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Bitcoin ist eine Kryptowährung, also ein Zahlungssystem und ein globales Netzwerk, das über ein dezentrales, digitales Validierungssystem funktioniert. Transaktionen mit Bitcoin werden in einer Datenbank namens Blockchain gespeichert. Die Transaktionen müssen verifiziert werden. Dafür testen spezialisierte Hochleistungsrechner, sogenannte Mining-Server, eine Vielzahl an möglichen Werten durch. Wer einen validen Wert findet, erhält als Belohnung neue Bitcoin ausgeschüttet – derzeit alle 10 Minuten im Schnitt 3,125 Bitcoin plus Transaktionsgebühren. Bitcoin werden auch als Wertanlage-Technologie genutzt und als „digitales Gold“ bezeichnet.
B4BSCHWABEN.de: Herr Kläger, Sie sind geschäftsführender Gesellschafter bei der Kläger Group, ein Familienunternehmen, das ursprünglich eigene Sprühsysteme sowie Aerosolsprays und Schäume für den Kosmetik- und Medizinbereich entwickelt und herstellt. Seit zwei Jahren betreiben Sie in Neusäß ein Rechenzentrum, ihr Energy Lab, für Bitcoin Mining und haben in der Branche zwei Unternehmen gegründet. Wie kam es dazu?
Kristian Kläger: Im März 2021 hat mich ein Freund auf Kryptowährungen angesprochen und gefragt, von welcher er etwas kaufen solle. Ich hatte davon keine Ahnung, wollte aber meinem Freund eine Antwort geben und habe mich so erstmalig intensiv mit Bitcoin beschäftigt und schnell die Vorteile gegenüber allen anderen zentralen Kryptowährungen und Token erkannt. Zu dieser Zeit haben die Banken Negativzinsen verlangt, was auch die Rücklagen der Kläger Group betroffen hat. Deswegen war die Funktion des Wertespeicherns von Bitcoin schnell ein Thema, auch in der Unternehmensbilanz als Teil der strategischen Reserve. Ein paar Monate später kam die Energiekrise dazu. Als energieintensives Unternehmen benötigen wir mit der Kläger Group an unseren zwei Standorten sechs Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr. Da war für mich klar, wir müssen beim Strombezug unabhängig vom Netzbezug werden. Abzuwandern oder aufzugeben war nie meine Philosophie.
Sie haben dann eine Solaranlage bei sich in Neusäß gebaut. Wie können Rechenzentren für Bitcoin Mining, wie Sie dort eines haben, bei überschüssigem Strom helfen?
Kristian Kläger: Bitcoin-Rechenzentren können innerhalb kürzester Zeit flexibel die überschüssigen Strommengen abnehmen. Denn in den Rechnern werden Rechenoperationen durchgetestet, bis ein valider Wert gefunden wird. Wer diesen validen Wert gefunden hat, wird in Bitcoin entlohnt. Rechnet man dies rückwärts, kommt eine Entlohnung pro Kilowattstunde raus. So erhalte ich wesentlich mehr, als wenn ich den Strom ins Netz einspeise, was in den nächsten Jahren noch weiter sinken wird. Außerdem sind die Netze nicht genug ausgebaut. Gleichzeitig entsteht bei der Rechenleistung im Bitcoin Mining viel Wärme, weil dabei hunderte Millionen an Rechenoperationen pro Sekunde ablaufen. Dabei werden die Chips sehr heiß. Früher waren die Rechenzentren hauptsächlich luftgekühlt, wie man es vom Computer mit Ventilatoren zu Hause kennt. Darin sehe ich weniger die Zukunft und darauf fokussieren wir uns auch nicht. Inzwischen gibt es wassergekühlte Server und Tower, wodurch man diese Wärme auffangen und dann auch als Prozesswärme oder klassisch für die Heizung verwenden kann. Auf diese Weise kann man dieses Abfallprodukt Wärme, das kostenfrei in diesem Prozess entsteht, effizient und effektiv nutzen. Für mich ist das eine bahnbrechende disruptive Technologie, kurz gesagt das Kraftwerk der Zukunft, eine moderne Power-to-heat-Anlage. Denn das kann jeder in seinem Unternehmen, ob Industrie, Gewerbe, Energieerzeuger bis hin zum Fernwärmenetzbetreiber in unterschiedlichen Maßstäben integrieren und damit unabhängig von externen Einflüssen werden.
Vor zwei Jahren haben Sie die terahash.energy GmbH gegründet, vor kurzem zusammen mit Michèle Rascher und Constantin Wenzlik die Tochterfirma terahash.powersystems GmbH. Was bieten Sie mit diesen Firmen an?
