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In Teil eins des Interviews haben Kristian Kläger und Michèle Rascher erklärt, wie Bitcoin Mining in Kombination mit erneuerbaren Energien und der Nutzung von Abwärme Unternehmen wirtschaftlicher machen und die Energiewende vorantreiben kann. Bitcoin ist eine Kryptowährung, also ein Zahlungssystem und ein globales Netzwerk, das über ein dezentrales, digitales Validierungssystem funktioniert. Transaktionen mit Bitcoin werden in einer Datenbank namens Blockchain gespeichert. Die Transaktionen müssen verifiziert werden. Dafür testen spezialisierte Hochleistungsrechner, sogenannte Mining-Server, eine Vielzahl an möglichen Werten durch. Wer einen validen Wert findet, erhält als Belohnung neue Bitcoin ausgeschüttet – derzeit alle 10 Minuten im Schnitt 3,125 Bitcoin plus Transaktionsgebühren. Bitcoin werden auch als Wertanlage-Technologie genutzt und als „digitales Gold“ bezeichnet.
B4BSCHWABEN.de: Es gibt auch Kritik, weil Bitcoin Mining selbst viel Energie verbraucht.
Kristian Kläger: Das Bitcoin-Netzwerk ist schon zu ca. 60 Prozent grün. Es wird immer mehr Wasserkraft, Wind- und Solarenergie eingesetzt, weil es die günstigsten Energieformen sind und Bitcoin Mining wird sich immer die günstigste Energieform suchen. Klar, ein Prozent Energieeinsatz der weltweiten Energie wird jetzt schon für das Bitcoin-Netzwerk eingesetzt. Aber ein Prozent, ist das jetzt viel? Ist das wenig? Dafür, dass wir eine Chance auf ein neues Geld und auf ein weltweites Zahlungssystem haben, welches das sicherste der Welt ist. Ich sage: ja, das ist wenig. Wert ist immer subjektiv.
Michèle Rascher: Der eine Punkt ist die Stromerzeugung, die immer grüner wird. Aber es geht ja dann doch auch wieder um die Nutzung der entstandenen Wärme. Wenn man natürlich die Wärme in die Luft hinausbläst, dann ist das kontraproduktiv. Dann ist es Verschwendung. Wenn wir jetzt aber diese Energie auch als Wärme nutzen, Mining als Wärmeerzeuger, dann ist es im Prinzip nur ein Ersatz für eine andere vorher verwendete Technologie. Und Wärme wird nun mal gebraucht.
Kristian Kläger: Wir haben ein Pilotprojekt in Finnland. Dort steht ein Bitcoin-Rechenzentrum, ein Megawatt, um ein finnisches Dorf zu beheizen. Die skandinavischen Länder sind, was die kommunale Wärmeplanung angeht, sehr viel weiter. Sie haben schon immer sehr stark auf Fernwärme gesetzt. Bei diesem Beispiel wurde früher die Wärme mit Hackschnitzeln erzeugt. Mit einem Bitcoin-Rechenzentrum kann man die Wärme günstiger erzeugen als mit Hackschnitzeln, weil dieses Rechenzentrum sich schon durch den Bitcoin „rechnet“ bzw. abzahlt. Die Wärme ist dann sozusagen kostenfrei. Somit kann man die Wärme wesentlich günstiger, grüner und CO₂-neutral generieren als im Vergleich zu Gas oder Öl zum Beispiel.
Welche validen Kritikpunkte gibt es aus Ihrer Sicht an Bitcoin und Mining?
Kristian Kläger: Das Thema Elektroschrott. Die Chips der Rechner müssen immer sehr effizient sein. Früher waren sie nach zwei bis drei Jahren nicht mehr effizient. Aber es gibt schon verschiedene Lösungsansätze. Erstens die wassergekühlten Rechner, die wir hauptsächlich anbieten. Die kann man viel länger laufen lassen, weil es da vor allem um die Wärmeerzeugung geht, die unabhängig von der hart umkämpften weltweiten Mining-Konkurrenz zu sehen ist. Und zweitens gibt es erste Firmen und Ansätze in Amerika, die modulare Rechner konzipieren. Das heißt, wenn der Rechner nicht mehr effizient ist, wird nicht der ganze Rechner ausgetauscht, sondern einzelne Komponenten, insbesondere die sog. Hashboards. Ein anderer Punkt ist die momentan noch hohe Volatilität des Preises. Bitcoin hat aktuell noch eine kleine Marktkapitalisierung, ist eine junge Anlageklasse. Da haben viele noch Ängste, wenn es an einem Tag zehn bis 15 Prozent rauf und runter geht. Das wird sich erst lösen, wenn immer mehr große Firmen und Staaten einen Teil ihrer Reserven in Bitcoin ansparen und sich dadurch meiner Meinung nach auch eine große Welle an Adoption bei den Privatpersonen anschließt. Viele denken, dass in den nächsten fünf bis sieben Jahren Bitcoin mindestens die Marktkapitalisierung von Gold erreichen wird, mit Blick auf die überlegenen Geldeigenschaften von Bitcoin. Damit wird dann auch die Volatilität sinken.
