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B4BSCHWABEN.de: Frau Crauser-Leinert, viele schwäbische Unternehmen exportieren in die ganz Welt. Welche Rolle spielt dabei Indien?
Betty Crauser-Leinert: Aktuell unterhalten 240 Unternehmen aus der Region Bayerisch-Schwaben Wirtschaftsbeziehungen mit Indien. Die Außenwirtschaftszahlen, die nur für Gesamtbayern erfasst werden, deuten auf noch unerschlossene Potenziale des Landes: Hier lag Indien 2021 mit seinem Handelsvolumen auf Platz 23, wobei der Export nach Indien stärker ins Gewicht fällt. Aus unserer Region unterhalten derzeit 43 Unternehmen eine Niederlassung im Land. Die Firmen kommen dabei überwiegend aus den Branchen Maschinen- und Metallbau sowie Elektronik.
Auch diese Statistik wird nur für Gesamtbayern geführt. Aber wie Sie richtig sagen, zeigt sich eine stark steigende Tendenz im Handelsvolumen: Dieses nahm 2021 um fast ein Drittel, nämlich um 32 Prozent, zu. In diesem Herbst hat Indien Großbritannien im Ranking nach Bruttoinlandsprodukt überholt und steht nun an Rang 5 der wirtschaftsstärksten Länder weltweit. Während sich China und die USA weiter voneinander entkoppeln und der Ukraine-Krieg globale Lieferkettenproblemen verschärft, möchten Deutschland und die EU eine Diversifizierung ihrer internationalen Handelsverflechtungen vorantreiben. Von diesen Lieferkettenverlagerungen kann Indien profitieren.
Welche Potentiale sehen Sie für schwäbische Unternehmen?
Indien wird in Kürze China als bevölkerungsreichstes Land der Welt überholen mit einer großen, rasch wachsenden Mittelklasse, was Absatzchancen für Unternehmen bietet. Dementsprechend hat auch die EU ihre Verhandlungen mit Indien um ein Handelsabkommen wieder aufgenommen, dessen Unterzeichnung beim nächsten G20 Gipfel in Indien 2023 angestrebt wird. Und nicht zuletzt vereinbarten die EU und Indien einen sogenannten Handels- und Technologierat EU-Indien zur besseren wirtschaftlichen Vernetzung. Deutsche Unternehmen könnten von Zollsenkungen und einem Abbau von Handelshürden profitieren – etwa in den Bereichen Digitalisierung, Maschinen, Kraftfahrzeuge, Textilien, Pharma und Chemie.
Ausländische Direktinvestitionen bezogen sich bisher vor allem auf den Dienstleistungssektor. Die Regierung hat aber verschiedene Programme aufgelegt, mit denen sie Indien als globalen Produktionsstandort („Make in India“) positionieren will, in Schlüsselindustrien wie Fahrzeugbau, Zulieferindustrie, Elektronik. Ebenso investiert die Regierung große Summen in Infrastrukturausbau sowie den Ausbau erneuerbaren Energien (Solar, Wind, grüner Wasserstoff, Speicherlösungen). Investoren können hier von einem – verglichen mit anderen Ländern der Region- niedrigen Lohnniveau profitieren.
Gibt es auch Risiken?
Die föderale Struktur Indiens erschwert es Investoren: So finden sich in den 28 Bundesstaaten unterschiedliche Regelungen, was zu bürokratischem Aufwand führt. Der indische Markt gilt daneben als sehr preisbewusst, so dass hochpreisige Produkte es gegebenenfalls schwerer haben können.
Bislang war unter anderem China ein wichtiger Partner in Asien. Was unterscheidet die beiden Länder aus exportwirtschaftlicher Sicht?
Die Wachstumspotenziale sind in Indien stärker ausgeprägt, da Indien für die nächsten Jahre ein Wachstum in Höhe von sieben Prozent vorhergesagt wird. Chinas Wirtschaft ist zuletzt geschrumpft. Daneben sorgt in China die Coronapolitik der Regierung weiterhin für Unsicherheiten. Indien ist hier bereits auf den Pfad der Normalität zurückgekehrt.