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Die ganze Woche über hat sich in Augsburg bei der Future Week alles um Zukunft und Innovation gedreht. Der Höhepunkt für viele: Das ausverkaufte Rocketeer Festival im Kongress am Park. Immer im Mittelpunkt: Innovation, Zukunft, Technologie und der Mensch. Ob bei regionalen Unternehmern wie Kristian Kläger von der Kläger Group oder Ramona Meinzer von Aumüller Aumatic oder bei Speakern wie der Astronautin Insa Thiele-Eich, dem Zukunftsoptimisten Frederik Pferdt oder Ex-Fußballprofi Felix Kroos. Am Nachmittag wurde den Gründern und Organisatoren des Rocketeer Festivals der Bayerische Digitalpreis "B.Digital" verliehen.
Den Auftakt auf der Main Stage machte der bayerische Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler) mit der Frage, wie Deutschland aus der Wirtschaftskrise rauskommt. Teil der Antwort sind für ihn die Future Week und das Rocketeer Festival in Augsburg – „mein Lieblingstermin in meiner Lieblingswoche“, sagte Mehring zu Beginn.
Denn das Rocketeer helfe dabei, die aktuelle Mentalität in Deutschland zu ändern. „Wir waren mal das Land der Wirtschaftswunder. Jetzt sind wir ein Land von Angsthasen, Regulierern und Überbürokratisierern“, beschrieb Mehring aus seiner Sicht die deutsche Mentalität. Wenn das Land bei der Entwicklung in Technologie und Künstlicher Intelligenz mithalten will, müsse es aus dieser Depression herauskommen. „KI ist die industrielle Revolution unserer Zeit und wird alles verändern“, ist Mehring überzeugt. Dafür sei es zentral, dass Deutschland und Europa seine digitale Zukunft selbst in die Hand nimmt und digital unabhängig wird.
Die Zukunft in die Hand nehmen, egal ob digital oder nicht: Das ist das Stichwort von Future Optimist Frederik Pferdt. Er war weltweit der erste Chief Innovation Evangelist bei Google. „Es gibt keine Antwort auf die Frage, was die Zukunft bringen wird, wir sollten uns besser fragen: Welche Zukunft will ich?“
Dafür forderte er die Rocketeer-Gäste auf, für drei Minuten die Augen zu schließen und seiner Meditation zu folgen: Sich sein zukünftiges Ich vorstellen, sich vorstellen, wie man sich fühlen will und dieses Gefühl verinnerlichen. Denn: „Meine Zukunft ist immer ein Gefühl. Spürt das Gefühl eurer Zukunft, verliebt euch wieder in eure Zukunft, sodass ihr nicht erwarten könnt, was passieren wird.“
Pferdts Schlüssel dafür: der Zukunftsgeist, eine innere Haltung, die uns mutig Möglichkeiten entdecken lasse. Dafür müsse man Optimismus, Neugier, Empathie und Experimentierfreude stärken. Wieder mehr Fragen stellen und die eigene Perspektive auf die Welt ändern. „Zukunft entsteht nicht durch den perfekten Plan, sondern durch mutige, kleine Experimente“, sagte Pferdt. Und: „Die besten Führungskräfte sind nicht die mit den besten Antworten, sondern die, die die besten Fragen stellen.“
Fragen stellen und Antworten finden: Das ist für Astronautin und Klimaforscherin Insa Thiele-Eich das, was die Raumfahrt für die Menschheit mit sich bringt. Denn auch wenn Projekte in der Raumfahrt extrem teuer sind: „Raumfahrt ist eine Inspirationsquelle und ein Symbol, wie weit wir es als Menschen geschafft haben“, sagte Thiele-Eich beim Rocketeer Festival. Durch die Raumfahrt haben sich Forscher Fragen gestellt, etwa wie Menschen im All atmen und essen können, wie die Raumschiffe mit Treibstoff versorgt werden. Die Antworten auf diese Fragen haben inzwischen Eingang in unseren Alltag gefunden: Babynahrung, denn Apfelmus in einem „Quetschie“ war das erste Essen im All. Aber auch Laptops und Smartphonekameras gehen auf Forschung aus der Raumfahrt zurück.
Auch beim Thema Nachhaltigkeit sieht die Astronautin und Klimaforscherin einen Mehrwert der Raumfahrt, denn die Nahrung im All ist wegen der knappen Ressourcen pflanzenbasiert. „Ich wundere mich, dass man im All in der Lage ist, wegen des Pragmatismus nachhaltig zu denken, auf der Erde aber nicht. Ich wünsche mir, dass wir die Erkenntnisse auch im Alltag umsetzen“, sagte sie. Denn auch auf der Erde sind die Ressourcen begrenzt. „Die Raumfahrt erinnert mich daran, wie klein und verletzlich wir alle sind und wie viel Potenzial wir gleichzeitig haben.“ Denn wir Menschen sind immerhin in der Lage, ins All zu fliegen.
