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Messebranche in Existenznot: deka messebau stellt sich neu auf
Interview

Messebranche in Existenznot: deka messebau stellt sich neu auf

Stephan Karrer, Geschäftsführer von deka messebau. Foto: deka messebau

Für den Augsburger Messebauer ist der Traum geplatzt. Auch im Frühjahr 2021 werden keine Messen starten. Um das Überleben von deka zu sichern, hat Geschäftsführer Stephan Karrer den Fokus des Unternehmens geändert. Ob er überhaupt noch an eine Zukunft der Messebranche glaubt und wie er sein Unternehmen über Wasser halten will, verrät er im Interview.

B4B WIRTSCHAFTSLEBEN SCHWABEN: Herr Karrer, Sie haben eine neue Webseite zum Thema „Raumkonzepte und Innenausbau“ gelauncht. Bedeutet das, dass Sie nicht mehr an eine Zukunft der Messebranche glauben?

Stephan Karrer: Es wird wieder Live-Kommunikation auch in Form von Messeveranstaltungen geben. Allerdings auch in anderer Form als vor der Pandemie. Leider ist noch nicht absehbar, wann das sein wird. Aus diesem Grund konzentrieren wir uns auf den Bereich Raumdesign und Innenausbau.

Nicht der erste Schritt hin zu einem neuen Geschäftsmodell: Sie haben bereits Hygiene-Artikel, Spuckschutz-Scheiben und digitale Messestände angeboten.Hat das gereicht, um das Unternehmen durch die Krise zu führen?

Wir haben schnell reagiert und für die neuen Anforderungen entsprechende Produkte auf den Markt gebracht. Es wurden über tausend Schutzscheiben verkauft und wir sind froh, dass wir damit einigen Menschen helfen können, sich vor Corona zu schützen. Allerdings deckt das nicht annähernd unsere Fixkosten. Die staatlichen Hilfsgelder reichen auch bei weitem nicht , um das Unternehmen zu sichern. Durch die Absagen sämtlicher Messeveranstaltungen haben wir aktuell keine Chancen auf Umsätze. Da wäre unser Ende nur eine Frage der Zeit. Indem wir uns auf den Bereich Raumdesign konzentrieren, verschaffen wir uns die Möglichkeit, wieder agieren zu können.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, das Thema „Raumdesign“ als eigenen Unternehmens-Bereich zu präsentieren?

Messestände sind in der Aufgabenstellung sehr komplex, die Anforderungen meist umfangreicher als im Raumdesign. Auch das Thema Logistik und die immer extrem kurzen Montagezeiten in den Messehallen wirken sich auf das Standdesign aus. Im Raumdesign hat unser Entwurfsteam alle Freiheiten – und mehr Zeit. Es sind also zwei Paar Schuhe und daher macht es Sinn, mit diesem Bereich separat auf den Markt zu treten.   

Im April sagten Sie bereits im Interview, dass sich deka messebau aktuell „auf die Gestaltung und Umsetzung von Raumkonzepten“, auf „den Fachbereich der Innenarchitektur und Raumgestaltung“ konzentriert. Der Bereich ist also nicht völlig neu für Sie?

Richtig. Wir decken vom Entwurf bis zur Montage alle relevanten Fachbereiche inhouse ab. Durch den Schwerpunkt Individual-Messebau haben wir Erfahrung mit unterschiedlichsten Materialien und Verarbeitungstechniken. Unsere Messestand-Kunden haben uns schon in der Vergangenheit mit Raumdesign-Projekten beauftragt. Empfangsbereiche, Ausstellungsräume und Büroetagen haben wir beispielsweise für unsere Stammkunden schon umgesetzt. Nun bieten wir diese Kompetenz auch Neukunden an, die mit Messebau keine Berührung haben. 

Nutzen Sie Ihre bestehende Infrastruktur, um den neuen Fachbereich zu etablieren und die Produkte zu fertigen? 

