCHAFTSLEBEN SCHWABEN: Ist ein Abschwung an Neugründungen seit der Krise erkennbar?
Antonia Widmer: Wir können bei uns im Netzwerk keinen Abschwung feststellen. Im Gegenteil: uns erreichen momentan viele Anfragen für Coworking-Arbeitsplätze und auch das Interesse an unseren Veranstaltungen für Gründende ist ungebrochen hoch. Die Veranstaltungsreihe „Startup Basislager“, die wir jährlich durchführen, war – trotz hohem Konkurrenzangebot durch andere virtuelle Veranstaltungen – sehr gut frequentiert. Auch die Bewerbungen für die diesjährige Allgäuer Gründerbühne, die am 16. November stattfinden wird, sind genauso hoch wie zur selben Zeit im Vorjahr.
Lohnt es sich auch in der Krise Start-Ups zu gründen?
Ein Start-Up zu gründen ist immer mit vielen Risiken behaftet, insofern ist die Entscheidung nicht alleine an äußeren Rahmenbedingungen festzumachen. Allerdings ist es momentan meiner Meinung eher eine Frage des Geschäftsmodells und der Zielgruppe. Die Covid-19 Pandemie hat allerorts gezeigt, dass vor allem digitale Geschäftsmodelle im B2C Sektor gewachsen sind. Auch Anbieter von B2B Lösungen konnten ihre Vorteile am Markt gut realisieren. Rein analoge Geschäftsmodelle hatten in den vergangenen Monaten schwer zu kämpfen.
Wie verhalten sich potenzielle Geschäftspartner derzeit?
Grundsätzlich sehen wir eine große Vorsicht von etablierten Unternehmen momentan in neue Technologien zu investieren. Hier wird sich in den kommenden Monaten entscheiden, ob die Investitionsfreude wieder zunimmt oder weiterhin „auf Sicht“ gefahren wird. Dies wird gerade den Erfolg von Anbietern von B2B Dienstleistungen und Produkten sicher sehr beeinflussen.
Mit welchen Gefahren müssen Gründer jetzt kalkulieren?
Die große Gefahr ist im Moment in der Tat, dass Kunden vorsichtig mit Neuinvestitionen sind und daher auf der Nachfrageseite mit einem Einbruch zu rechnen ist. Daher müssen Gründende sich in ihren Fixkosten sehr schlank aufstellen, um mit diesen Unwägbarkeiten umgehen zu können. Allerdings ist das in unseren Augen sowieso gerade in der Anfangsphase eines Unternehmens wichtig. Das ist eigentlich unabhängig von Covid-19 sinnvoll.
Welche Chancen gibt es für Gründer jetzt?
Die Chancen sind vor allem in den Nischen da, in denen Digitalisierung oder digitale Geschäftsmodelle bisher nicht als vorrangig gesehen wurden. Wer sich hier gut positioniert und ein passendes Produkt oder eine passende Dienstleistung anbieten kann, hat sicher eine gute Chance auf Erfolg. Aber wie wir wissen, gehören zum Erfolg eines Unternehmens viele Komponenten. Sie brauchen ein Team mit Durchhaltevermögen, Disziplin und hoher Kompetenz auf fachlicher und kommunikativer Ebene. Und dann noch die Portion Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und auf ein gutes Netzwerk zurückgreifen zu können. All das gilt genauso wie vor der Covid-19 Pandemie.
Kann die Krise auch eine Chance sein?
Die momentane Situation ist in der Tat auch eine Chance für Gründende, weil Startups meist viel flexibler auf Krisen reagieren können als etablierte Unternehmen. Wir sehen das in unserem Netzwerk: da haben einige Gründerteams blitzschnell reagiert, ihre Angebote angepasst und neue Märkte gesehen und erschlossen. Größere Unternehmen können das aufgrund ihrer Struktur und der gewachsenen Hierarchie nicht so schnell bewerkstelligen. Allerdings verfügen sie zumeist über eine bessere Kapitaldecke, um Krisen auszusitzen. Startups leben oft noch „von der Hand in den Mund“, müssen daher vor allem schauen, dass ihre Fixkosten nicht zu hoch sind, um auf Umsatzeinbußen auch reagieren zu können.
In welchen Branchen lohnen sich Gründungen jetzt am meisten?
Das kann man so pauschal nicht sagen. Aber klar ist, dass momentan eine Gründung im Bereich Gastronomie oder klassischem Eventmanagement schwierig ist. Nichtsdestotrotz sehen wir auch hoch innovative Konzepte im Tourismus, etwa Pop-up-Campingplätze, und in der Gastronomie, die flexibel auf die neuen Bedingungen reagiert haben und teils ganz neue Formate anbieten.
Welche Empfehlung sprechen Sie an Gründungs-Interessierte in der aktuellen Situation aus?
Die gleiche wie immer: macht eure Hausaufgaben. Definiert eure Zielgruppe und eurer Geschäftsmodell. Überlegt genau, welchen Nutzen der Kunde von eurem Produkt haben könnte und inwieweit es dafür einen Markt geben kann. Seid kritisch mit euren eigenen Kompetenzen und sucht euch Menschen, die mit euch für diese eine Idee brennen und euch echte Sparringspartner sind. Macht euch auf einen steinigen Weg gefasst, aber lasst euch nicht abschrecken.