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Jürgen Wowras Zukunftscampus: „Hier kann man forschen, arbeiten und leben"
Interview

Jürgen Wowras Zukunftscampus: „Hier kann man forschen, arbeiten und leben"

Hier will Jürgen Wowra den Zukunftscampus "Etherlaken" errichten. Foto: Ralph Horat
Hier will Jürgen Wowra den Zukunftscampus "Etherlaken" errichten. Foto: Ralph Horat

Der Augsburger Jürgen Wowra will in Interlaken (Schweiz) auf 100.000 Quadratmetern den Zukunftscampus „Etherlaken“ errichten. Im Interview spricht er über seine Pläne für ein „Living Lab“ und seine Vision dahinter.

B4BSCHWABEN.de: Sie haben zusammen mit Mihai Alisie den ehemaligen „Jungfraupark“ in der Schweiz gekauft, um dort den „Zukunftscampus Etherlaken“ zu errichten. Was kann ich mir darunter vorstellen?

Jürgen Wowra: Es soll ein Zentrum entstehen, in dem innovative Wissenschaften, angewandte Techniken und neue Ideen im Einklang mit Mensch und Natur zusammengeschaltet werden, damit die Welt besser wird. Die Dinge, die in Etherlaken entstehen, sollen dort dann auch erprobt werden. Es gibt eine Vielzahl von Herausforderungen, die man in der Welt angehen muss. Wir haben keine Patentlösungen, die wir in Etherlaken umsetzen wollen. Aber wir wollen Menschen aus Wissenschaft und angewandten Technologien, die vielleicht neue Ideen und Erfindungen haben, ermutigen, in Etherlaken zusammenzuwirken, um dort ein Zentrum aufzubauen, in dem wir über den Tellerrand hinausschauen. Wir wollen zusammenwirken, voneinander lernen und uns fragen, wie wir neue Lösungen finden können. Deswegen haben wir diesen Zukunftscampus auch als „Living Lab“, als Lebenslabor, bezeichnet.

Jürgen Wowras Vision

Welche Vision steht dahinter - was möchten Sie erreichen?

Unsere Vision ist, dass wir Ideen und Lösungen entwickeln, die die Welt ein Stückchen besser machen. Und das im unmittelbaren Einklang von Mensch und Natur. Die Ansätze dürfen auf keinen Fall umweltzerstörend oder naturfeindlich sein. Sie sollen den Lebensraum der Menschen bewahren. Wir spüren eine große Verantwortung für Natur, Tierwelt und die Menschheit, die durch Klimawandel, Egoismus und Kriege bedroht sind. Wir müssen unser wenig solidarisches Handeln beenden, neu und kollaborativ denken. Wenn wir uns als gesamte Menschheitsfamilie, als Einheit, begreifen, dann wird ein jeder von uns nur das tun, was dem anderen nützt und ihm nicht schadet. Das wäre unabhängig von großartigen Wissenschaftszentren möglich. Das kann jeder Einzelne tun - im Umgang mit seinen Lieben oder auch weniger Lieben. Wir brauchen mehr Verständnis füreinander.

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Sonderregulierungszone und Silicon Valley in „Etherlaken“?

Laut dem SRF laufen für das Projekt schon seit Jahren Vorarbeiten. Ralph Horat, der CEO von Etherlaken, habe mit Ihrer finanziellen Unterstützung unter dem Titel „Next Generation Village“ Pläne für ein Zukunftsdorf erarbeitet. Dort sollten neue Geld- und Governancesysteme ausprobiert werden, inklusive einer Sonderregulierungszone, damit das rechtlich möglich ist. Was ist an den Plänen und der Verbindung zu „Etherlaken“ dran?

