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Ramona Meinzer: Es wird Zeit, dass wir nicht nur jedes halbe Jahr über einen Weckruf reden und bekräftigen „Jetzt geht’s wirklich los“. Wir müssen jetzt endlich mal aufstehen und was tun – alle gemeinsam. Wir sehen in den Umfragewerten, dass die Unternehmen kämpfen und die Stimmungslage – besonders im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung - schlecht ist. Aber ich sehe auch Unternehmer, die motiviert bleiben, trotz schwieriger Rahmenbedingungen investieren, sich engagieren und kämpfen. Das müssen wir nutzen und unterstützen. Wir müssen die allgemeine Stimmung und die dafür notwendigen Rahmenbedingungen verändern. Wir müssen ran an die Unsicherheit über Energiepreise, den Fachkräftemangel und die politischen Rahmenbedingungen.
Das ist jetzt das zweite Jahr Rezession in Folge. Eine normale Konjunkturdelle ist meist zeitlich begrenzt, aber hier geht es um tiefere strukturelle Probleme: hohe Bürokratie, Arbeitskosten, unzureichende Investitionen, ineffiziente Genehmigungsverfahren. Das sind hausgemachte Themen, deren Verbesserung wir selbst in der Hand haben. Wir stehen uns selbst im Weg. Und das finde ich so bitter. Die Unternehmen kämpfen, aber die Rahmenbedingungen bremsen sie dauerhaft, nicht nur kurzfristig.
Besonders überrascht hat mich die Tatsache, dass das Thema Fachkräftemangel in der Risikobewertung der Herbstumfrage weiter zurückgegangen ist. Die anderen Risiken gewinnen an Bedeutung, aber die Arbeitskräftethematik ist für mich damit noch nicht vom Tisch. Ich höre oft: „Da wären ja gerade viele Mitarbeiter aus der Großindustrie frei auf dem Markt.“ Aber für kleine und mittlere Betriebe sind diese Fachkräfte oft nicht einsetzbar, weil Qualifikation, Sozialisation und Erwartungshaltung nicht passen. Das wird noch eine große Herausforderung.
Die Prognosen sehen Deutschland mit 0,9 Prozent Wachstum. Das ist Hoffnung, aber noch kein Aufbruch. Und Hoffnung ist kein Geschäftsmodell – zumindest kein belastbares. Entscheidend wird sein, ob wir Rahmenbedingungen schaffen, die Innovation, Fachkräftesicherung und Investitionen ermöglichen. Ohne mutige und pragmatische Reformen wird die Stagnation weiter bestehen.
Genehmigungsverfahren dauern oft Jahre. Ein Beispiel ist für mich zum Beispiel die Genehmigung des Baus des dritten Hochschulcampus an der Technischen Hochschule – das zieht sich nun schon seit über 10 Jahre. Wir benötigen dringend Fachkräfte. Die THA kann sich nicht retten vor Bewerbern – aber es fehlt uns schlicht der Platz, um mehr Studierende aufzunehmen. Und gleichzeitig steht das mögliche Gelände seit Jahren ungenutzt da. Wir müssen ran an die Bürokratie, ran an Abläufe, und endlich den Mut haben, etwas zu ändern. Die größte Baustelle ist daher ein ineffizienter, unflexibler Verwaltungsmotor, der Wachstum und Innovation hemmt.
Ich produziere komplett hier im Landkreis. Und das im Bereich der Metall- und Elektroindustrie. Das ist energie- und arbeitskostenintensiv. Wirtschaftlich ist das sehr herausfordernd. Die hohen Kosten setzen Unternehmen zunehmend unter Druck, über alternative Standorte oder Investitionen im Ausland nachzudenken. Ich investiere weiterhin in den Standort, weil ich an die Menschen hier und unser Produkt glaube, aber die Belastungen an das Unternehmen nehmen stetig zu.
Wenn jemand aus dem Konzern kommt, kann ich diese Arbeitskraft leider oft nicht gebrauchen. Ich habe ein mittelständisches Unternehmen - da muss man flexibel sein und oft auch in anderen Bereichen unterstützen. Diese Flexibilität bringen viele der Arbeitskräfte aus der Großindustrie nicht mit, die aus starren Strukturen kommen. Deshalb ist das Potenzial des Arbeitsmarktes für uns oft nicht voll nutzbar, obwohl scheinbar Fachkräfte verfügbar wären. Entscheidend ist für mich letztlich das Mindset. Die Haltung zählt im Mittelstand oft mehr als das reine Fähigkeitsprofil.
Natürlich kämpfen wir weiter – das ist schließlich meine Aufgabe als Unternehmer. Ich trage Verantwortung für mein Team. Aber wie schön wäre es, wenn wir die Dinge, die wir beeinflussen könnten, einfach auch beeinflussen würden. Unternehmer müssen innovativ bleiben, ihre Mitarbeiter motivieren, Prozesse optimieren und internationale Märkte nutzen. Gleichzeitig bin ich der Überzeugung, dass jeder gesellschaftlich Verantwortung übernehmen muss: Wir können nicht nur auf die Politik zeigen und warten, wir müssen selbst handeln. Sei es bei Investitionen, Qualifizierung oder Effizienzsteigerungen: Wir müssen gemeinsam etwas ändern. Unsere Einstellung und die Prozesse der Verwaltung.