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„Eine neue Fehlerkultur“ wünscht sich Heide Becker, Leiterin des Beratungszentrums Recht und Betriebswirtschaft der IHK Schwaben. Wer scheitert, solle nicht länger stigmatisiert werden. Es gehöre zum unternehmerischen Risiko, wenn Ideen nicht aufgehen oder Geschäfte ins Wanken geraten. Durch die Fuckup Night im Augsburger Gaswerk, sollte mit diesen Tabuthemen unter Gründern gebrochen werden. Dafür lud die IHK Schwaben Gastredner ein, die den Tiefpunkt ihres Unternehmertums bereits hinter sich haben. So sprach Peter Kowalsky vor den rund 400 Gästen über sein Aus bei der Getränkemarke Bionade. Sein Vorredner, Joachim Sedlmeir, ließ sich von dem Miterfinder der gebrauten Limonade inspirieren, als er selbst seinen größten Rückschlag erlebte.
Auf einer Autofahrt mit seiner damaligen und jetzigen Partnerin erfuhr Sedlmeir vom größten Schock seines Lebens. Aus dem Radio hörte er die Skandalmeldungen über Wirecard und ahnte, was ihm nun bevorstand. Das unternehmerische Aus nach über acht Jahren harter Arbeit. Gemeinsam mit einem Mitgründer entwickelte der Augsburger im Jahr 2012 ein digitales Handelssystem. Es folgten erfolgreiche Finanzierungsrunden, aber auch etliche Herausforderungen. Sie konnten alle bewältigt werden, auch wenn diese 2017 in eine Trennung von seinem geschäftlichen Partner mündeten. Schon zu diesem Zeitpunkt bewies der heute 43-Jährige sein Durchhaltevermögen, denn er wich trotz allem nie von seinem „Plan A“ ab, wie er berichtet.
Aus allen Widrigkeiten schaffte es Sedlmeir einen positiven Effekt für sein Unternehmen zu erzeugen. Die Geräte zur Hardwareproduktion versagten und so stieg seine Firma auf kontaktlose Zahlungssysteme um. Durch dieses Lernen aus Fehlern wurde letztendlich Wirecard auf sein Fintech aufmerksam. Das milliardenschwere Unternehmen wollte die besagte Zahlungsplattform ohne physische Abhängigkeiten mitvermarkten. Aus der anschließenden Zusammenarbeit entstand eine Abhängigkeit, die für den Augsburger folgenschwere Auswirkungen hatten. Denn Wirecard übernahm einen maßgeblichen Teil der technischen Infrastruktur an Sedlmeirs Idee.
Mit dem Aus von Wirecard war somit auch das Ende von seinem Produkt besiegelt. Es folgte die Insolvenzanmeldung, Entlassung der eigenen Mitarbeiter und der Gang zur Arbeitsagentur. Doch von seinem „Plan A“ hat auch diese Erfahrung ihn nicht abgebracht. Joachim Sedlmeir ist weiterhin überzeugter Unternehmer und will Mut zum Gründen stiften. Auf der Fuckup Night der IHK Schwaben forderte er mehr Rückhalt für junge Unternehmergeiste. Nur mit einer mutigen sowie fehlertoleranteren Startup-Szene könne Scheitern zu Innovation und mehr Risikobereitschaft führen.