Die Luft- und Raumfahrt hat in Augsburg Tradition. Mit Unternehmen wie MT Aerospace, Premium Aerotec und der Rocket Factory sowie dem Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt trägt Augsburg einen großen Teil zu der Branche bei. Das betonte Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) auf der Main Stage. Für sie ist Augsburg ein Zukunfts-Standort, an dem Innovation auf Tradition trifft und der sich in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder an Veränderungen anpassen konnte. „In den 80ern haben hier mehr als 20.000 Menschen in der Textilindustrie gearbeitet, heute kein einziger mehr“, sagte Weber. Stattdessen sei der Wirtschaftsstandort inzwischen diversifiziert und auf verschiedene Branchen verteilt.
Mit Blick auf den Koalitionsvertrag der möglichen neuen Bundesregierung sagte Weber: „Da ist mein Herz gehüpft.“ Denn die neue Regierung wolle die Luft- und Raumfahrt fördern – und da sieht Weber Augsburg in der Poleposition: „Wenn die Bundesregierung hier investieren will, weiß ich, wo sie das tun können: nämlich in Augsburg.“
„Treffen sich ein Ex-Profifußballer und ein Festivalgründer…“, mit diesen Worten wurden Daniel Kempf, Gründer des Rocketeer Festivals, und Felix Kroos, früher Fußballprofi und heute Fußballexperte und Podcaster, auf die Main Stage geholt. Wie die Unternehmen in Augsburg musste sich auch Felix Kroos neu erfinden, nach dem er mit 30 Jahren seine Fußballkarriere beendet hatte. „Ich kann jedem nur empfehlen, sich nicht nur auf eine Sache zu versteifen“, riet er dem Publikum im Gespräch mit Kempf. „Es ist wichtig, offen zu sein, neu zu lernen und bereit zu sein, wieder unten anzufangen, um etwas zu finden, woran man Spaß hat.“
Zentral ist für Kroos hier, dass die Menschen miteinander in den Austausch gehen, mit Menschen aus verschiedenen Bereichen sprechen und ihnen zu hören ohne zu verurteilen. „Das ist etwas, das unserer Gesellschaft gerade verloren geht“, fasste Kroos zusammen und bekam dafür Applaus aus dem Publikum. Das größte Learning von Kroos? „Geh aus deiner Comfortzone heraus, da kann was Gutes draus werden. Mach Fehler, daraus lernt man am meisten.“
Ob die Gründer des Rocketeer-Festivals 2019 mit dem ersten Rocketeer auch aus ihrer Komfortzone herausgegangen sind? Etwas Gutes ist auf jeden Fall daraus geworden. Denn die Gründer und Organisatoren des Rocketeer Festivals – Daniel Kempf, Christiane Zaunitzer, Janina Tetsch und Andreas Schmutterer - sind am Nachmittag auf dem Festival mit dem Bayerischen Digitalpreis „B.Digital“ ausgezeichnet worden. Verliehen hat der Preis Bayerns Digitalminister Mehring. Um bei den Themen KI, Nachhaltigkeit und digitalen Geschäftsmodellen der Zukunft vorne mit dabei zu sein, braucht es laut Mehring Mut, Tempo und Zukunftsoptimismus. „Genau das bringt unser Rocketeer fulminant auf den Punkt“, begründete Mehring die Entscheidung für die Preisträgerinnen und -träger. „Die Innovationskraft, die hier sichtbar wird, ist ein echter Standortfaktor für ganz Bayern. Der Augsburg-Spirit rockt das digitale Zeitalter.“
Kempf bedankte sich stellvertretend für seine Teamkolleginnen und -kollegen: „Wir sind ein bisschen geflasht. Zukunft wird uns gemacht und diesen Auftrag nehmen wir mit.“
Der Bayerische Digitalpreis soll auch in den kommenden Jahren in Augsburg verliehen werden. „Augsburg mausert sich gerade zum zweitgrößten Techhub in Bayern“, erklärte Mehring die Entscheidung.
Den Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten hat der Physiknobelpreisträger Prof. Dr. Ferenc Krausz für seinen Beitrag zur Digitalisierung erhalten. Den Preis überreicht hat Staatskanzleiminister Florian Herrmann (CSU), stellvertretend für Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Krausz hat mit seiner Forschung Bewegungen von Elektronen in Echtzeit sichtbar gemacht. Diese Forschung ist für Herrmann für die Digitalisierung ein großer Fortschritt. „Sie haben mit Ihren Entdeckungen den Weg auf der Überholspur frei gemacht und das Tempo brauchen wir, wenn wir bei der Digitalisierung vorne dabei sein wollen“, sagte Herrmann in seiner Laudatio. Zudem lasse sich die Forschung praktisch in der Medizin anwenden. Krankheiten könnten dadurch frühzeitig erkannt werden, sodass sie nicht ausbrechen können.
Krausz betonte in seiner Dankesrede, dass ihm die Auszeichnung viel bedeutet - weil sie nicht nur die Bedeutung der digitalen Innovation anerkenne, sondern auch die Rolle der Forschung würdige. „Es ist ein enormer Motivationsschub. Ich freue mich, mit meinem Team hier in Bayern am für mich besten Hightechstandort der Welt weiterhin zu forschen und das zum Wohle der Gesellschaft zu nutzen“, sagte Krausz.