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Ariane Grandel: „Führungsstärke ist geschlechtsneutral“
Interview mit Augusta-Preis-Gewinnerin

Ariane Grandel: „Führungsstärke ist geschlechtsneutral“

Preisträgerin Ariane Grandel (rechts) und Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber (links) bei der Verleihung des Augusta-Preises. Foto: Peter Fastl/ Stadt Augsburg
Preisträgerin Ariane Grandel (rechts) und Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber (links) bei der Verleihung des Augusta-Preises. Foto: Peter Fastl/ Stadt Augsburg

Im Oktober wurde zum ersten Mal in Augsburg der „Augusta – Wirtschaftspreis für Frauen“ verliehen. Unternehmerin des Jahres 2024 ist Ariane Grandel, Geschäftsführerin von Grandel – The Beautyness Company. Im Interview mit B4BSCHWABEN.de erklärt sie, was eine gute Führungskraft ausmacht und wie es bei Grandel weitergeht.

Mitte Oktober wurden Sie mit dem „Augusta-Wirtschaftspreis für Frauen“ als Unternehmerin des Jahres ausgezeichnet. Was bedeutet der Preis für Sie?

In meiner Heimatstadt Augsburg mit der erstmalig verliehenen Augusta bedacht zu werden, empfinde ich als ganz besondere Ehre. Die Auszeichnung ist gleichzeitig ein Motivator an alle Frauen, ihre berufliche Entwicklung mutig und entschlossen voranzutreiben.

Wie wichtig sind solche Preisverleihungen, bei denen Frauen für ihre Leistungen in der Wirtschaft ausgezeichnet werden?

Ich finde, Frauen sind oft zu understated, schieben den Erfolg meist dem gesamten Team zu und antworten auf ein Lob mit Floskeln wie „Ja, das ist ja mein Job“, anstatt auf ein Lob einfach mal ein stolzes, freudiges „Danke“ zu entgegnen. Deshalb finde ich ihn besonders, weil er explizit eine weibliche Persönlichkeit auszeichnet.

In Deutschland waren 2023 nur 28,7 Prozent der Führungskräfte weiblich. In Ihrem Unternehmen sind es 57 Prozent – in etwa doppelt so viele. Wie kommt das – legen Sie besonderen Wert darauf, Frauen zu fördern?

Ganz einfach: Führungsstärke ist geschlechtsneutral. Für mich steht im Vordergrund die Leistung eines Menschen, der unsere Unternehmenswerte teilt und mit seinen Fähigkeiten zum Erfolg beiträgt. Dass viele der Stellen, inklusive der Führungspositionen, bei Grandel mit Frauen besetzt sind, ist ebenso unserer Branche zu verdanken. Auf manche Stellen bewerben sich manchmal ausschließlich Damen und das erfreut mich ungemein. Generell schätzen wir natürlich die Vielfalt in unseren Teams und sind überzeugt, dass sie uns innovativer und agiler macht. Wir wählen aber schlichtweg die Person für einen Job aus, die am besten menschlich und fachlich geeignet ist.

Jüngst gab es eine Meldung, dass in den 160 wertvollsten deutschen Börsenunternehmen der Anteil an „Christians“ und „Stefans“ unter den Vorstandschefs immer noch höher sei als der Frauenanteil. Was braucht es aus Ihrer Sicht, dass in Deutschland mehr Frauen Führungs- und Vorstandspositionen einnehmen? 

Ich kann mir vorstellen, dass sich gewisse Kreise bewusst abschotten und ihr „eigenes Süppchen kochen“ wollen. Frauen in Führungspositionen können meiner Erfahrung nach ziemlich unangenehm werden, insbesondere wenn es um Fairness geht, oder um Umstrukturierungen für mehr Effizienz. Die Ausbildung spielt heute glücklicherweise keine Rolle mehr und beiden Geschlechtern stehen alle Bildungswege offen. Dennoch muss man sich speziell für eine Führungsposition schon aktiv entscheiden und dabei wissen: Was so glänzt, ist mit viel Arbeit und Fleiß verbunden, Zeit-Invest und auch Verzicht. Wer den Weg zur Spitze einschlägt, tut dies nicht nur ein paar Jahre, sondern muss sich dessen bewusst sein, dass dies meist ein Leben lang gilt.

