B4B Schwaben

Holen Sie sich B4BSCHWABEN.de auf Ihr Smartphone.
Klicken Sie auf das Symbol zum „Teilen” in der Toolbar von Safari. Finden Sie die Option „Zum Home-Bildschirm”. Mit einem Klick auf „Hinzufügen” ist die Installation abgeschlossen! Schon ist die Website als App auf Ihrem iOS-Gerät installiert.

B4B Schwaben
 / 
B4B Nachrichten  / 
Augsburg  / 
Nehmen Touristen den Augsburgern Wohnraum weg?
Wohnraummangel in Augsburg

Nehmen Touristen den Augsburgern Wohnraum weg?

Symbolbild. Foto: B4B WIRTSCHAFTSLEBEN SCHWABEN
Symbolbild. Foto: B4B WIRTSCHAFTSLEBEN SCHWABEN

Während es immer weniger bezahlbaren Wohnraum gibt, vermieten Privatleute häufig lieber an Touristen und Geschäftsleute als an Wohnungssuchende. Denn dies ist nicht selten um ein Vielfaches lukrativer. 

von Rebecca Weingarten, Online-Redaktion

Internet-Plattformen wie Airbnb oder Wimdu erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Der Grund dafür: Sie bedienen ein modernes Reise-Konzept. Viele Touristen kommen heute lieber möglichst zentral in privaten Wohnungen unter, als in einem Hotel zu übernachten. Das Problem: Durch diese „Zweckentfremdung von Wohnraum“ wächst der Druck auf jene, die verzweifelt nach einer Mietwohnung suchen. In der Hauptstadt ist die Nutzung von Wohnungen für andere Zwecke als Wohnen bereits seit Mai 2014 genehmigungspflichtig. Seit Mai  dieses Jahres fallen Strafen in Höhe von bis zu 100.000 Euro für nicht genehmigte Ferienwohnungen an. Auch der absichtliche Leerstand von Wohnraum muss den Behörden gemeldet werden. Selbst die eigene Wohnung darf nicht tage- oder wochenweise, sondern nur längerfristig vermietet werden und nur zum ortsüblichen Mietpreis.

Neue Geschäftsmodelle belasten den Wohnungsmarkt

Dr. Stefan Kiefer, Sozialreferent der Stadt Augsburg, glaubt nicht, dass ein solches Gesetz auch in Augsburg notwendig wäre. Denn bisher ist es nicht so, dass in der Fuggerstadt der Tourismus spürbar auf den Wohnungsmarkt eindringt. „Insgesamt sehe ich – derzeit – noch nicht die von Ihnen beschriebenen Probleme in Augsburg. Dafür ist die Situation am Wohnungsmarkt im Vergleich zur Stadt München vielleicht noch nicht angespannt genug beziehungsweise der touristische Zulauf immer noch geringer als dort. Je angespannter der Markt ist – und einer Entspannung ist nicht in Sicht – desto mehr werden sich, gerade auch aufgrund unserer Nähe zu München – auch solche Geschäftsmodelle verbreiten“, sagte Dr. Stefan Kiefer auf Anfrage unserer Redaktion.

22.000 Einwohner mehr in nur acht Jahren

Für die schwierige Wohnungssituation in Augsburg sieht der Sozialreferent andere Gründe. Dazu gehören zum einen die immer weiter ansteigenden Preise. Auch der deutliche Zuzug von Menschen treibt diese in die Höhe. 2008 hatte Augsburg noch 268.000 Einwohner, inzwischen sind es 290.000. Bis 2019 soll diese Zahl auf über 300.000 steigen. Zum Vergleich: In Stadtbergen leben rund 15.000 Menschen, in Gersthofen 20.000, in Königsbrunn 28.000, in Neusäß 22.000, in Friedberg 29.000, in Kissing 11.000, in Mering 13.000 und in Bobingen 17.000. Augsburg ist also innerhalb von acht Jahren ungefähr um die durchschnittliche Größe einer der Nachbarstädte gewachsen.

Zu wenig bezahlbarer Wohnraum

Weiter erklärt Dr. Stefan Kiefer: „Seit der Finanzkrise legen die Menschen zunehmend Geld in Immobilien an. Das erhöht die Nachfrage auf Anleger und Nutzerseite, was die Verkaufs- und Mietpreise steigen lässt. Daneben gehen in Augsburg – wie im gesamten Bundesgebiet – die preisgebundenen Wohnungen zahlenmäßig zurück, weil sie nach 25 Jahren aus der Bindung fallen und deutlich weniger neue preisgebundene Mietwohnungen neu gebaut werden.“

Fremdnutzung auch durch andere Branchen

Doch wie wirkt sich die Fremdnutzung auf den Augsburger Wohnungsmarkt aus? Denn nicht nur im Tourismussektor, auch für andere Branchen werden gezielt Wohnungen frei gehalten. Probleme mit Medizintourismus, mit dem beispielsweise die Stadt München zu kämpfen hat, gibt es derzeit in Augsburg allerdings nicht. „Einen überörtlichen ‚Medizintourismus‘ kenne ich aus meiner Wahrnehmung hier primär aus der Hessingklinik, die auch Sportverletzungen bei Gelenken behandelt“, so Dr. Stefan Kiefer. „Nur ansatzweise können wir eine Umwandlung von – eher günstigem Wohnraum – in Unterkünfte für Montagearbeiter feststellen. Letztendlich wird dort eine höhere Miete verlangt und auch einer höheren Belegung, die aber immer noch günstiger ist als eine Pensionsnutzung.“

Auswirkungen von Fremdnutzung schwer messbar

Wie viel Wohnraum in Augsburg durch die Fremdnutzung verloren geht, ist bisher kaum messbar. „Wenn wir über die Monteurs-Unterkünfte sprechen, vermute ich von Angeboten im Bereich deutlich unter 1 Promille des Mietwohnangebots.“ Dieses beläuft sich auf rund 100.000 Wohneinheiten in Augsburg. „Allerdings ist ein gewisses Angebot an Monteurs-Unterkünften in einer Stadt auch notwendig“, sagt der Sozialreferent.

Kein Verbot für die Vermietung von Ferienwohnungen in Augsburg 

Nicht nur für Berlin, auch für Augsburg ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftszweig. „Ich denke schon, dass eine Stadt wie Berlin weniger Touristen hätte, wenn dort weniger Ferienwohnungen zur Verfügung stünden. In Augsburg dominieren aber noch sehr stark die Tagestouristen; andere bevorzugen Hotels“, so Dr. Stefan Kiefer. Ein Gesetz, dass die Vermietung von Ferienwohnungen verbietet, soll es in Augsburg daher vorerst nicht geben. „Mangels einer nennenswerten Anzahl von Ferienwohnungen im Stadtgebiet ist kein Gesetz zu deren Verhinderung geboten“, so der Sozialreferent. „Wie die Entwicklung in der Zukunft ist, müssen wir beobachten. Wichtig ist für mich, dass die Menschen, die in dieser Stadt leben, eine realistische Chance haben, umzuziehen, wenn dies aus ihrer Sicht notwendig ist.“

Artikel zum gleichen Thema