Holen Sie sich B4BSCHWABEN.de auf Ihr Smartphone.
Klicken Sie auf das Symbol zum „Teilen” in der Toolbar von Safari. Finden Sie die Option „Zum Home-Bildschirm”. Mit einem Klick auf „Hinzufügen” ist die Installation abgeschlossen! Schon ist die Website als App auf Ihrem iOS-Gerät installiert.
Frau Hesse, Sie sind seit gut 100 Tagen Vorsitzende der Geschäftsführung der BGZ, also der Gesellschaft des Bundes, die die Zwischenlager für radioaktive Abfälle an den AKW-Standorten in Deutschland und hier in Gundremmingen betreibt. Weshalb haben Sie sich für diese Position entschieden?
Bettina Hesse: Das Thema hat mich spätestens seit meiner Zeit beim Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung gepackt und ich will mich weiter aktiv im Bereich der nuklearen Entsorgung einbringen. Beim BASE lagen die Schwerpunkte bei der Begleitung der Verfahren in der nuklearen Sicherheit und der damit zusammenhängenden Projekte im Sinne der Aufsicht sowie Genehmigung. Ich wollte gerne in das operative Geschäft wechseln. Vom Schreibtisch an die Werkbank sozusagen. Auch und gerade weil wir in Deutschland aus der Atomkraft ausgestiegen sind, gibt es weiterhin viel zu tun. Hier eine aktive Rolle zu spielen, halte ich für eine verantwortungsvolle und spannende Aufgabe.
Wir sind ein Unternehmen mit aktuell 19 Standorten, an denen gut 600 Mitarbeiter beschäftigt sind. Tendenz steigend. Wir betreiben 17 Zwischenlager, Essen und Berlin sind Bürostandorte. Für mich ist, gerade bei einem jungen und so dezentral aufgestellten Unternehmen wie der BGZ, das Thema Organisationsentwicklung von zentraler Bedeutung.
Was heißt das konkret?
Unter anderem meine ich damit die Anpassung an Herausforderungen der modernen Arbeits- und Lebenswelt, mit einem Schwerpunkt auf der digitalen Transformation.
Dabei möchte ich die BGZ zu einer lernenden Organisation weiterentwickeln. Die Themen Wissensmanagement und Kompetenzerhalt sind dafür beispielhaft zu nennen. Und wir müssen mit anderen Akteuren gemeinsam dafür Sorge tragen, dass auch künftig qualifiziertes Personal zur Verfügung steht.
Wir müssen dafür sorgen, dass die BGZ als attraktive Arbeitgeberin wahrgenommen wird. Das wird aber alleine nicht ausreichen. Da wir mit dem Thema Fachkräftemangel nicht alleine sind, kann ich mir hier gut eine Zusammenarbeit im Bereich der Aus- und Weiterbildung mit anderen Institutionen im Umfeld der nuklearen Sicherheit vorstellen.
Wie Sie bereits angedeutet haben, gibt es aufgrund des Atomausstiegs in Deutschland einiges für Sie zu tun. Wie bewerten Sie die aktuelle Lage der Branche?
Wir werden es mit langen Zeiträumen zu tun haben, bis alle atomaren Hinterlassenschaften in einem Endlager dauerhaft sicher verschlossen sind. Hier gilt es, den Fokus auf dieses Thema aufrechtzuerhalten. Wir sehen ja, dass sich nach dem Atomausstieg die Frage der Entsorgung der radioaktiven Abfälle in einem Spannungsfeld befindet. Die aktuelle Situation ist eine große Herausforderung, aber eben auch eine Chance zu zeigen, dass wir das Kapitel Atomkraft endgültig gemeinsam abschließen können.
Infolge des Verzugs bei der Endlagersuche für hochradioaktive Abfälle nehmen die Herausforderungen für die Zwischenlagerung zu. Daraus ergibt sich ein erhöhtes Bedürfnis an Beteiligung, vor allem an unseren Standorten, denn die sind in erster Linie betroffen. Der „Atommüll“ wird länger an den bestehenden Standortkommunen verbleiben als geplant. Diesen Anforderungen müssen wir professionell begegnen. Hier habe ich erste Gespräche geführt, beispielsweise mit den Bürgermeistern der Standortgemeinden.
Wie sind Ihnen die Menschen an den Zwischenlagerstandorten begegnet?
Wir haben vor Ort bereits eine vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit etabliert. Darauf können wir gut aufbauen. Die Rückmeldung aus den Gesprächen ist klar: Wenn es jetzt deutlich mehr als 40 Jahre Zwischenlagerung werden, wollen die Kommunen im Prozess mitreden können und erwarten auch einen Ausgleich. Hier können wir unser gutes Netzwerk nutzen, um als Vermittler zu fungieren. Insgesamt gibt es zu allen Aspekten der verlängerten Zwischenlagerung vor Ort verständlicherweise ein hohes Informationsbedürfnis, dem wir Rechnung tragen werden.
Die BGZ hat seit ihrer Gründung 2017 die Notwendigkeit einer verlängerten Zwischenlagerung mit der Öffentlichkeit erörtert. Dazu hat es bereits etliche Dialogangebote vor Ort, aber auch überregional gegeben. Die daraus hervorgegangenen Impulse nehmen wir auf und binden sie in unsere Arbeit ein. Auf dieser Basis werden wir die neuen Zwischenlagergenehmigungen rechtzeitig beantragen und dabei eine über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehende Öffentlichkeitsbeteiligung durchführen.