Sie sind seit 2019 Geschäftsführerin von „Grandel – The Beautyness Company“, zusammen mit Ihrem Cousin. Ihr Vater ist damals unerwartet verstorben. Wie haben Sie sich Zugang zu dem Job geschaffen, den vorher Ihr Vater gemacht hat?

Mein Cousin und ich steckten bereits mittendrin in den Vorbereitungen für unsere Rollen, die wir sukzessive übernehmen sollten. Dass dann alles so plötzlich kam, war natürlich ein großer Schock und bedeutete für uns den Sprung ins kalte Wasser. Bis heute bin ich meinem Team unendlich dankbar, das uns in dieser Zeit Rückhalt gab und ermöglichte, so rasch in unsere Positionen hineinzuwachsen. Unser Familienunternehmen als Doppelspitze führen zu können, ist für uns beide eine enorme Bereicherung und gleichzeitige Entlastung.

Wie haben Sie sich Ihre eigene Rolle erarbeitet – für sich selbst, aber auch innerhalb des Unternehmens?

Ich wurde ja quasi ins Familienunternehmen „hineingeboren“, was bedeutet: Ich hatte mit unserem Familienunternehmen schon immer praktisch zu tun und die Ausbildungen komplettierten dies mit der notwendigen Theorie. Jedem Nachfolger empfehle ich, im jeweiligen Unternehmen seine eigene Rolle zu finden. Das klappt, wenn man sich auf seine eigenen Stärken fokussiert und diese selbstbewusst und mutig ausbaut.

Was würden Sie aus heutiger Sicht und mit Ihrer jetzigen Erfahrung anders machen?

Mit solchen hypothetischen Fragen halte ich mich nicht auf, sie bringen ja ohnehin nichts. Ich blicke lieber optimistisch nach vorn und bringe meine jetzigen Erfahrungen in aktuell anstehende Prozesse ein.

Erleben Sie als Unternehmerin und Geschäftsführerin Situationen, die sich Ihnen so nicht stellen würden, wenn Sie ein Mann wären?

Ich bin in einer sehr privilegierten Situation aufgewachsen. Nämlich jener mit einem Elternhaus, das mich nie darüber hat nachdenken lassen. Bei uns wurde Gleichberechtigung im Elternhaus und Familienunternehmen stets vorgelebt. Dass es außerhalb des familiären Umfelds anders aussieht, spüre ich hin und wieder, lasse mich davon jedoch nicht beirren.

Welche Eigenschaften und welcher Stil zeichnen für Sie eine gute Führungskraft aus?

Transparente Kommunikation, Verantwortung abgeben und wertschätzender Umgang – das sind für mich essenzielle Führungsqualitäten. Ich versuche auch, die Meinung meines beteiligten Umfelds in meine Entscheidungen mit einfließen zu lassen und im Zweifelsfall auch mal Fünfe gerade sein zu lassen.

Haben Sie einen Rat an Frauen, die frisch Führungskraft sind oder in einem Unternehmen aufsteigen wollen?

Wissen, Erfahrung, Herzblut – die Mischung macht’s. Verliert nie die Bodenhaftung und bleibt Euch selbst treu!

Welche Projekte und Entwicklungen stehen 2025 bei Ihnen an? Wie möchten Sie „Grandel – The Beautyness Company“ weiterentwickeln?

Wir befinden uns alle in Zeiten der Dauerkrise. Man kann sehen, wer bereits die ersten Konsequenzen zieht, um sein Unternehmen zu stabilisieren oder gar zu retten. Als Unternehmerin tut es mir unglaublich weh, das mitzuerleben. Insofern bleiben wir unserem Kurs treu und gehen nochmal bewusster und verantwortungsvoller mit unserem Familienunternehmen und unseren Mitteln um. Neben dem daily Business stecken wir seit geraumer Zeit auch in der Überarbeitung unserer Marken. Das erfordert Kreativität, Mut und Fingerspitzengefühl, denn unser Team wie auch unsere Kunden müssen bei diesem Kurs inhaltlich abgeholt werden. Für mich ist es total spannend, viele Produkte meiner Kindheit neu zu gestalten und dabei für unsere traditionsreichen Marken und Produkte einen neuen, modernen Auftritt zu schaffen.

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