Kristian Kläger: Der Fokus liegt bei der terahash.energy auf den Rechenzentren und dem Bitcoin Mining und allem, was für die Energiewirtschaft relevant ist. Wir planen die Rechenzentren und liefern die Hardware, die aktuell noch nahezu ausschließlich aus China kommt. Wir ermöglichen Investoren aber auch den Zugang zum weltweiten Bitcoin-Mining-Markt. Da kommen sehr viele Family-Offices, Merger & Acquisition-Firmen und auch Fonds auf uns zu, die einen Teil ihres Kapitals in Bitcoin Mining investieren wollen und da helfen wir. Wir bieten zum Beispiel auch Strategieworkshops an: Wie kann Bitcoin in Firmen integriert werden? Und so ist dann auch die Idee zur Tochterfirma terahash.powersystems entstanden. Denn viele Firmen, die bei uns Rechenzentren anfragen, brauchen den Schritt zuvor – die eigene, unabhängige Erzeugung und wenn möglich auch Speicherung von Energie. Mit terahash.powersystems bieten wir eine ganzheitliche Infrastruktur für die Energieversorgung. Da schließt sich sozusagen der Kreis, mit beiden Firmen ein komplettes Energiesystem anzubieten – von der Erzeugung über die Speicherung, bis hin zur Umwandlung in einen Wert, nämlich Bitcoin und in Wärme vor Ort, völlig autark.
Michèle Rascher: Wir wollen Lösungen schaffen für Unternehmen, um auch attraktiv am Standort bleiben zu können. Man kann natürlich sagen: „Hey, die Energiekosten steigen, das wird teurer, ich haue jetzt ab aus Deutschland.“ Das sehen wir aber nicht als Lösung, sondern wir müssen uns damit auseinandersetzen: „Wie machen wir das hier so attraktiv, dass wir wettbewerbsfähig am Standort bleiben können?“ Gerade hier in Schwaben haben wir sehr viel Mittelstand. Genau diese Unternehmen versuchen wir zu betreuen, Lösungen zu bieten, Konzepte mit zu erarbeiten, um dann wirklich auch die Standortsicherung zu betreiben. Das ist ein ganz entscheidender Punkt.
Das heißt, Bitcoin Mining, so wie Sie es nutzen, kann zur Wirtschaftlichkeit von Unternehmen beitragen, aber auch die Energiewende fördern?
Kristian Kläger: Sie haben das wunderbar zusammengefasst. Durch die Technologie wird grüner Strom dezentral monetarisiert. So wird es planbar für Ingenieurbüros, für die Entscheider und für die Firmen, weil sie immer einen Abnehmer haben, egal wie viel Strom sie produzieren. Wenn in Deutschland die großen Verbraucher und Energieerzeuger im großen Stil dezentrale Energiesysteme in den nächsten zehn bis 20 Jahren integrieren – werden die Netze robuster und der Strom günstiger. So können die Kosten für den Netzbetrieb günstiger werden und davon profitieren alle Bürger in Deutschland und alle Firmen. Das heißt, es ist ein Kreislauf, in welchem dann wiederum der Wirtschaftsstandort Deutschland für Firmen nochmals attraktiver wird, nicht nur zu bleiben, sondern vielleicht auch wiederzukommen und neue Hoffnung zu schöpfen.
Michèle Rascher: Wärme ist was wert! Also egal, wo ich Wärme produziere, sie kostet was. Das bedeutet, genau die Kombination aus günstiger Stromerzeugung, Transformation in Bitcoin und dem Verkauf oder Nutzung der Wärme, wie auch immer dies beziffert wird, macht das Ganze für Investoren per se wirtschaftlich. Insbesondere vor dem Hintergrund neuester und umfassender ESG-Reportings sowie CO₂-Regulatorik in Richtung Dekarbonisierung der Netze, also eine Erzeugung ohne Öl und Gas, macht eine moderne Bitcoin Power-to-heat-Anlage mittel- bis langfristig umso mehr Sinn.
In Teil zwei des Interviews erfahren Sie, wie der Mittelstand von Bitcoin profitieren kann.
Kristian Kläger führt in dritter Generation die Kläger Group aus Neusäß und hat vor zwei Jahren das Bitcoin-Start-up terahash.energy gegründet. Zusammen mit Michèle Rascher und Constantin Wenzlik hat er Ende Januar 2025 die Tochterfirma terahash.powersystems gegründet. Michèle Rascher und Constantin Wenzlik sind CEOs von Timeless Planet.