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Stromfische im Lech: Pilotprojekt zur Energiegewinnung bald in Augsburg?
Innovation

Stromfische im Lech: Pilotprojekt zur Energiegewinnung bald in Augsburg?

Energyminer informierte über das geplante Projekt am Manzù-Brunnen am Augsburger Königsplatz: (v. l.) Georg Walder und Dr. Richa
Energyminer informierte über das geplante Projekt am Manzù-Brunnen am Augsburger Königsplatz: (v. l.) Dr. Georg Walder und Dr. Richard Eckl. Foto: B4BSchwaben.de

Energyminer tüftelt an Systemen zur Stromgewinnung aus Flüssen. Das Start-up aus Gröbenzell war für den „Innovationspreis Bayern 2024“ und wurde von Wirtschaftsminister Dr. Robert Habeck beim „Startup Germany Summit“ ausgezeichnet. Kann ein Pilotprojekt in der Fuggerstadt den Marktdurchbruch ermöglichen?

Die Zukunft der erneuerbaren Energiequelle liegt in den Flüssen. So sieht es zumindest die Energyminer GmbH. Das Start-up aus Gröbenzell möchte neue Maßstäbe in der nachhaltigen Energiegewinnung setzen. Das Gründerduo Dr. Richard Eckl und Dr. Georg Walder sowie die Kernteam-Mitglieder Dr. Chantel Niebuhr und Natalie Rojko haben dafür die Kompetenzen aus Wasserbau, Maschinenbau, Elektrotechnik und Marketing vereint. Sie entwickeln seit 2021 ein System zur Stromgewinnung aus Flüssen: der sogenannte Energyfish.

Die Technologie nutzt die Fließgeschwindigkeit von Flüssen, um grundlastfähigen, CO₂-freien Strom zu erzeugen, ohne dabei natürliche Lebensräume zu beeinträchtigen. Dieser arbeite also im Einklang mit der Natur und möchte einen entscheidenden Beitrag zur Energiewende leisten.

Grüner Strom ohne Einfluss auf das Fluss-Biotop

Die Energiequelle nutzt die Kraft des Wassers und produziert in einem Fluss täglich 24 Stunden Strom. Das schwimmende Strömungskraftwerk sei in der Lage, komplette Gemeinden mit Energie zu versorgen. Das Besondere: Der Energyfish befindet sich fast vollständig unter Wasser und ist kaum sichtbar. Im Inneren befindet sich ein robustes und hocheffizientes Turbinensystem, das durch die natürliche Fließgeschwindigkeit des Flusses angetrieben wird. Der Energyfish arbeitet in Schwärmen. Jeder davon ist mit mehreren Landstationen verbunden, die wiederum den Strom in das Netz einspeisen. So werde eine beachtliche Leistung generiert.

Im Auer Mühlbach – ein etwa sieben Kilometer langer, aus Isarwasser gespeister Münchner Stadtbach – ist die erste Pilotanlage in
Im Auer Mühlbach – ein etwa sieben Kilometer langer, aus Isarwasser gespeister Münchner Stadtbach – ist die erste Pilotanlage installiert. Foto: Energyminer

„Im Gegensatz zu Windkraft oder Photovoltaik ist der Energyfish grundlastfähig und produziert daher bei jeder Wetterbedingung und zu jeder Jahreszeit zuverlässig Strom“, erklärt der promovierte Maschinenbauer Dr. Richard Eckl. „Jede Anlage speist den Strom direkt ins lokale Niederspannungsnetz. Der Fisch ist zu 100 Prozent hochwasserresistent, kann abtauchen und dabei weiterproduzieren. Zudem ist er wartungsarm und für höchste Verfügbarkeiten konstruiert“, schildert er das Prinzip rund um die kinetische Wasserkraft.

Große Bedenken gegenüber der Technologie kommen bei Natur- und Tierschützern auf. Energyminer möchte auch hier mit Umweltbewusstsein überzeugen: Die Anlagen seien einfach in den Fluss gehängt und im Flussbett verankert – ganz ohne Beton, ohne Staumauer, ohne schweres Gerät. Der installierte, langsam drehende Rotor schütze die Fische vor allem dadurch, dass diese nicht verletzt, sondern „nur beiseite gedrückt werden, selbst wenn sie damit in Berührung kommen“, schildert Dr. Eckl. Die Technologie arbeite geräuschlos und sei so konstruiert, dass sie ohne negativen Eingriff in das Fluss-Biotop agiert und folglich keine Gefahr für Fische sowie Badende oder Wassersportler darstelle.

Anlage bald in Augsburg?

Im Auer Mühlbach, mitten in München, schwimmt die Pilotanlage des 16-köpfigen Unternehmens. Bald könnte auch der erste Energyfish-Schwarm in Augsburg, genauer gesagt in einem Lech-Abschnitt in der Umgebung des Klärwerks im Süden von Gersthofen, installiert werden. Dazu hat Energyminer eine Infoveranstaltung in der Augsburger Innenstadt, am Manzù-Brunnen, organisiert. Interessierte und Passanten konnten sich einen Energyfish aus der Nähe anschauen und mehr über das nachhaltige Konzept erfahren. Die Genehmigung durch die Stadt Augsburg und die Installation des Kraftwerks könnten schon bald erfolgen.

Eine Miniaturansicht des Strömungskraftwerks vor der etwa zwei Meter hohen und drei Meter langen Originalanlage. Foto: B4BSchwab
Eine Miniaturansicht des Strömungskraftwerks vor der etwa zwei Meter hohen und drei Meter langen Originalanlage. Foto: B4BSchwaben.de

„In der Nähe des Klärwerks planen wir einen Schwarm aus insgesamt 100 Energyfishen, die in einem dünnen Flussabschnitt isoliert werden. Der größte Teil des Flusses bleibt also frei“, schildert Dr. Eckl. Aktuell warte das Unternehmen auf die letzten Rückmeldungen der Genehmigungsbehörden. Warum gerade die Fuggerstadt ausgewählt wurde, beantwortet der Mitgeschäftsführer prompt: „Der Lech ist grundsätzlich sehr gut geeignet, weil er genügend Wassertiefe und Fließgeschwindigkeit hat. Zudem wissen wir natürlich um die große Tradition von Augsburg im Bereich von Wasser und Wasserkraft. Beides vereint stellt für uns den idealen Standort für ein erstes großes Kraftwerk dar.“

Mögliche Kunden für das Projekt können natürlich Gemeinden sein, aber auch Energieversorger oder Industrieunternehmen. Je nach Bedingungen am Standort oder Entfernung zum Netzanwendungspunkt setzt sich die Schwarmgröße bei der Anlage aus mindestens 10 und bis zu 100 Energyfishen zusammen, um eine relevante Größe bei der Stromerzeugung darzustellen. Somit liege die Investition im Schnitt bei einigen hunderttausend Euro, schätzt der Experte.

Preisgekrönter Beitrag zum Klimaschutz

Energyminer wurde vergangene Woche auf dem „Startup Germany Summit“ in Berlin mit einem Preis ausgezeichnet, der von Wirtschaftsminister Dr. Robert Habeck überreicht. Die Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz bringt jährlich die besten Start-ups, Investoren und Entscheider zusammen.

„Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung, die unsere harte Arbeit und unser Engagement für eine grünere Zukunft würdigt“, sagt Dr. Richard Eckl. „Der Preis spornt uns an, weiterhin innovative Lösungen zu entwickeln und unseren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.“

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