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Kununu-CEO: Wertschätzung ist der „entscheidende Faktor“
Mittwochs-Interview

Kununu-CEO: Wertschätzung ist der „entscheidende Faktor“

Nina Zimmermann, CEO von Kununu. Foto: kununu

Am Arbeitsmarkt gibt es so viele offene Jobs wie nie. Mit gezieltem Employer Branding kann sich jedes Unternehmen einen Vorteil verschaffen. Nina Zimmermann, CEO der Arbeitgeber-Bewertungsplattform Kununu, verrät, was einen Arbeitgeber attraktiv macht und was absolute No-Gos bei Stellenanzeigen sind.

B4BSCHWABEN.de: Frau Zimmermann, was macht für Sie gutes Employer-Branding aus?

Nina Zimmermann: Gutes Employer Branding hat hauptsächlich mit einem authentischen Auftreten zu tun. Die Werte, die das Unternehmen ausmachen, müssen nach außen getragen werden. Oberste Priorität muss dabei sein, die Mitarbeiter:innen in den Vordergrund zu stellen. Und wenn man das alles hat, dann geht es darum, wie kommuniziere ich authentisch. Das ist für mich eine gute Employer-Brand.

Was können solche „Werte“, die junge Talente anziehen, sein?

Junge Talente legen großen Wert auf das Thema „Flexibilität“. Das ist eines der wichtigsten Themen. Meiner Einschätzung nach, ist das aber nicht nur ein Thema für junge Menschen, sondern für alle Mitarbeiter:innen eines Unternehmens. Dies entspricht ganz konkret gesagt einfach dem aktuellen Zeitgeist.

Ebenfalls dem Zeitgeist entspricht aber auch das Thema „Motivation“. Wie ist ihre Erfahrung hierzu?

Ein ebenfalls wichtiger Wert – und da gehört das Thema „Motivation“ dazu – ist es, mitbestimmen zu dürfen. Mitarbeiter:innen wollen mehr Freiheit, weniger „Top-Down“, weniger Ansagen. Sie wollen, dass ihnen zugehört wird und sie mitgestalten dürfen. Daran anschließend steht aber auch der Wert „Purpose“. Das bedeutet: „Warum mache ich das, was ich mache?“. Mitarbeiter:innen hinterfragen mehr den Zweck ihrer eigenen Aufgaben im Betrieb. Ein guter „Purpose“ ist das, was viele Menschen heutzutage antreibt.

Sprechen wir über das Thema „Wertschätzung“. Inwiefern hält sich die Waage zwischen Gehalt und Wertschätzung? Denken Sie, ein Mitarbeiter, der nicht geschätzt wird, kann allein durch ein großes Gehalt im Betrieb gehalten werden?

Man soll niemals nie sagen. Ich glaube es gibt gewisse Branchen, in welchen die mangelnde Wertschätzung ausgeblendet werden kann. Das würde ich dann aber nicht als Gehalt, sondern als „Schmerzensgeld“ bezeichnen. Wenn man mit Bewerbern redet, sagen sie, Gehalt ist der wichtigste Punkt, weshalb sie in ein Unternehmen eintreten. Es ist aber nicht mehr der entscheidende Faktor, weshalb sie bleiben. Wenn man in ein Unternehmen richtig eingetaucht ist und dort eine gute Unternehmenskultur gelebt wird, wird das Gehalt schnell zweitrangig.

Eine gute Unternehmenskultur ist für Sie also…

…unfassbar harte Arbeit, auch wenn es abgedroschen klingt. Das Thema Unternehmenskultur muss in der Führungsebene angesiedelt sein. Führungskräfte müssen diese vorleben, anstatt sie vorzugeben. Wie hole ich konstruktives Feedback ein? Wie höre ich richtig zu? Wie führe ich richtig? Und ganz wichtig: Fragen Sie die eigenen Mitarbeiter:innen.

Und was sind absolute No-Gos bei Stellenanzeigen, die Unternehmen dringend vermieden sollten?