Welche mittelständischen Unternehmen kommen auf Sie zu und wie helfen Sie Ihnen?
Michèle Rascher: Klassisch sind das Industrieunternehmer, Gewerbebetreibende, Hotellerie und Bäder. Grundsätzlich müssen sie erstmal verstehen, dass sie da einen Bedarf haben. Die meisten haben das tatsächlich schon verstanden. Danach geht es damit los, dass wir die Interessenten an der Hand nehmen und anhand deren Strom- und Gasverbrauch gesamtheitlich prüfen: „Wie sieht das aktuell aus und wo entwickeln wir uns in den nächsten Jahren hin?“ Oft kommen in naher Zukunft noch weitere Punkte dazu, wie Ladeinfrastruktur. Dann werden vielleicht noch zusätzliche Wärmequellen benötigt. Zum Beispiel braucht die gehobene Hotellerie massiv viel Wärme, allein für die Wellnesseinrichtungen. Da muss man sich überlegen, ob man da noch eine Wärmepumpe einbaut. Wir erarbeiten mit den Unternehmen dann gemeinsam Konzepte, bei denen ein Part natürlich auch Bitcoin-Miner sein können, aufgrund der Vorteile, die wir gerade vorhin besprochen haben.
Kristian Kläger: Und zwar von der Planung, über die Ingenieursleistung, bis hin zur Auslegung, Lieferung und Aufbau der PV-Anlagen sowie der industriellen Batteriespeichersysteme in Containern, wenn der Kunde das wünscht. Und ob dann Bitcoin Mining für diesen individuellen Kunden Sinn ergibt oder nicht, da sind wir sehr ehrlich und sagen dann auch: „Pass auf, jetzt macht es für dich aufgrund der Amortisation noch keinen Sinn, aber lass doch gemeinsam eine Strategie erarbeiten, vielleicht ist es ein späterer Schritt.“
Wie kommt das Thema Bitcoin Mining hier in Schwaben bei dem Mittelstand und auch bei den Kommunen an?
Michèle Rascher: Im ersten Schritt sind diese in der Regel tatsächlich gegenüber Bitcoin sehr reserviert. Und wenn man im nächsten Schritt darüber spricht, dann sehen sie sehr, sehr schnell den Nutzen der Power-to-heat-Lösung – also ich nehme Energie rein und dann kommt Wärme raus. Nach dieser Erkenntnis sind sie im weiteren Verlauf der Gespräche auch aufgeschlossener gegenüber dem Thema Bitcoin.
Kristian Kläger: Ich finde, diese Reserviertheit, die darf auch sein. Man soll ja sorgsamer Kaufmann sein. Ich bin ja auch nicht von heute auf morgen „all-in“ gegangen. Wenn man in dieser Bitcoin-Branche drin ist, die echt nicht klein ist in Deutschland, dann denkt man manchmal, wir sind schon extrem weit mit Bitcoin. Wenn man dann aber wieder auf anderen Events ist, ich war zum Beispiel auf dem IHK-Neujahrsempfang, sieht man bei den Gästen wieder viele Fragezeichen und viele haben da noch nichts von gehört. Da denkt man wieder, okay, wir sind echt noch ziemlich am Anfang. Aber wir öffnen hier, bei terahash.energy, unsere Türen und das hilft dem Verständnis, glaube ich. Wir bieten bei uns regelmäßig Energy Lab-Führungen und Workshops an und da kommen Unternehmer aus Freiburg, aus Frankfurt, aus Hamburg, aus den verschiedensten Branchen wie Bau oder Hotellerie, die einfach mal in diese Bitcoin-Technologie reinschnuppern wollen. Spannende Zeiten und der Beginn von etwas Großem!
In Teil eins des Interviews haben Kristian Kläger und Michèle Rascher erklärt, wie Bitcoin Mining in Kombination mit erneuerbaren Energien und der Nutzung von Abwärme Unternehmen wirtschaftlicher machen und die Energiewende vorantreiben kann.
Kristian Kläger führt in dritter Generation die Kläger Group aus Neusäß und hat vor zwei Jahren das Bitcoin Start-up terahash.energy gegründet. Zusammen mit Michèle Rascher und Constantin Wenzlik hat er Ende Januar 2025 die Tochterfirma terahash.powersystems gegründet. Michèle Rascher und Constantin Wenzlik sind CEOs von Timeless Planet.