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Präventive und technische Maßnahmen für Hochwasserschutz in Augsburg
Katastrophe

Präventive und technische Maßnahmen für Hochwasserschutz in Augsburg

Hochwasser. Foto: B4B WIRTSCHAFTSLEBEN SCHWABEN
Hochwasser. Foto: B4B WIRTSCHAFTSLEBEN SCHWABEN

Angesichts der starken Regenfälle rückte die Feuerwehr im Stadtgebiet Augsburg seit Samstag, 1. Juni, insgesamt 356-mal aus, vor allem wegen überfluteter Keller, Tiefagaragen und Fahrbahnen. Welche Maßnahmen Risiken künftig minimieren sollen.

Zwischen Donnerstag und Montag sind laut Stadtentwässerung rund 180 Liter Regen pro Quadratmeter in Augsburg gefallen. 1,3 Milliarden Liter Wasser wurden an den Starkregentagen im Augsburger Klärwerk zusätzlich durchgeleitet und gereinigt. Schäden an den Gerinnen, Dämmen, Wegen können erst im Nachgang und nach völligem Abklingen der Hochwassersituation ermittelt werden.

„Wetterlagen wie zuletzt erfordern eine schnelle und souveräne Reaktion. Unsere Einsatzkräfte haben hier Beeindruckendes geleistet, wofür ich nochmals ein ganz großes Dankeschön sagen möchte. Effektiver Hochwasserschutz braucht aber vor allem langfristige Maßnahmen. Nur wenn beides Hand in Hand geht, gelingt es solchen Herausforderungen des Klimawandels so effektiv wie möglich zu begegnen. Ich bin froh, dass wir dieses für die Augsburgerinnen und Augsburger wichtige und auch emotionale Thema als Stadt Augsburg dienststellenübergreifend schon lange angepackt haben. Die Notwendigkeit dafür hat sich vergangenes Wochenende leider wieder gezeigt“, äußerte sich Oberbürgermeisterin Eva Weber.

Verbesserung des Bevölkerungsschutzes in Augsburg

Die Verwaltung der Stadt Augsburg führt eine systematische Bestandsaufnahme zum Bevölkerungsschutz durch, um einen Katastrophenschutzbedarfsplan zu erstellen, der auch Hochwassermanagement und die Bewertung von Starkregenereignissen umfasst. Zudem nimmt Augsburg am zweijährigen Forschungsprojekt „Stresstest für Städte“ teil, koordiniert vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, um ein Digitaltool zur Beobachtung und Bewertung urbaner Resilienz zu entwickeln.

Sirenennetz, Warn- und Informationssystem zum Hochwasserschutz

Der Schutz vor Hochwasser zählt zu den essenziellen Aufgaben des Staates und vor Ort der Stadt Augsburg als Katastrophenschutzbehörde zur Gewährleistung der menschlichen Lebensgrundlagen. Das Amt für Brand- und Katastrophenschutz steht in enger Abstimmung mit den Hochwassernachrichtendiensten, um eine frühzeitige Erkennung aufkommender Gefahren zu ermöglichen. Zu den technischen und organisatorischen Maßnahmen zählen die Einrichtung eines festen Sirenennetzes, die Beschaffung eines mobilen Hochwasserschutzsystems, die Anschaffung einer Sandsackfüllanlage sowie die Erhöhung der sofort verfügbaren Sandsackbestände.

Das Warn- und Informationssystem der Stadt Augsburg umfasst 61 elektronische Sirenen, mobile Lautsprecher und telefonische Warnungen. Das Amt für Brand- und Katastrophenschutz löst die Sirenen zentral aus, um je nach Schadenslage einzelne Stadtteile oder das gesamte Stadtgebiet zu warnen. Der einminütige, auf- und abschwellende Alarmton fordert die Bürger auf, ihre Rundfunkgeräte einzuschalten und amtliche Rundfunkdurchsagen zu beachten, um weitergehende Informationen zu erhalten. Die Entwarnung erfolgt mit einem einminütigen Dauerton. Als Ergänzung können mobile Lautsprecher auf Fahrzeugen zusätzliche Durchsagen ermöglichen. Um im Schadensfall eine schnelle Warnung der Bürger zu gewährleisten, sind für das gesamte Stadtgebiet bereits Fahrtrouten vordefiniert, die bei Bedarf abgefahren und beschallt werden können. Die jüngsten Wetterereignisse unterstreichen die Dringlichkeit präventiver Hochwasserschutzmaßnahmen.

Die Feuerwehr und Augsburger Hilfsorganisationen

In Augsburg ist das enge Zusammenspiel von Feuerwehr, Rettungsdiensten, THW und Polizei entscheidend für den Katastrophenschutz. Die Augsburger Hilfsorganisationen, darunter das Bayerische Rote Kreuz, die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft, die Johanniter-Unfall-Hilfe, der Malteser Hilfsdienst, der Arbeiter-Samariter-Bund und das Technische Hilfswerk (THW), haben sich zu einer Arbeitsgemeinschaft der Augsburger Hilfsorganisationen zusammengeschlossen. Mit den Vorsorgeeinrichtungen der Rettungsdienste und des THW, insbesondere der Schnelleinsatzgruppen Betreuung, Verpflegung, Technik und Sicherheit kann bei Bedarf auch sehr schnell eine Unterbringungsmöglichkeit und Versorgung sichergestellt werden.

