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Anders als in vielen anderen Städten herrscht in Neusäß eine Sondersituation: Wohnräume und Gewerbegebiete sind historisch miteinander verwachsen. Auch die Bahnlinie ist nicht draußen, außerhalb der Stadt, sondern verläuft mitten durch sie. Dieser Zustand ist nicht immer konfliktfrei. Mit B4B SCHWABEN sprach Richard Greiner, Erster Bürgermeister von Neusäß, über den Ausbau der Bahnstrecke Neu-Ulm und über die Bedeutung der Linie 5 für Neusäß.
B4B SCHWABEN: Herr Greiner, warum setzen Sie sich für den Ausbau der Bahnstrecke Augsburg – Ulm ein?
Bgm. Richard Greiner: Unser politischer Auftrag ist es, aus unseren beiden Haltepunkt in Neusäß und Westheim etwas zu machen. Wir wissen, dass Verbesserungen nur stattfinden können, wenn der Ausbau der Bahnstrecke Augsburg – Ulm vorangetrieben wird. Hier geht es auch um Themen wie Lärmschutz, Barrierefreiheit, Sicherheit auf den Bahnsteigen und städtebauliche Attraktivität.
B4B SCHWABEN: Wovon hängt das Gelingen des Streckenausbaus ab?
Bgm. Richard Greiner: Von der Aufnahme in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans. Eine solche Entscheidung richtet sich auch nach dem Kosten-Nutzen-Verhältnis. Es ist wie bei vielen großen Infrastrukturprojekten: Wichtig ist, dass wir als Region mit einer Stimme sprechen und uns voll zum Ausbau der Bestandsstrecke Augsburg-Ulm bekennen. Nur dann gibt es die Chance auf die genannten Verbesserungen. Wenn wir uns nicht einig sind, wieder eine Schleife mit Prüfung von 3. Gleis oder Alternativstrecken drehen, dann passiert die nächsten 15 oder 20 Jahre wieder nichts, und das wäre fatal für unsere Bahnhöfe in Neusäß.
B4B SCHWABEN: Warum ist es wichtig, dass der Bahnhof in Neusäß attraktiv bleibt?
Bgm. Richard Greiner: Das ist zum einen wichtig für die Menschen, die diesen Bahnhof nutzen – immerhin rund 1.400 Personen täglich. Hier spielt das Thema Barrierefreiheit eine entscheidende Rolle für Senioren, Mütter mit Kinderwägen, Menschen mit Einschränkungen, aber auch einfach nur Ausflügler, die ihr Fahrrad auf den Zug bringen. Zudem erwarten wir eine verbesserte Sicherheit an den Bahnsteigen vor allem für die vielen Kinder und Jugendlichen aus dem nahe gelegenen Schulzentrum. Zum anderen sind aber auch Verbesserungen für die Anwohner von Bedeutung. Das Stichwort Lärmschutz ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig für die verbesserung der Lebensqualität – Neusäß ist ein wertiger Wohnort. Aber auch für die wirtschaftliche Entwicklung unserer Stadt ist die Verbesserung der Infrastruktur unverzichtbar, denn wo die Infrastruktur gut ist, siedeln sich weitere Unternehmen an, die im Übrigen auch keine Probleme haben, gute Mitarbeiter zu finden, weil die Menschen mobil sind.
B4B SCHWABEN: Im Gespräch ist auch eine Verlängerung der neuen Linie 5 nach Neusäß. Wie stehen Sie dazu?
Bgm. Richard Greiner: Ein Straßenbahnanschluss mit Weiterführung nach Neusäß ist eine mögliche Option, entschieden ist hier noch nichts. Stand heute ist die Linie 5 vor allem für die Stadtteile Steppach und am Rande vielleicht auch Westheim eine Chance, weil man künftig nicht mehr umständlich durch Kriegshaber, über die Wertachbrücke und durch das Domviertel in das Augsburger Zentrum fahren muss, sondern auf direktem Weg in einer Viertelstunde trockenen Fußes mit Anbindung unterm Augsburger Hauptbahnhof aussteigen kann.
B4B SCHWABEN: Wo würde die Linie 5 denn entlanglaufen, wenn sie wirklich bis nach Neusäß gehen würde?
Bgm. Richard Greiner: Das muss gut geprüft werden. Eine Straßenbahnlinie kann ja nicht überall entlang geführt werden. Nach meiner Kenntnis wird die neue Linie 5 mit 83 Prozent Förderung geplant und hier müssen viele Kriterien bedacht werden, damit ein solches Infrastrukturprojekt gegebenenfalls auch auf Neusäßer Flur förderfähig bleibt. Und will man die Tram durch Neusäß führen, muss natürlich auch die Leistungs- und Belastungsfähigkeit der entsprechenden Straßenzüge prüfen.
B4B SCHWABEN: Neusäß verfügt ja auch über gute Busanbindungen nach Augsburg. Braucht die Stadt wirklich die Linie 5?
Bgm. Richard Greiner: Das ist wirklich sehr sorgfältig abzuwägen. Wie Sie richtig sagen, sind wir künftig mit der Linie 5 in Steppach und Westheim, mit unseren zwei Bahnhöfen in Neusäß und Westheim und mehr als 40 Bushaltestellen sowie dem Anrufsammeltaxi bereits sehr gut an den Nahverkehr angebunden. Die Verknüpfung mit den überörtlichen Verkehrsadern A8, B17 und B300 ist ohnehin ideal.
Von den 7.329 in Neusäß lebenden sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiten daher mit einer gewissen Logik auch stattliche 6.346 – das sind rund 86 Prozent – nicht in der Stadt. 60 Prozent haben ihre Anstellung in Augsburg gefunden, fast 400 Beschäftigte – rund 6 Prozent aller unserer Auspendler – arbeiten in München. Dies ist der größte Anteil im gesamten Landkreis Augsburg. Und der Zuwachsdruck aus München steigt bekanntlich an, Wohnraum in Neusäß wird auch für Münchener immer attraktiver. Neusäß lebt also davon, dass seine Einwohner mobil sind.
B4B SCHWABEN: Vielen Dank für das freundliche Gespräch!
Das Interview führte Rebecca Weingarten