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„Energyfish“ im Lech: Fischereiverband übt Kritik, Start-up will Dialog – und die Stadt?
Nachhaltigkeitsprojekt

„Energyfish“ im Lech: Fischereiverband übt Kritik, Start-up will Dialog – und die Stadt?

Installation der Energyfish Pilotanlage Auer Mühlbach mit (v. l.) Dr. Richard Eckl und Dr. Georg Walder. Foto: Energ
Installation der Energyfish Pilotanlage Auer Mühlbach bei München mit (v. l.) Dr. Richard Eckl und Dr. Georg Walder. Foto: Energyminer GmbH

Im Rahmen eines geplanten Forschungsprojekts in der Umgebung des Augsburger Klärwerks äußert der Fischereiverband Schwaben seine Bedenken. Das Unternehmen Energyminer reagiert mit offenem Dialog. Doch Ungewissheit bleibt, ob und wann die Genehmigung für die Installation des Kraftwerks durch die Stadt Augsburg erfolgt.

Im vergangenen Spätsommer präsentierte sich das Gröbenzeller Start-up Energyminer in der Augsburger Innenstadt. Am Manzù-Brunnen in der Nähe des Königsplatzes konnten Interessierte und Passanten mehr über das Konzept rund um die nachhaltige Energiegewinnung aus Wasserkraft erfahren. Das in Augsburg geplante Pilotprojekt zur Energiegewinnung durch den sogenannten „Energyfish“ in einem Lech-Abschnitt im Süden Gersthofens sei in der Lage, die Fließgeschwindigkeit von Flüssen zu nutzen, um grundlastfähigen, CO₂-freien Strom zu erzeugen, ohne dabei natürliche Lebensräume zu beeinträchtigen.

„Nachhaltigkeit darf nicht auf Kosten der Natur gehen“

Nun nahm der Fischereiverband Schwaben e. V. offiziell Stellung und äußerte Bedenken hinsichtlich ökologischer Schäden. Die mögliche Installation sei als massiver Eingriff in das dortige Fischereirecht zu sehen. Der Verband lehne das geplante Vorhaben ab, im Lech fünf Energyfische zu Studienzwecken einzubringen, denn es stelle eine Bedrohung für das ökologische Gleichgewicht des Lechs dar. Insbesondere für den sensiblen Bereich unterhalb der Mündung der Wertach, der nachweislich ein Bereich besonders hoher Biodiversität ist.

„Der Lech und seine Zuflüsse bieten Lebensraum für weit mehr als nur Fische – sie sind ein Zuhause für eine reiche Artenvielfalt. Dieses Ökosystem zu schützen, ist unsere gemeinsame Verantwortung“, erklärt Hans-Joachim Weirather, Präsident des Fischereiverbands Schwaben.

Bereits bei der Infoveranstaltung am Augsburger Manzù-Brunnen gab es intensive Gespräche mit Vertretern des Fischereiverbands. F
Bereits bei der Infoveranstaltung am Augsburger Manzù-Brunnen gab es intensive Gespräche mit Vertretern des Fischereiverbands. Foto: B4BSCHWABEN.de

Der Fischereiverband schildert seine Kritikpunkte: Einerseits sei die „mangelnde Transparenz seitens Energyminer kritisch zu bewerten“. Zudem der Umstand, dass eine vollumfängliche Umweltverträglichkeitsprüfung, die den Einfluss der Energyfische auf Flora und Fauna analysiert, nicht durchgeführt werde. Andererseits sei das Vorhaben auf Kollisionskurs mit „Licca liber“, dem Renaturierungsprojekt, das vom Freistaat Bayern sowie Umweltverbänden und Bürgerinitiativen unterstützt wird. Dieses verfolgt das Ziel, den Lech und seine Nebenflüsse ökologisch aufzuwerten, Lebensräume wiederherzustellen und die Biodiversität zu fördern.

Start-up legt großen Wert auf offenen und konstruktiven Dialog

Energyminer seinerseits begrüße die aktive Diskussion über die Balance zwischen technologischer Innovation und Umweltschutz und antwortete gleichermaßen prompt. Das geplante Forschungsprojekt sei von Anfang an im Sinne des transparenten Studienzwecks konzipiert worden, „um Möglichkeiten für nachhaltige, effiziente und naturverträgliche Energiegewinnung zu untersuchen“.

Besonders die Bedenken zum Schutz der Fischpopulation möchte Energyminer ausräumen. Das Team um das Gründerduo Dr. Richard Eckl und Dr. Georg Walder sowie die Kernteam-Mitglieder Dr. Chantel Niebuhr und Natalie Rojko, nimmt auch hierzu erneut Stellung: „Wir packen das Problem bei der Wurzel: den Rotoren. Diese sind im Energyfish so konstruiert, durch ihre spezielle Drehzahl und Geometrie, dass Fische den Rotorbereich gefahrlos durchschwimmen können. Dieser Ansatz wurde bereits in einer Studie validiert und wird auch im Rahmen des geplanten Projekts weiter untersucht.“

Zudem stelle die geplante Testinstallation keinen Widerspruch zu den Bemühungen von Licca liber dar, „sondern eine Möglichkeit, Technologien zu testen, die langfristig auch Renaturierungsprojekten zugutekommen können. Die Vereinbarkeit von Energiegewinnung mit dem Schutz von Flora und Fauna dieses Projekts führte auch in einer Umweltverträglichkeitsvorprüfung zu keinerlei erwartbaren umwelttechnischen Beeinträchtigungen.“ Die geplante umfangreiche Studie zur Fischverträglichkeit gehe weit über die einer Umweltverträglichkeitsprüfung hinaus.

Energyfish im Wasser: Die Fließkraft erzeuge grundlastfähigen, CO₂-freien Strom, ohne Flora und Fauna zu beeinträchtigen. Foto:
Energyfish im Wasser: Die Fließkraft erzeuge grundlastfähigen, CO₂-freien Strom, ohne Flora und Fauna zu beeinträchtigen. Foto: Energyminer GmbH

Wie und wann äußert sich die Stadt Augsburg?

Für die regionale Standortentwicklung sind die Forschung und der Ausbau von erneuerbaren Energien ein wichtiger Stützpfeiler für eine nachhaltige Zukunft. Während Energyminer durch die Vielzahl an möglichen Standorten einen deutlichen Beitrag für eine dezentrale, grundlastfähige und saubere Energieversorgung leisten möchte, appelliert der Fischereiverband Schwaben an die Öffentlichkeit und die Politik, das Vorhaben und das Pilotprojekt in Augsburg zu stoppen.

Bislang blieb eine Entscheidung zur Installation des Kraftwerks durch die Stadt Augsburg aus. Die nötigen Vorgänge im Genehmigungsverfahren halten weiter an. Sicher ist, dass das Umweltamt der Stadt Augsburg einen großen Wert auf eine transparente Kommunikation legt. Bei allen Planungen zum „Flussdialog Licca liber“, das den ganzen Bereich des Lech-Flusslaufs zwischen der Staustufe 23 und der Mündung in die Donau betrifft, bezieht das Wasserwirtschaftsamt Bürgerinnen und Bürger mit Infoveranstaltungen, Workshops und Umfragen mit ein.

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