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B4BSCHWABEN.de: Ganz provokant gefragt: Ein Unternehmen hat eine neue Maschine technisch ausgefeilt entwickelt, alles funktioniert bestens. Wozu braucht es jetzt noch einen Designer?
Michael Grewer: Man muss sich bewusst machen, dass es viel Geld kostet, ein neues Produkt zu entwickeln. Was an sinnvoller Produktentwicklung stattfindet, sollte demnach als Produktqualität nach außen sichtbar werden. Sonst kann es sein, dass viel Herzblut und Gehirnschmalz in die technische Entwicklung fließt, aber niemand nimmt dies wahr. Dieses Sichtbarmachen erfüllt ein professionelles Industriedesign. Ein gutes Design macht Produkte außerdem bedienfreundlicher und lässt sie attraktiver und innovativer erscheinen. Was den Verkauf fördert, denn am Ende soll das Produkt schließlich auf dem Markt erfolgreich sein. Hinzu kommt, dass Unternehmen mit Design eine Stärkung der Marke erreichen können. Produkte sind nach meinem Verständnis Markenbotschafter, die über Jahre hinweg bei den Kunden im Gebrauch sind und die Marke repräsentieren. Dieses Potential sollte genutzt werden.
Das heißt, Design und technische Entwicklung arbeiten Hand in Hand?
Bevor das eigentliche Projekt startet, berate ich mich mit dem Unternehmen im Rahmen eines ersten Briefings: Worum geht es, welche Design-Potentiale gibt es und – ganz wichtig – "passen" wir gut zusammen? Wenn der Auftrag dann erteilt ist, starte ich zuerst mit einem „Projektcheck“.
Ich setze mich mit dem Projektteam zusammen, und wir steigen weiter in die Thematik ein. Da geht es dann darum, für das ganze Projekt eine gemeinsame Grundlage und ein gemeinsames Verständnis zu schaffen. Sprich, was wir erreichen möchten, welche Möglichkeiten wir haben, welche Rahmenbedingungen eingehalten werden müssen, wie der Zeitplan aussieht. Daran anschließend nehme ich die Information aus dem Projektcheck und recherchiere im Marktumfeld, sammle Ideen zum konkreten Thema. Das Ganze ist dann die „Konzeptionsphase“, in der ich verschiedene Designvorschläge skizzenhaft und mit CAD entwickle.
Sind die Projektverantwortlichen hier noch beteiligt?
Allerdings. Das Entwicklerteam kommt mit dazu, schaut mir mehrfach über die Schulter und sieht, was für Ideen bisher entstanden sind. Wir beraten, was vielversprechende Ansätze sind, oder welche Ideen verworfen werden können. Am Ende stehen in der Regel zwei bis drei verschiedene Designkonzepte für das Produkt. Die Auswahl braucht man, um bewerten zu können, welcher Entwurf am besten die Anforderungen erfüllt, die wir zuvor festgehalten haben. Den favorisierten Entwurf arbeite ich dann detailliert aus.
Im Prinzip, wenn der Auftraggeber sein „Go!“ zu meinem Feindesign gegeben hat. Damit ist die Phase der Designdetaillierung abgeschlossen. In der Umsetzung kommen dann vermehrt Zulieferer ins Spiel. Zum Beispiel wenn Formen hergestellt werden müssen, oder wenn die Konstruktion verfeinert wird. In dieser Umsetzungsphase bin ich mehr der Berater. Ziel dabei ist, die Designqualität bis zur Serienproduktion aufrecht zu erhalten.
Wollen wir nun konkreter werden. Was macht ein gutes Design aus?
Ein gutes Design muss zur Marke, zum Unternehmen und seinen Werten passen und auch die passenden Produktmerkmale ausdrücken. An sich schon komplex. Das Produkt muss zusätzlich auch noch zu angemessenen Kosten produziert werden können. Das ist in allen meinen Projekten ein wesentlicher Aspekt. Und nicht zuletzt fördert ein gutes Design eine einfache Bedienung.
Der German Design-Award Special 2023 wurde für eine Reibschweißmaschine, die ich für Kuka designed habe, vergeben. Hier galt es für eine Reibschweißmaschine im höheren Stauchkraftbereich von 130 Tonnen Stauchkraft ein passendes Design zu entwickeln. Der Name der Maschine stand beim Projektstart schon fest: Kuka Invictus, die Unbesiegbare. Und wir haben definiert, dass die Gestaltung in die Produktfamilie der anderen Reibschweißmaschinen, deren Design teils auch schon aus meiner „Feder“ stammt und in Zusammenarbeit mit dem eingespielten Entwicklungsteam entstand, eingebettet ist.
Was bedeutet das für das Design?
Mir war schnell klar: Ich nehme Designelemente der bisherigen Reibschweißmaschinenserie auf, passe sie an die neue Maschine an und entwickle die Formensprache weiter. Das Ergebnis: Ein Design, das eben diese hohe Stauchkraft visualisiert, zum Beispiel durch markant gekantete Bleche. Ein wichtiges Detail sind die Statusleuchten mit hohem Wiedererkennungswert. Sie betonen die Leistungsfähigkeit der Maschine und auch den Arbeitsraum, der bei dieser Maschine besonders ergonomisch zugänglich ist. Dieses Gesamtkonzept hat die Jury augenscheinlich überzeugt.