Aktuell investiert die Stadt Augsburg erheblich in den Feuerwehrbedarfsplan. Zwei große Baumaßnahmen werden umgesetzt: der Neubau der Feuerwache West und das Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Haunstetten. Die Feuerwache West erhält umfassende Einrichtungen, einschließlich Ruheräume, Büros und Werkstätten, mit Platz für zukünftige Erweiterungen. Das Gerätehaus in Haunstetten umfasst Stellplätze, Übungsflächen und Schulungsräume. Auch hier investiert die Stadt Augsburg einen zweistelligen Millionenbetrag. Zuletzt war 2020 das neue und moderne Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Göggingen in Betrieb genommen worden.

Zur Stärkung des Brand- und Katastrophenschutzes in Augsburg, insbesondere in den nord-östlichen Stadtteilen, wurde die Freiwillige Feuerwehr Lechhausen wieder gegründet. Diese Feuerwehr wird Teil des bewährten Leuchtturm-Konzepts der Stadt und soll die Krisenresilienz in Lechhausen, Hochzoll, Firnhaberau und Hammerschmiede verbessern. Sie erhält Drohnentechnologie für Einsätze und sammelt seit diesem Jahr samstags gemeinsam mit der Berufsfeuerwehr Erfahrung. Die Stadt plant zudem, ein geeignetes Gerätehaus und ein Einsatzfahrzeug für die Freiwillige Feuerwehr Lechhausen bereitzustellen.

Die Stadt investiert kontinuierlich in den Fuhrpark der Berufsfeuerwehr und nutzt regelmäßig Förderprogramme des Freistaats Bayern zur Unterstützung der Feuerwehren.

Augsburgs Kanalnetz und Entlastungsbauwerke

Das Kanalnetz der Stadt Augsburg ist so ausgelegt, dass es Regenereignisse, die alle fünf Jahre oder häufiger auftreten, problemlos bewältigen kann. Ein Teil des Starkregens wird in unterirdischen Speicherbecken zurückgehalten, während überschüssiges Wasser über Entlastungsbauwerke in Lech und Wertach abgeleitet wird. Die vorhandenen Speicherbecken sind größer als gesetzlich vorgeschrieben und haben in den letzten Jahrzehnten größere Schadensfälle vermieden. Die Stadtentwässerung betreibt 65 Entlastungsbauwerke, darunter Regenüberläufe, Regenklärbecken und Regenrückhaltebecken, um Niederschlagswasser zu bewältigen und zu reinigen. Die Bauwerke sind strategisch über das Stadtgebiet verteilt und die Stadt plant, ihre Bewirtschaftung durch KI weiter zu optimieren. Letztendlich ist die Vorsorge gegen Starkregen und Überflutungen eine gemeinsame Aufgabe aller Beteiligten, von den städtischen Ämtern bis zu den Bürgerinnen und Bürgern.

Weitere präventive Hochwasserschutzmaßnahmen, Projekte, Konzepte und Planungen

Seit dem Pfingsthochwasser 1999 werden entlang der Wertach umfangreiche Baumaßnahmen im Rahmen des Projekts "Wertach vital" durchgeführt, darunter Sohlrampen, Sohlsicherungen, Gewässeraufweitungen, Uferböschungsabflachungen, Deichsanierungen und der Bau von Fischpässen. Seit 2018 renaturiert das Tiefbau- und Mobilitätsamt den Lochbach jährlich auf etwa 200 Metern Fließstrecke, um die Aufnahmefähigkeit für Wasser zu erhöhen. Zusätzliche Renaturierungsmaßnahmen finden an anderen Bächen statt. Die Stadt Augsburg nutzt Ergebnisse von Oberflächenabfluss- und Starkregenanalysen, um bauliche Vorhaben sicherer zu gestalten. Die bayernweite Hinweiskarte "Oberflächenabfluss und Sturzflut" unterstützt die Stadt bei der Überprüfung und Verfeinerung von Simulationsergebnissen von Starkregenereignissen.

Wassersensible Stadtplanung

Die Stadtplanung reagiert auf das steigende Risiko von langanhaltenden Regenfällen durch Maßnahmen wie integrierte Konzepte zur Versickerung von Niederschlagswasser und Begrünung von Straßenräumen. Weitere Maßnahmen umfassen Dach- und Fassadenbegrünung sowie die Wiederbelebung von Bächen. Projekte wie die Klimawandelanpassungsstrategie und "Smartes Stadtgrün" fördern die Anpassung an den Klimawandel. Dabei werden auch klimaresiliente Quartiere in Oberhausen Nord und an der Berliner Allee entwickelt, wobei Lösungen zum Niederschlagswassermanagement explizit eingefordert werden. Diese Maßnahmen tragen wesentlich dazu bei, das Überflutungsrisiko durch Hochwasser oder Starkregen zu minimieren. Große Potentiale zur Reduktion von (wasserbedingten) Risiken werden in einer stärkeren Planung von multifunktional nutzbaren (Teil-) Bereichen von Grünflächen, Spiel-/ Bolzplätzen, Schulhöfen, (großflächigen) Parkplätzen, ggf. auch (temporären) Brachflächen für die Wasserretention gesehen.

Trinkwasserschutz der Stadtwerke Augsburg

Die Stadtwerke Augsburg nutzen ein Frühwarnsystem, um bei Starkregen und Hochwasser vorzusorgen. Das im Trinkwasserschutzgebiet gewonnene Grundwasser wird vorsorglich mit UV-Licht bestrahlt, um Keimbildung zu verhindern. Durch den Einsatz von Horizontalfilterbrunnen in rund 20 Metern Tiefe wird das Trinkwasser besser gefiltert und die Trinkwasserversorgung auch bei Starkregen oder Hochwasser sichergestellt.

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