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B4B WIRTSCHAFTSLEBEN SCHWABEN: Wie kamt ihr auf die Idee, ein Farm-Management-System zu entwickeln?
Daniel Janku: Ich bin schon mein Leben lang in der Landwirtschaft tätig. Schon früh habe ich auf einem großen Milchviehbetrieb mitgeholfen und bis letztes Jahr war ich zusätzlich in einem großen Lohnunternehmen tätig. Da ich Wirtschaftsinformatik studiert habe, sind oft Landwirte auf mich zugekommen und wollten, dass ich kleinere Tools für sie baue. Irgendwann wurde mir das aber mit Studium und Arbeit einfach zu viel. Also habe ich angefangen, dafür Geld zu verlangen, was die Landwirte verstehen konnten und für sie kein Problem war. So kam ich auf die Idee, ein Management-System zu bauen, das alle nutzen können.
Fabio Bove: Daniel und ich kennen uns seit über 10 Jahren. Vor anderthalb Jahren hat Daniel mir von seiner Idee erzählt, sich etwas Eigenes aufzubauen. Ich war sofort davon begeistert und da Daniel noch nach einem technikaffinen Mitgründer gesucht hat, bin ich kurze Zeit später mit eingestiegen.
Wo liegen die Anfänge von FarmAct?
Daniel: Die erste Idee kam mir schon vor einigen Jahren. Mir ist damals aufgefallen, dass es kein System gab, das den Bedürfnissen in meinen landwirtschaftlichen Tätigkeiten gerecht wurde. Um ein genaueres Bild vom damaligen Stand von Farm-Management-Systemen zu bekommen, haben ein Studienkollege und ich unsere Masterarbeiten in diesem Bereich geschrieben. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass hier eine Marktlücke besteht, die wir schließen wollen.
Fabio: Unsere gemeinsame Arbeit hat im Sommer 2018 angefangen, als ich in den Exist-Antrag mit eingestiegen bin. Anfang 2019 haben Daniel und ich den Antrag abgegeben und Mitte 2019 die Zusage erhalten. Seit September arbeiten wir in Vollzeit an FarmAct.
Was ermöglicht euch Exist?
Fabio: Exist ist eine staatliche Förderung, die innovative Gründungen aus dem Hochschulumfeld unterstützt. Sie umfasst zum Beispiel ein Lebensunterhalts-Stipendium. Zusätzlich ermöglicht es uns auch das DZ.S-Gründernetzwerk und unsere derzeitigen Räumlichkeiten. Aber auch Investitionen wie Computer, Bildschirme, Coachings und weitere Investitionen zählen dazu. Das geht ein Jahr lang. Bis dahin sollen Businessplan, ein Prototyp und hoffentlich auch ein erstes verkaufbares Produkt stehen. Unser Ziel ist es, zum Ende der Förderung bereits die ersten zahlenden Kunden zu haben, damit wir etwas vorzuweisen haben, wenn wir auf Investorensuche gehen.
Was soll euer Farm-Management-System können?
Daniel: Wir wollen den Alltag von Landwirten erleichtern und ihnen ein Tool geben, mit dem sie die verschiedenen Bereiche ihres Betriebs – wie Tiere, Biogas und Maschinen – zentral verwalten und analysieren können. Dafür bieten wir unter anderem Kennzahlen auf Gesamtbetriebsebene. Mit FarmAct können Landwirte außerdem Maßnahmen planen und diese dann so dokumentieren, dass es auch in Bezug auf Cross Compliance (Anmerkung der Redaktion: Landwirte erhalten bestimmte EU-Agrarzahlungen nur dann vollständig ausbezahlt, wenn sie weitere Verpflichtungen, etwa bei Umwelt- oder Tierschutz, einhalten) passt. Damit soll der Arbeitsaufwand reduziert und erleichtert werden.
Fabio: Wir nehmen dem Landwirt Dokumentationsarbeit ab, indem wir Daten von Maschinen sowie Robotern importieren. Wir wollen die automatisch gesammelten Daten mit Daten, die der Landwirt manuell in unser System eingeben kann, anreichern und dann mehrwertstiftend aufbereiten.
Daniel: Wir reagieren damit auf noch ein Problem: Landwirte setzen immer mehr Roboter ein und oftmals haben die Hersteller oder Maschinentypen jeweils eine eigene Software. Der Großteil der Betriebe hat einen heterogenen Maschinenpark vieler verschiedener Marken. Somit sind sie gezwungen, mehrere einzelne Programme zu verwenden. Dieses Problem wollen wir mit FarmAct lösen.
Wie wollt ihr euch von der Konkurrenz abheben?
Fabio: Unser Fokus liegt darauf, dass die App intuitiv ist. Die bisherigen Produkte sind viel zu kompliziert und auf verschiedene Anwendungen verteilt. Deswegen entwickeln wir eine einfach bedienbare herstellerunabhängige All-In-One Lösung. Viele der Schnittstellen, von denen wir Daten bekommen, sind genormt. Das gibt uns die Möglichkeit, den Landwirten die Daten ihres Betriebs an einer Stelle gebündelt zu präsentieren.
Wie funktioniert die Software in der Praxis?
Daniel: Wir versuchen, den Landwirt in zwei Bereichen zu unterstützen. Zum einen ermöglichen wir eine Analyse über den ganzen Betrieb überhaupt erst, da wir Daten, die zuvor in Insellösungen isoliert waren, zusammenführen. Zum anderen wollen wir ihn bei der Pflicht-Dokumentation und der Büroarbeit entlasten. Dieser ungeliebte Teil der landwirtschaftlichen Arbeit wächst durch neue Vorschriften stetig. Beispielsweise müssen Landwirte die Düngungen protokollieren. Das passiert heute oft noch analog. Wir bieten daher auch ein Planungstool zur neuen Düngeregelung ab April 2020. Unsere App soll dann ausrechnen, wie viel Dünger man ausbringen darf und Vorschläge zur Dokumentation bieten.
Arbeitet ihr bereits mit Landwirten zusammen?
Daniel: Wir konnten bereits mehrere Pilotbetriebe aus der Region gewinnen, mit denen wir gemeinsam entwickeln. Dazu zählen Klein- und Großbetrieben sowie Lohnunternehmen. Von ihnen können wir einige Testdaten abrufen, um unsere Software in der Praxis zu testen. Durch ihr Feedback können wir unsere App immer weiter verbessern. Sobald der erste Prototyp steht, wollen wir mit diesem in den Testbetrieb gehen. Betriebe, die an Pilotprojekten interessiert sind, dürfen sich gerne jederzeit bei uns melden.
Was sind eure nächsten Schritte?
Fabio: Noch im ersten Quartal dieses Jahres wollen wir unseren Prototyp zum ersten Mal an Pilotbetriebe geben. Nachdem wir anschließend das Feedback umgesetzt haben, wollen wir möglichst schnell an den Markt gehen. Wir erwarten erste Umsätze in Q3/20. Ende dieses Jahres werden wir dann nach Investoren suchen, um weiter wachsen zu können.