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Pflege 2.0: BKH Günzburg betreut Patienten übers Internet
Bezirkskliniken Schwaben

Pflege 2.0: BKH Günzburg betreut Patienten übers Internet

Hubert Kießling, Dr. Jürgen Schübel und Heike Häfele betreuen das Projekt Telepflege. Foto: Rudolf Müller, Bezirkskl. Schwaben
Hubert Kießling, Dr. Jürgen Schübel und Heike Häfele betreuen das Projekt Telepflege. Foto: Rudolf Müller, Bezirkskl. Schwaben

Am BKH Günzburg läuft gerade ein außergewöhnliches Modellprojekt: Patienten werden von Fachkräften über PC und Internet ambulant psychiatrisch betreut. Diese Methode nennt sich „Telepflege“ und ist bislang ein bundesweit einzigartiges Angebot.

von Christine Weigl, Online-Redaktion

Bei der Telepflege werden Patienten, die in psychiatrischer Behandlung sind, übers Internet betreut. Die Telepflege am BKH Günzburg startete im Herbst 2012. Aktuell sind es drei Patienten, die auf diese Weise ambulant psychiatrisch behandelt werden. „Wir wollen das ausbauen. Allerdings ist diese Methode nicht für jeden geeignet“, sagt Heike Häfele, die Pflegeleiterin der Psychiatrischen Institutsambulanz (PIA). Patienten mit zum Beispiel ausgeprägter Demenz oder Fehlwahrnehmungen scheiden aus. Das neue Behandlungsprogramm ist für jene gedacht, die eher zurückgezogen leben, aber gerne viel Zeit im Internet und am Computer verbringen. Voraussetzung für die Teilnahme an der Einzeltelepflege ist, dass Patienten mindestens sechs Monate eine sogenannte Bezugspflege in der PIA haben. Ein Bezugspfleger ist ein Betreuer, der sich regelmäßig um die Patienten kümmert und zu dem sie Vertrauen aufgebaut haben.

Qualifizierte Pflege über das Internet

„Wie geht es Ihnen heute? Was machen Ihre Schlafstörungen?“ Interessiert sitzt Hubert Kießling am Rechner und spricht übers Internet mit einem Patienten. Der Mann, den der Fachpfleger für Gerontopsychiatrie Kießling betreut, leidet an einer psychischen Erkrankung. Er erzählt dem Pfleger, dass er dank der regelmäßig stattfindenden, entlastenden Gespräche besser durchschlafen kann. Der Mann sitzt zuhause vor seinem PC, Kießling gut 30 Kilometer weiter in der Psychiatrischen Institutsambulanz am Computer. Mit Hilfe einer Webcam und eines Mikrofons sehen und hören sich die Gesprächspartner. Diese Therapiemethode nennt sich Einzeltelepflege.

Telepflege garantiert Schutz der Privatsphäre

„Wer zuhause Besuch bekommt, gewährt direkten Einblick in seine Privatsphäre. Nicht jeder will das“, meint Katrin Wieser, stellvertretende Pflegedirektorin am BKH. Bei der Telepflege braucht diese Hürde nicht überwunden zu werden. Die Klinik hält übers Internet Kontakt zum Patienten. „Wir stellen zwischenmenschliche Kontakte über das Medium PC her. Dadurch entlasten wir Angehörige und Personal und erreichen Patienten, die wegen zu großer Entfernung oder mangelnder Infrastruktur sonst vielleicht leicht aus unserem therapeutischen Blickfeld verschwinden würden“, so Heike Häfele.  

Behandlungen finden regelmäßig statt

In der Praxis wird ein infrage kommender Patient vom PIA-Mitarbeiter angesprochen und auf die Möglichkeit der Einzeltelepflege hingewiesen. Sollte dieser zustimmen, wird eine förmliche Einverständniserklärung eingeholt. Dann legen Patient und Pflegekraft genaue Kommunikationszeiten fest. „Wenn ein vereinbarter Termin nicht zustande kommt, wird der Patient angerufen oder aufgesucht und der Grund des Fehlens abgeklärt“, beschreibt PIA-Pflegeleiterin Häfele das Vorgehen.

Telepflege soll weiter ausgebaut werden

Manchmal dauern die Gespräche nur kurz, manchmal auch 20 Minuten. Der stellvertretende ärztliche Direktor Dr. Jürgen Schübel benennt die Vorteile, die die Telepflege bietet. Sie verstehe sich als „Werkzeug“, mit dem therapeutische Hilfen schnell, flexibel und unkompliziert eingesetzt werden kann. Außerdem können psychisch kranke Menschen in vertrauter Umgebung und ohne Fahraufwand behandelt werden. Als nächstes ist geplant, eine ambulante Gruppentelepflege einzurichten. „Solche Modelle gibt es in anderen Ländern bereits“, weiß Heike Häfele.  Aber das ist noch Zukunftsmusik.  Erst einmal soll die Einzeltelepflege weiter ausgebaut werden.

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