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Hat das Konzept „Kaufhaus“ überhaupt noch eine Zukunft?
Montags-Interview

Hat das Konzept „Kaufhaus“ überhaupt noch eine Zukunft?

Andreas Gärtner ist Bezirksgeschäftsführer Schwaben beim Handelsverband Bayern. Foto: Handelsverband Bayern
Andreas Gärtner ist Bezirksgeschäftsführer Schwaben beim Handelsverband Bayern. Foto: Handelsverband Bayern

Große Kaufhausketten sorgen jüngst für Negativschlagzeilen. Auch der Online-Handel setzt der Branche zu. Ist das Ende der Kaufhäuser also schon besiegelt? Andreas Gärtner vom Handelsverband Schwaben sagt Nein – wenn sich die Branche an neue Konzepte traut.

B4BSCHWABEN.de: Jüngst hört man immer wieder, dass sich große Kaufhausketten – zuletzt Galeria Kaufhof – schwertun. Warum?

Andreas Gärtner: Es gibt aus meiner Sicht eine Vielzahl von Gründen. Zunächst steht das Kaufhaus in der Form wie wir es kennen seit vielen Jahren unter Druck. Ein Riesenthema bei Galeria Kaufhof ist aber auch der Inhaber, das muss man ganz klar sagen. Aus meiner Sicht ging es vorranging um die Verwertung von Immobilien – und darum eine gewisse Rendite aus den Immobilien zu ziehen. Das hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass sich die Situation nicht wirklich verbessert hat.

Aber wie steht es um das grundsätzliche Konzept?

Das Kaufhaus als klassischer Gemischtwarenladen muss man hinterfragen, da der Kunde nicht mehr in der Situation ist, dass er auf bloße Warenvielzahl mit massiver Sortimentbreite und -tiefe angewiesen ist. Letztendlich ist der Kunde heute vorinformiert, wenn er in den stationären Handel geht und muss einen Vorteil sehen, warum er stationär kauft und nicht online. Kaufhäuser setzten sich dann durch, wenn sie diesen Mehrwert bieten können.

Mit welcher Strategie können Kaufhäuser diesen Mehrwert schaffen?

Es gibt eine Reihe von Beispielen, die durchaus auch mit Kaufhäusern erfolgreich auf dem Markt sind. Aus meiner Sicht gibt es ein bekanntes Kaufhaus in Donauwörth als ein klassisches Beispiel für eines, das gut funktioniert. Man hat hier schnell erkannt, dass man ein Höchstmaß an kompetenter Beratung braucht. Denn individuelle und hochwertige Beratung ist das einzige, mit dem wir 100-prozentig gegenüber dem Onlinehandel stationär punkten können.

Besonders die Corona-Zeit hat dem stationären Handel massiv zugesetzt. Unterscheidet sich die Krisensituation zwischen Kaufhäusern und kleinen Ladengeschäften?

Im Grundsatz muss man sagen: die Krise ist nicht vorbei. Nur der Name ist ein anderer. Wir bewegen uns seit 2020 im Krisen-Modus. Zunächst extrem harte Einschnitte durch die Schließungen, aber auch später eine gewisse Verunsicherung, durch größere Menschenansammlung – auch im ÖPNV. Das ist natürlich von Nachteil wenn ein Kaufhaus in der Innenstadt liegt. Viele Händler haben die Kundenfrequenz von 2019 noch nicht wieder erreicht.

Wann wird diese Krise überwunden sein?

Wir müssen einfach darauf hoffen, dass wir in eine Normalsituation zurückkommen. Der Verbraucher muss guten Gewissens Geld ausgeben können. Momentan gibt es noch zu viele Unsicherheiten auf Seiten des Verbrauchers. Ausgelöst nicht zuletzt durch die Inflation, und steigende Energiepreise. Aber auch die Pläne der Bundesregierung was Sanierung von Immobilien und Heizungen angeht, erschweren die Lage maßgeblich. Was die Branche braucht ist Stabilität und Planungssicherheit.

Der Inflation zum Trotz ist aber zumindest die Zeit der Corona-Schließungen vorbei. Man kann aber durchaus den Eindruck bekommen, dass sich kleinere Läden hiervon besser erholt haben, als Kaufhäuser. Stimmt das?

Zum Teil. Bei Kaufhäusern ist dieses Phänomen unter anderem den Standorten geschuldet. Wir hatten am Ende der Pandemie und bereits nach der ersten Welle die Erfahrung gemacht, dass kleinere Standorte oder Standorte in der Peripherie besser erholt haben. Spricht, die, die direkt zu erreichen sind und große Parkplätze zu bieten haben. Galerie Kaufhof hat in Augsburg keinen großen Parkplatz. Das oben genannte Donauwörther Kaufhaus schon. Hier geht es wieder um das bereits genannte Sicherheitsgefühl der Kunden in großen Menschenansammlungen, wie etwa im ÖPNV.

Haben sich innerhalb des Handels manche Sparten besser behaupten können als andere?

Man konnte relativ klar erkennen, dass sich das hochwertige Sortiment deutlich schneller erholt haben, als mittel- und unterpreisige. Hochpreisige Produkte haben oft eine gewisse Stammkundschaft. Mit wenig verkauften Produkten ist dann trotzdem ein guter Umsatz gesichert. Bei niedrigpreisigen Produkten müssen Händler eine viel höhere Kundenfrequenz in die Läden locken, um guten Umsatz zu erzielen. Und wenn hohe Frequenzen fehlen, fehlt folgerichtig auch der gesicherte Umsatz. Ganz konkret gesagt: ein Juwelier tut sich mit fünf Kunden am Tag, die bei ihm einkaufen leichter, als ein Kleidungs-Discounter mit derselben Anzahl an Kunden.

Das heißt, die Krise wird überwunden, wenn sich das Konsumverhalten der Kundschaft ändert?

Die Frage ist schwierig zu beantworten. Der Handel reagiert in vielen Bereichen auf Veränderungen. Das Verbraucherverhalten war bis 2019 gut abzuschätzen. Es gab einen sehr großen Trend zu nachhaltigen regionalen und Bioprodukten im Lebensmittelbereich. Dieser Trend hat insbesondere im Lebensmittelbereich auch über die Corona Phase gezogen. Jetzt dominiert dagegen wieder der Preis. Nachhaltigkeit ist den Kunden zwar immer noch wichtig, regional einzukaufen auch – aber es darf auch aus dem Discounter sein. Daher kommen auch Insolvenzen aus der Bio-Branche.

Um den Bogen zum Anfang unseres Gesprächs wieder zu ziehen: Was ist ein ganz konkreter Tipp, um Läden überlebensfähig zu halten?

Ganz grundsätzlich bin ich davon überzeugt, dass Kaufhäuser eine 100-prozentige Daseinsberechtigung haben. Um sich erfolgreich am Markt zu halten, ist eine klare Markenbotschaft unerlässlich. Ein  Möbelhaus in der Region, wirbt seit gut 30 Jahren damit, den günstigsten Preis für Möbel zu haben – und wirtschaftet sehr erfolgreich.  Ein bekannter Schuh- und Modehändler wirbt seit jeher damit, die größte Auswahl an Schuhen in der Region zu haben – von Krisenstimmung hört man dort kaum etwas. Wenn Händler – egal ob kleines Geschäft oder Kaufhaus – gute Beratung anbieten und einen klaren Markenfindungsprozess durchlaufen haben, steht einer erfolgreichen Zukunft kaum etwas im Wege.

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