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Lisa Figas: „Die Wahl des Partners entscheidet extrem, was man sich beruflich zumuten kann“
Teil 2: Interview mit Augusta-Preisträgerin

Lisa Figas: „Die Wahl des Partners entscheidet extrem, was man sich beruflich zumuten kann“

Lisa Figas, Mitgründerin und CEO der TelemetryDeck GmbH. Foto: Natalie Stanczak
Lisa Figas, Mitgründerin und CEO der TelemetryDeck GmbH. Foto: Natalie Stanczak

Datenschutzexpertin und CEO der TelemetryDeck GmbH, Lisa Figas, ist in Augsburg als Tech-Pionierin des Jahres ausgezeichnet worden. Im zweiten Teil des Interviews mit B4BSCHWABEN.de erzählt sie, welchen Rat sie für Frauen hat, die ein Unternehmen gründen möchten und welche Probleme sie in der Start-up-Szene sieht.

Laut dem deutschen Start-up Monitor waren vergangenes Jahr nur rund ein Fünftel der Start-up-Gründer Frauen. Können Sie sich diesen großen Unterschied erklären?

Aus meiner Sicht kann ich sagen, an was für Probleme ich in der Szene stoße. Und ich kann mir vorstellen, dass es da bei anderen Frauen auch Parallelen gibt. Eine Sache, die extrem wichtig ist in der Start-up-Branche, ist das Thema Netzwerken. Also vor allem, wenn es um Finanzierungsrunden geht, aber auch grundsätzlich. Jetzt sind aber diese Netzwerkevents grundsätzlich abends und in der Regel auch alkohollastig. Für mich ist die Herausforderung dann noch, dass das oft in München stattfindet – und ich übertreibe jetzt – weil ich dann nachts betrunken mit dem Zug nach Hause fahren muss. Und das ist keine angenehme Sache für mich. Also das kann man mal machen, aber eigentlich lebt ja das Netzwerken von Wiederholungen. Das ist eine permanente Herausforderung, diese Abendtermine zu koordinieren. Jemand, der ein Kind hat und vielleicht nicht so einen Supportive-Partner wie ich, ist eigentlich komplett raus. Und das bringt schon Nachteile bei der Gründung. Dann ist man natürlich schon auch umgeben von jungen Männern, die in der Kraft ihrer Säfte stehen. Ich kann mir vorstellen, dass es als jüngere Frau – ich bin da jetzt langsam schon etwas raus –auch einfach an der Energie zehrt, wenn du permanent in der Unterzahl bist. Wenn du dich fragen musst: „Wer hat mich gerade abgecheckt? Bin ich hier safe? Wie geht der Abend für mich weiter?“ Das kann man schon mal machen und ich denke, wer ein Unternehmen gründet, dem kann man auch eine gewisse Toughness unterstellen. Aber es ist einfach ein Dauerzustand, der sehr unangenehm ist oder werden kann. Und dann sind es natürlich auch Denkweisen wie im normalen Arbeitsmarkt, dass eine Frau ja schwanger werden könnte und deshalb nicht weiter befördert wird. Das ist sicherlich auch eine Gedankenwelt, die die Venture-Capital-Investoren haben.

Was muss sich politisch und in Unternehmen ändern, damit Eltern Familie und Karriere kombinieren können, ohne dass am Ende die Frau diejenige ist, die in Teilzeit arbeitet oder gar keiner bezahlten Arbeit nachgeht?

Ich finde, in Ihrer Frage fehlt ein ganz wichtiger Aspekt, und zwar das persönliche Zusammenleben. Die Wahl des Partners oder der Partnerin ist extrem entscheidend dafür, was man sich überhaupt beruflich zumuten kann. Ich kämpfe ja schon nach außen, um mein Unternehmen voranzubringen. Müsste ich auch noch in meinem Privatleben kämpfen: „Kannst du bitte da die Kinder holen und kannst du mal früher kommen? Kannst du, kannst du, kannst du?“ Dann könnte ich es nicht machen. Das heißt, ich glaube, vor allem wenn es um Familien und Mütter geht, sind die Partner der wesentlich entscheidendere Anteil als die Politik und die Unternehmen. Auch wenn das genauso wichtig. Aber das ist das, was ich in meinem privaten Umfeld erlebe. Ich denke viel darüber nach, was man dafür tun kann und wann man die jungen Menschen darauf aufmerksam machen muss, dass sie einfach eine Partnerschaft auf Augenhöhe aufbauen und sich nicht gegenseitig zurückhalten. Ich habe kein Rezept dafür. Ich kann nur einfach ansprechen, dass sich auch Männer mit feministischen Themen auseinandersetzen, verstehen, wo eigentlich der Struggle bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf liegt und wo er entsteht. Und dass Männer verstehen, dass sie da selbst eigentlich den größten Einfluss darauf haben. Politisch kann ich alles wiederholen, was schon 100-mal gesagt wurde: Kinderbetreuung, Gender Pay Gap und so weiter. Ich denke, die Strategien sind klar, es mangelt an der Umsetzung.

Haben Sie einen Rat an Frauen, die ein Unternehmen gründen möchten oder in die IT-Branche hineinwollen?

In der IT-Branche kann ich nur sagen, dass, so wie ich es erlebt habe, es ein vergleichsweise sehr offenes Arbeitsumfeld ist und dass es total Spaß macht, mit „Nerds“ zu reden. Da mit einer Offenheit hineinzugehen und Fragen zu stellen, die Branchen, die Unternehmen und auch die Kollegen kennenzulernen, ist was, was für mich immer super funktioniert hat. Bei einer Unternehmensgründung ist denke ich denke, das Wichtige, dass man sich selbst und sein Team gut kennt. Also sich selbst im Sinne von: Wie ticke ich? Was motiviert mich? Wie kann ich mich organisieren? Und das andere ist, dass man auch sein Umfeld gut kennen sollte. Also verstehen: Habe ich einen Partner, der hinter mir steht? Steht der auch noch hinter mir, wenn ich schwanger bin und wenn da ein Baby ist? Also im Sinne von: Unterstützt er mich in meinem Job? Einfach voraus denken und überlegen: „Okay, ich habe ein Unternehmen, das fordert sehr viel. Ich möchte aber deswegen vielleicht trotzdem nicht auf die Familiengründung verzichten. Wie kann ich mich gut aufstellen?“ Fragt mich gerne, ich kann gerne auch kleine Alltagstipps weitergeben, die jetzt den Rahmen sprengen würden. Sprecht die Leute an, die es gemacht haben, die schon ein paar Jahre weiter sind. Weil nur davon kann man lernen.

Hier finden Sie Teil eins des Interviews mit Lisa Figas.

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