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In einer Welt, in der sich geopolitische Machtverhältnisse rasant verschieben, ist wirtschaftliche Orientierung gefragt. Beim Internationalen Sommerfest der IHK Schwaben trafen sich rund 400 Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft, um unter dem Motto „Im Schatten der Großmächte“ aktuelle globale Entwicklungen zu analysieren und praxisnahe Handlungsperspektiven zu entwickeln. Im Mittelpunkt: Die Keynote von Prof. Michael A. Witt vom King's College London – ein international renommierter Wirtschaftsstratege mit Wurzeln in Augsburg.
Während die multipolare Weltordnung zunehmend Realität wird, spüren Unternehmen in Bayerisch-Schwaben die Folgen unmittelbar. Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll: Deglobalisierung ist längst kein theoretisches Szenario mehr, sondern unternehmerischer Alltag.
„Wir erleben gerade eine tektonische Verschiebung der wirtschaftlichen Weltordnung“, so Prof. Witt in seinem Vortrag. Die einst dominierende Hegemonialmacht USA sei im relativen Niedergang begriffen, China inzwischen die größte Volkswirtschaft der Welt. „Europa wird in dieser neuen Konstellation nicht automatisch mitgedacht – wir müssen uns neu positionieren“, mahnte der Experte.
Witt rief die anwesenden Unternehmer dazu auf, geopolitische Szenarien durchzuspielen, Risiken zu analysieren und flexibel zu agieren: „Verlassen Sie sich nicht auf Wahrscheinlichkeiten – denken Sie das Undenkbare.“ Szenarioplanung sei in unsicheren Zeiten unverzichtbar, auch wenn sie die Realität nicht exakt abbilden könne.
IHK-Präsident Reinhold Braun, zugleich Geschäftsführer von Sortimo, unterstrich die Bedeutung regionaler Resilienz: „Wir haben in Schwaben eine lange wirtschaftliche Tradition – und schon viele Krisen gemeistert.“ Braun appellierte an den Mut der Unternehmen: „Wir müssen ins Risiko gehen und uns innovativ aufstellen, um in Zukunft bestehen zu können.“ Zugleich kritisierte er den fehlenden Reformwillen in Deutschland: „Wenn sich hier nichts bewegt, wird es mit der Wirtschaftswende schwer.“
Dennoch herrschte Aufbruchsstimmung. „Wir sind Mutmacher“, so Braun weiter. Das Sommerfest sei nicht nur Ort der Analyse, sondern des Austauschs und der Vernetzung – für ein gemeinsames Ziel: Bayerisch-Schwaben wirtschaftlich stark in der Welt von morgen verankern.
Ein zentrales Thema der Diskussion war die Rolle Europas. Witt zeigte mögliche Szenarien auf, etwa eine Abkopplung der USA unter Trump, ein Erstarken Chinas oder eine vierpolige Welt mit Indien als eigenständigem Machtblock. „Europa muss sich zusammenraufen“, sagte Witt.
Trotz düsterer Prognosen blieb der Ton zuversichtlich. „Ich bin optimistisch, dass vor allem mittelständische Traditionsunternehmen die kommenden Jahre überstehen werden“, sagte Witt. Voraussetzung dafür: Anpassungsfähigkeit, strategischer Weitblick und politische Stabilität in der EU.
Das Internationale Sommerfest der IHK Schwaben zeigte: Die Herausforderungen sind gewaltig – aber sie sind gestaltbar. Der Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, strategische Vorausschau und regionale Kooperation sind zentrale Pfeiler, um als Wirtschaftsregion auch in einer zerrissenen Welt erfolgreich zu bleiben.