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Fasching oder Karneval, das war einmal etwas Revolutionäres: Eine Einladung zu Veränderung und Innovation sozusagen, also durchaus wirtschaftskompatibel. Das Aufbegehren gegen Hierarchie und erstarrte (Macht-)Strukturen im Rheinland zu Napoleons Zeiten. Das motivierende Feiern vor der mühsamen Aufgabe des Fastens vor Ostern im Christentum. Das machtvolle Auftreten von Frauen in der von Männern dominierten Gesellschaft – zappzerapp, Krawatte ab.
Das war einmal. Geblieben ist ein in Ritualen erstarrtes Zeremoniell, an dem die inoffiziellen Halb-Feiertage Rosenmontag und Faschingsdienstagnachmittag für die meisten noch das Attraktivste sind. Was Konjunktur, Produktivität und Bruttosozialprodukt angeht, ist der damit verbundene Kater allerdings nur eins: schädlich. Es spricht für die Stärke der deutschen Wirtschaft und Unternehmen, dass wir uns diese liebgewonnenen Auszeiten trotzdem noch immer gönnen. Außerdem ist das Bekenntnis zum Feiern prinzipiell ein gutes Zeichen, das sich nahtlos einfügt in eine Mentalität, die zur Finanzierung der Pflegeversicherung lieber einen „Buß- und Bettag“ geopfert hat.
Was tun also mit diesem Zeitabschnitt im Jahr? Sind wir nicht dringend auf diese Übergangsphase im Bäckereiangebot angewiesen mit den Krapfen als verdaulichen Aggregatszustand zwischen Stollen und Osterfladen? Mit lockeren Luftschlangen als Nachfolger des strengen Lamettas? Mit schlichtem Humtata statt komplexer Stille Nacht? Brauchen wir noch das, inzwischen dank Herrn Zetsche sinnentleerte, Krawattenabschneiden an Weiberfasnacht?
Andererseits: Suchen wir den Fasching vielleicht als anfassbares, kondensiertes Gegengewicht zur virtuellen Klamauk-Endlosschleife in den Social Media? Danken wir ihm seine Gegenwart als legitimen Ausgleich der Unvernunft gegen die vielen radikalten Eiszeiten des Ernährungsapostolats und der Gesundheitsmission? Ist er als Ritual genauso unverzichtbar im Jahreslauf wie der Kickoff zu einem Projekt?
So viele Fragen. Man möchte eine Sondierungsgruppe einrichten, um ihnen auf den Grund zu gehen.
Vielleicht hilft aber schon eine Große Koalition mit der Vernunft – meinetwegen auch eine Minderheitsregierung – die uns sagt: Drängt eure gute Laune doch nicht so dicht auf wenige Tage, dass ihr die Luft ausgeht. Ertränkt die Lebensfreude nicht im adventlichen Glühwein oder beim Zeltrausch auf der „Intersuff“. Gebt ihr Platz und Raum das ganze Jahr über. Seid heiter und fröhlich, zeigt ein Lächeln auch dann, wenn es nicht im Kalender steht. Lasst dem Spaß seinen Raum und der Freude mehr Spiel. Dann lacht nicht nur der Lautsprecher, sondern auch das Herz.