Wenn es darum geht, schnell Mitarbeiter:innen zu finden, setzen viele HR-Scouts auf „Copy-Paste“ – besonders in Stellenanzeigen. Das sollte man auf keinen Fall machen. Es geht schließlich darum, potentielle Mitarbeiter:innen zu finden, die sich bewusst dazu entscheiden, sich zu bewerben. Natürlich gibt es Qualifikationen, die überall gleich sind. Aber schreiben Sie unbedingt rein, was Ihr Unternehmen einizigartig macht. Austauschbare Buzzwords helfen nicht weiter. Haben Sie ein lustiges Team? Kann man bei Ihnen Hunde mitnehmen? Vielleicht kochen Sie freitags zusammen? Das sind Dinge, die Bewerber:innen überzeugen.

Sind Home-Office und flexible Arbeitszeiten noch entscheidungsgebende Faktoren, um neue Talente zu gewinnen?

Absolut, flexible Arbeitszeiten und Home-Office sollten Standards sein. Es gibt trotzdem Unternehmen, die Remote-Arbeiten ablehnen. Denen muss dann aber auch klar sein, dass sie für gut die Hälfte der Bewerber:innen dann erst gar nicht in Frage kommen.

Wer die besten Talente gewinnen möchte, muss sich auch auf Bewertungsportalen wie Kununu der Kritik stellen und mit Bewerbern in Kontakt treten. Wie sollte ich als Arbeitgeber mit einer schlechten Bewertung umgehen?

Nobody is perfect. Zuerst: Tief durchatmen. Zweitens: Kritik nicht persönlich nehmen. Drittens: Setzen Sie sich mit Ihrem Team und dem Problem unvoreingenommen auseinander. Viertens: Feedback ist ein Geschenk. Sie müssen es annehmen und darauf reagieren. Auf Kununu lesen fast zwei Drittel unserer User die Antworten von Arbeitgebern. Wenn diese also nicht antworten, heißt das, dass sich das Unternehmen nicht mit Kritik auseinandersetzt. Das wirft ein denkbar schlechtes Bild auf die Employer Brand. Es ist immer besser zu antworten, als gar nichts zu sagen.

Was ist die perfekte Antwort auf negatives Feedback?

Es gibt leider keine perfekte Antwort. Aber Sie sind schon gut daran geraten, nicht emotional zu reagieren. Wenn man das Feedback ernst nimmt, dann diskutiert man darüber am besten im Unternehmen. Wenn dieselbe Kritik immer wieder kommt, sollten man intern nach einer Lösung suchen. Vielleicht betrifft es nur eine bestimme Abteilung. Natürlich kann man nicht jeden internen Prozess nach außen tragen. Aber man kann immer ehrlich und authentisch reagieren.

Kann – von der anderen Seite gefragt – eine perfekte Bewertung überhaupt realistisch sein?

Definitiv nein. Trotzdem gibt es Punkte, die Arbeitgeber attraktiv machen. Wenn man jeden Tag aufsteht, und sich auf die Arbeit freut, dann ist das ein gutes Zeichen. Wenn man dieses Gefühl bei seinen Mitarbeiter:innen langfristig erzeugt, ist man schon nah an Perfektion. Trotzdem glaube ich der Note 1,0 einfach nicht. Verbesserungsmöglichkeiten gibt es nämlich immer. Glaubwürdigkeit steckt in der Kritik.

Zum Abschluss noch eine persönliche Frage. Sie sind eine Frau in Führungsposition. Haben Sie den ultimativen Ratschlag für Frauen, die unbedingt Karriere machen möchten?

Selbstbewusstsein. Frauen müssen diese Positionen fordern. Frauen sollen in ein Umfeld gehen, in denen diese Aufstiegschance möglich sind. Aber man muss es fordern, um nicht übersehen zu werden.

Was können Arbeitgeber machen, um junge Frauen zu fördern?

Die müssen das Thema als ein relevantes Personalthema sehen. Da geht es auch nicht nur um Männer und Frauen, sondern um Diversität insgesamt. Man muss Diversität fokussieren. Denn von allein kommt sie nicht. Das ist rein menschlich. Man stellt eher Leute ein, die so sind wie man selbst. Deshalb sind gezielte Förderprogramme unerlässlich.

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