Holen Sie sich B4BSCHWABEN.de auf Ihr Smartphone.
Klicken Sie auf das Symbol zum „Teilen” in der Toolbar von Safari. Finden Sie die Option „Zum Home-Bildschirm”. Mit einem Klick auf „Hinzufügen” ist die Installation abgeschlossen! Schon ist die Website als App auf Ihrem iOS-Gerät installiert.
Investoren aus China befinden sich derzeit auf Einkaufstour quer durch Europa. Gerade eine Region wie Bayerisch-Schwaben verfügt dabei über hohe Anziehungskraft. Der Eigentümerwechsel bei KUKA steht symptomatisch für die neue Entwicklung. Das Interesse der Chinesen hat mit Standort-Faktoren zu tun, die gemeinhin als Stärke des bayerisch-schwäbischen Wirtschaftsraums verstanden werden. Zum Beispiel mit dem hohen industriellen Anteil im Branchenquerschnitt, zum Beispiel mit der ausgeprägten Hightech- Orientierung, zum Beispiel mit dem weitverbreiteten Verständnis für ökonomische Zweckmäßigkeit, wie sie in den „Mächlern und Sächlern“ des Allgäus sogar zum kulturprägenden Standortfaktor wurde.
Allerdings geht es den Chinesen um etwas ganz anderes als um eine Schnäppchenjagd bei „made in Germany“. In den vergangenen Jahrzehnten hätten chinesische Unternehmen ihr Geschäft zu sehr auf das Reich der Mitte ausgerichtet, analysiert das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) die Ausgangslage. Nun mache sich dort die Sorge breit, Chinas Wachstums-Maschine könnte bald die Puste ausgehen. „Eine Diversifizierung des Geschäfts und der Zugang zu ausländischen Märkten werden immer wichtiger. Deswegen schauen sich die Chinesen nun auch in Europa um“, schreibt das IW.
„Made in China“ braucht Beratungskompetenz vor Ort
Zudem hätten sich die Produktions- und Angebots-Strukturen des Landes verändert. Der Stempel „made in China“ finde sich immer häufiger auf Hochtechnologie-Produkten. „Doch um die Kunden bei entsprechenden Produkten zu betreuen, zu beraten sowie ihre Bedürfnisse zu berücksichtigen, ist Präsenz auf dem Markt unerlässlich. Allein aus diesem Grund wollen die chinesischen Investoren ihre Präsenz in Europa stärken“, so das IW. „Dabei lässt sich Markenbindung viel leichter mit einer übernommenen etablierten europäischen Marke herstellen als mit einer neu eingeführten chinesischen.“
Zahlreiche Beispiele hätten bisher gezeigt, dass es keinen Grund zur Sorge für deutsche Belegschaften bei einer Übernahme aus Fernost gebe: Der Betonpumpen-Hersteller Putzmeister oder der Automobilzulieferer Kiekert etwa wurden ebenfalls aus Fernost übernommen. Die Chinesen haben bis heute an den Standorten festgehalten und schufen im Fall Putzmeister sogar neue Arbeitsplätze. „Auch beim Roboterhersteller KUKA spricht für den Fall einer chinesischen Übernahme viel dafür, dass die Käufer den Standort halten. Das Ziel der Chinesen ist es in der Regel nämlich, den Betrieb fortzuführen, ja sogar zu expandieren“, argumentiert das Institut.
Besserer Marktzugang für schwäbische Unternehmen in China
Positiv gestimmt, was das chinesische Engagement angeht, ist man auch bei der IHK Schwaben. Bei der Eröffnung des eigenen China Competence Centers (CCC) Ende Oktober würdigte Dieter Weidner, Vizepräsident der IHK Schwaben, den fulminanten Aufstieg der Wirtschaftsmacht: „Da sich immer öfter chinesische Unternehmen für Unternehmen in Deutschland interessieren, mit dem Wunsch sich hierzulande anzusiedeln, wollen wir mit dem CCC die Zusammenarbeit und Vernetzung bayerischer und chinesischer Firmen in Schwaben unterstützen. Dabei verfolgen wir als Ziele die Standort-Sicherung unserer Region durch langfristige Innovationen, die Bestands-Sicherung und Erweiterung hiesiger Firmen sowie Arbeitsplätze und verhelfen schwäbischen Unternehmen zu einem besseren Marktzugang in China.“
China bietet Chancen für den bayerisch-schwäbischen Mittelstand
Diese Frage brennt in der Tat vielen Unternehmen unter den Nägeln: Wie sieht es in umgekehrter Richtung aus, mit den Chancen schwäbischer Mittelständler in China? Dass das Land seinen Status als billige Werkbank verloren hat, ist inzwischen eine Binsenweisheit. In der Tat zählen andere Parameter. „Es geht den Unternehmen bei Neuansiedlungen längst nicht mehr nur um den Aufbau von Produktions-Anlagen“, sagte Christian Sommer, Geschäftsführer des German Centre Shanghai anlässlich des „China Polls 2015“, den sein Haus gemeinsam mit dem Chinaforum Bayern veröffentlicht hatte.
„Die in den vergangenen Jahren auf dem Markt verkauften Maschinen benötigen Ersatzteile und Reparaturen. Entsprechend stehen Service- und After-Sales- Angebote hoch im Kurs. Aber auch Unternehmen anderer Branchen suchen vermehrt nach weiteren Standorten in China: Logistiker, Rechtsanwälte, Consulting-Häuser oder Steuerberater – sie alle interessieren sich für neue Niederlassungen. Das zeigt die Befragung ebenso wie unsere Praxis vor Ort.“ Die Zahlen sprechen für sich: Wer bereits vor Ort in China vertreten ist, weitet sein Geschäft aus. Mehr als jedes dritte deutsche Unternehmen plant weitere Standorte, 32 Prozent sind unentschieden und nur 33 Prozent haben keine entsprechenden Pläne.
„Die Unternehmen prüfen sehr genau, wo sie sich niederlassen wollen. Und sie sind bei der Standortentscheidung wählerischer geworden“, spricht China-Experte Sommer über seine Erfahrungen. Insbesondere Produktions- und Einkaufs-Niederlassungen werden im Gegensatz zu früher zunehmend außerhalb von Shanghai, Peking oder Guangzhou errichtet. Im Fokus stehen oft kleinere Städte im Umfeld der großen Metropolen.“ Ein vertrautes Terrain für Firmen aus Bayerisch-Schwaben: Mit dieser Art von Land und Leuten sind sie bestens vertraut.