Nachdem wir für den Individual-Messebau bereits alle Bauteile und Möbel in der eigenen Schreinerei produzieren, waren keine großen Umstrukturierungsmaßnahmen oder Investitionen notwendig. Wir nutzen unsere bestehenden Strukturen mit ein paar kleinen Anpassungen.

Wie organisieren Sie sich in Zukunft: Werden die deka messebau Mitarbeiter auf die beiden Bereiche verteilt?

Auch hier haben wir einen Vorteil. Unsere Projektleiter sind überwiegend Schreiner und ehemalige Bauleiter. Sie sind daher sehr praxisorientiert und verfügen über viele Jahre Berufserfahrung sowohl im Messebau als auch im Innenausbau. Ich habe hier ein hochmotiviertes Team hinter mir, das nur darauf wartet wieder Vollgas geben zu können. Je nach Auftragslage werden wir dann die Kolleginnen und Kollegen aus der Kurzarbeit holen. Das ist unser großes Ziel.

In China finden Messen seit Monaten wieder erfolgreich statt. Wann glauben Sie, werden internationale Leitmessen auch in Deutschland wieder stattfinden? 

Ich war im Sommer noch optimistisch, dass wir im Frühjahr 2021 wieder mit Messeveranstaltungen rechnen können. Ein Traum, der mittlerweile geplatzt ist. Die Pandemie hält aktuell die ganze Welt in Atem. Ich gehe nicht davon aus, dass sich die Situation für die Messebranche vor Herbst 2021 maßgeblich ändert. Und selbst das ist Wunschdenken von mir, wenn man berücksichtigt, welche Zeitspanne nötig wäre, um einen Großteil der Bevölkerung gegen Covid-19 zu impfen. Deren Impfbereitschaft auch noch vorausgesetzt. Ob es 2021 schon wieder internationale Leitmessen in Deutschland geben wird, ist daher fraglich.

Das größere Problem ist allerdings auch die Bereitschaft der Aussteller an einer Messe teilzunehmen. Wir konnten das in diesem Herbst beobachten: Selbst, wenn eine Veranstaltung nicht abgesagt oder verschoben wurde, gab es oftmals Rückzieher von den Ausstellern. Was für uns auch nachvollziehbar war: Wenn deutlich weniger Besucher zu erwarten sind und das Fachpublikum aus dem Ausland ganz ausbleibt, setzt das eine Messebeteiligung in ein schlechtes Preis-Leistungsverhältnis.

Welche Bedeutung hat das Thema „Raumdesign“ für Sie persönlich? 

Als Geschäftsführer sehe ich hier eine gute Chance mit diesem Geschäftsbereich durch die Krise zu kommen. Persönlich erfreut mich die Tatsache, dass die Projekte aus dem Bereich Raumdesign eine deutlich längere Lebenszeit haben, als es für gewöhnlich die Messestände haben. Es mag etwas komisch klingen, aber wenn ein über Monate geplanter Messestand nach kurzer Veranstaltungszeit wieder abgebaut werden muss, ist das schon ein trauriges Gefühl. Da freue ich mich auf Markeninszenierungen, die längeren Bestand genießen werden.

Was haben sie in diese Idee investiert? 

Investitionen waren wie gesagt nicht im großen Stil nötig, da die Infrastruktur und das Know-How bereits vorhanden sind. Eine neue Website sowie ein Umbau unseres Showrooms waren die größten Investitionen.

Gibt es noch andere Ideen, die deka durch die Corona- und die Messe-Krise helfen können? 

Natürlich gibt es noch weitere Ideen wie wir der Branchenflaute entgegentreten können.  Allerdings ist das Thema Raumdesign und Innenausbau schon sehr naheliegend zu unserem bisherigen Portfolio. Hier passt das Sprichwort „Schuster bleib bei deinen Leisten“. Wir werden nicht über Nacht zu einer Software-Schmiede oder zu einem Automobilzulieferer. Wir machen das, was wir immer schon gemacht haben: Wir inszenieren Marken. Nur aktuell nicht auf der Messe, sondern direkt beim Kunden.

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