Ich habe Ralph Horat vor circa fünf Jahren kennengelernt und ihn bei der Digitalisierung seiner Idee Next Generation Village unterstützt. Wir haben das Projekt auch immer wieder hinterfragt und optimiert. In der Partnerschaft, die ich jetzt mit dem Kryptowährungs-Unternehmer Mihai Alisie eingegangen bin, spielt aber Next Generation Village in der Form, wie es von Ralph Horat entwickelt worden ist, nur eine untergeordnete Rolle. Wir wollen in Etherlaken ein „Lebenslabor“ mit Wissenschaftlern und Forschern einrichten. Dazu braucht es auch die Genehmigung der Behörden im Kanton Bern und der Gemeinde Interlaken. Uns wurde bereits eine Zustimmung für unsere Pläne signalisiert. Wir werden auf dem Zukunftscampus Wissenschaftler anerkannter Universitäten integrieren, weil wir dort auch interdisziplinär forschen und entwickeln werden. Und vor allem wollen wir die Dinge, die dort entstehen, anhand wissenschaftlicher und universitärer Grundlagen überprüfen lassen.

Das klingt ein bisschen nach dem Silicon Valley. Schwebt Ihnen da was Ähnliches vor?

Eigentlich nicht. Das Silicon Valley hat meiner Meinung nach die Zielsetzung, zwar auch neue Wissenschaften anzuwenden, allerdings immer mit einer sehr starken betriebswirtschaftlichen Ausrichtung. In unserem Fall steht aber der gemeinnützige Aspekt im Vordergrund. Es mag sein, dass es Verbindungen geben wird, aber das ist noch nicht spruchreif.

Der gebürtige Augsburger Jürgen Wowra. Foto: Jürgen Wowra
Der gebürtige Augsburger Jürgen Wowra. Foto: Jürgen Wowra

Kann neben Universitäten, Unternehmen und Forschern auch der Einzelne daran teilnehmen?

Ja, das ist der Plan. Wenn Sie zum Beispiel gute Ideen für den Naturschutz haben, sind Sie uns herzlich willkommen und werden Möglichkeiten finden, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Wir könnten in Etherlaken bis zu 5.000 Menschen unterbringen. Aber der Diskurs dort findet auch online statt. Menschen, die aus der ganzen Welt kommen, aus Australien oder aus Island oder sonst irgendwoher, können auch online mit uns ihre Ideen weiterentwickeln. Wenn die Ideen dann reif sind, stehen wir mit Etherlaken als Entwicklungszentrum bereit: Dort kann man forschen, dort kann man arbeiten, dort kann man leben. Umgeben von der wunderschönen Schweizer Natur.

So blickt Jürgen Wowra auf die Schweiz und Augsburg

Warum haben Sie sich für den Standort in der Schweiz entschieden?

Ursprünglich wollten wir das Projekt in Potsdam umsetzen. Wir haben uns allerdings dann für die Schweiz entschieden, weil dieses Land gesellschaftlich und politisch sehr stabil ist. Die Schweizer sind auch sehr bodenständig. Wir haben dort durch die direkte Demokratie und die Bürgerbeteiligung etwas mehr Selbstbestimmung, als wir es im Rest von Europa kennen. Außerdem habe ich festgestellt, dass der Prophet im eigenen Land nichts gilt.

Sie sind in Augsburg geboren und aufgewachsen. Für welche Herausforderungen in Augsburg wünschen Sie sich eine Lösung?

Ich wünsche mir für die Augsburger Mut zur Selbstverwirklichung und die Überwindung von eingefahrenen Strukturen. Augsburg ist eine wunderschöne Stadt mit einer über 2.000 Jahre alten Geschichte. Meine Heimatstadt lebt von und mit dieser Geschichte, was sicherlich gut ist. Aber es haben sich auch Strukturen entwickelt, die den Fortschritt und gute Lösungen bremsen. Augsburg braucht mehr Zukunftsmut. Das Glas darf nicht als halb leer, sondern als halb voll bewertet werden. Weniger granteln, mehr Zuversicht - dann steht auch Augsburg vor einer großartigen Zukunft.

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