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Ferdinand Mayr ist der geschäftsführende Gesellschafter von Mayr Antriebstechnik. Im Interview blickt er auf eine über hundertjährige Unternehmensgeschichte aus fünf Generationen zurück. Außerdem verrät er, welche wichtige Rolle eine Sicherheitskupplung für das Unternehmen spielte.
Die Geschichte von Mayr Antriebstechnik hat vor über 100 Jahren begonnen. Wann war der Startschuss und wo liegt der Ursprung?
Ferdinand Mayr: Das Unternehmen wurde 1897 von Christian Mayr, meinem Ur-Ur-Großvater, als Mühlschreinerei in Kaufbeuren gegründet. Er reparierte Mühlen und Sägewerke und stellte Bauteile dafür her. Das waren beispielsweise Antriebsräder, Kammräder, Transmissionen und Mühlräder. Damit konnte die praktisch überall vorhandene Wasserkraft direkt als Antriebsenergie verwendet werden. Die Antriebstechnik ist also der Ursprung der Firma und zieht sich als roter Faden bis heute durch die Geschichte des Unternehmens. Die Mühlschreinerei blieb zunächst der einzige Geschäftszweig und Bauteile für Wasserkraftantriebe waren noch lange Bestandteil des Produktportfolios.
Das heißt, das Unternehmen wird derzeit in der fünften Generation geführt. Setzen Sie dabei auch auf eine generationenübergreifende Leitung?
Allerdings. Seit Ende 2018 führe ich das Unternehmen zusammen mit meinem Großvater Fritz Mayr und Günther Klingler. Wir können so unterschiedlichste Perspektiven und Erfahrungen in die Entscheidungen einfließen lassen.
Besonders die Erfahrung Ihres Großvaters spielt dabei ja keine unerhebliche Rolle…
Richtig. Der Aufschwung kam nach dem Zweiten Weltkrieg. Mein Großvater stieg im Jahr 1956 in dritter Generation in den Familienbetrieb ein. Die Anfänge ab den 1950er Jahren waren noch immer davon geprägt, die unterschiedlichsten Gelegenheiten zu ergreifen, die sich dem Unternehmen boten. Ein Durchbruch im Bereich der Antriebstechnik gab dem Unternehmen in dieser Zeit einen entscheidenden Impuls: die Entwicklung der Sicherheitskupplung.
Gab es diese damals noch nicht auf dem Markt?
In der Tat gab es Lösungen zur Drehmomentbegrenzung bereits auf dem Markt. Diese waren allerdings nicht das, was sich mein Großvater unter einer hochwertigen Kupplung vorstellte. Sicherheitskupplungen, wie sie heute üblich sind, gab es nicht – hier erkannte er seine Chance für eigene Lösungen. Mit Sicherheitskupplungen für Gehäuselüfter gelang Mayr ein erfolgreiches Debüt in diesem Bereich. Bei den Lüftern blockierten die Räder häufig durch Verschmutzung, was Schäden und teure, aufwändige Reparaturen nach sich zog. Die Mayr Kupplungen lösten dieses Problem zuverlässig und zu geringeren Kosten. Die EAS Sicherheitskupplungen kamen 1963 auf den Markt und entwickelten sich schnell zum stärksten Umsatzbringer der Firma.
Ging damit auch die erste große Expansion einher?
Ja, denn die Ausgangsbasis in Kaufbeuren war durch das stetige Wachstum in der Nachkriegszeit bald zu beengt: Lediglich 1.400 Quadratmeter Fläche hatte der Firmensitz in Kaufbeuren, den Mayr Antriebstechnik seit der Gründung 1897 nutzte. Die Anlage war dann spätestens in den 1970er Jahren endgültig zu klein für den aufstrebenden Betrieb. 1973 schließlich zog das Unternehmen nach Mauerstetten um – bis heute ist hier der Firmensitz. Mittlerweile erstreckt sich das Firmengelände auf einer Fläche von rund 33.000 Quadratmetern, auf denen rund 700 Beschäftigte ihrer Arbeit nachgehen.
In all den Jahren ist Mayr Antriebstechnik trotzdem ein Familienunternehmen geblieben. Welchen Vorteil hat dies Ihrer Meinung nach zu fremdgeführten Unternehmen?
Seit der Gründung steht die Familie Mayr hinter dem Unternehmen. Wir betrachten unser Unternehmen mit allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen als gewachsene Mayr-Familie. Für uns als Inhaberfamilie ist es wichtig, vor Ort im Unternehmen da zu sein, mitzugestalten und unsere gelebten Werte umzusetzen. Das schafft Konstanz und Zuverlässigkeit. Stabilität und Unabhängigkeit sind entscheidende Vorteile.
Besonders in der Corona-Krise ist diese Stabilität wichtig. Wie geht Ihr Unternehmen mit dieser neuen Herausforderung um?
Wir arbeiten aktuell nach dem Motto: Abstand halten und trotzdem zusammenhalten. Wir haben schon frühzeitig Präventions- und Hygienemaßnahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus ergriffen, die sich als wirkungsvoll erwiesen haben. Wir mussten unser Unternehmen nicht schließen. Zudem setzen wir grundsätzlich bewusst auf nachhaltige Lieferketten. Diese haben sich auch in der Corona-Krise als stabil erwiesen. Außerdem kommt uns zugute, dass wir sehr breit aufgestellt sind und viele Branchen und Märkte beliefern. Dadurch wirkt sich ein Rückgang an einer Stelle nicht so gravierend aus wie zum Beispiel bei Automobilzulieferern. Seit August ist dennoch auch unser Unternehmen teilweise in Kurzarbeit. Wir passen die Situation damit permanent an geänderte Bedingungen an und reagieren kurzfristig. Das hat sich auch in vorhergehenden Krisen bewährt.
Sie meinen damit die Krise im Maschinenbau Anfang der 90er Jahre und die große Finanzkrise 2008/2009. Hat Mayr hieraus auch Kraft geschöpft?
Bereits Anfang der 1990er Jahre hat das Unternehmen eine für die damalige Zeit revolutionäre Vereinbarung mit dem Betriebsrat und den Mitarbeitern getroffen. Die schwere Krise damals im Maschinenbau haben wir damit unbeschadet und ohne Entlassungen überstanden und konnten nach der Krise voll durchstarten. So auch nach der Wirtschaftskrise 2008/2009. Und auch jetzt sind wir zuversichtlich, dass wir die aktuelle Krise gemeinsam gut meistern und daran wachsen.