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Die Interlift 2019 in Augsburg ist der Hotspot für die Aufzugsbranche. Auf solchen internationalen Messen präsentieren die Aussteller ihre neuen und innovativen Produkte. Manchmal sind diese Artikel aber nur auf den ersten Blick neu und innovativ – tatsächlich aber sind es Plagiate von geschützten Markenartikeln. Produkt- und Markenpiraterie ist ein äußerst lukratives Geschäft und fügt ehrlichen Unternehmen einen immensen Schaden zu.
So ging das Unternehmen gegen die Fälscher vor
Je nach Art des Plagiats gibt es einige Möglichkeiten, wie Firmen gegen solche Nachahmer vorgehen können. Um eine Fälschung von einer Messe zu entfernen, lässt sich am effektivsten eine einstweilige Verfügung beantragen. So ging auch der Augsburger Rechtsanwalt Maximilian Ernicke zusammen mit seinem Mandanten von Schindler, einem weltweit führenden Anbieter von Aufzügen und Fahrtreppen, auf der Interlift 2019 vor.
Einstweilige Verfügungen gegen 13 Fälscher
Während der Messe hat Ernicke einstweilige Verfügungen gegen insgesamt 13 Unternehmen und Geschäftsführer wegen Markenrechtsverletzungen durchgesetzt. „Das Ziel war ihnen zu zeigen, dass ihr Handeln nicht ohne Folgen bleibt. Das hat ein Ausmaß angenommen, das für meinen Mandanten nicht mehr hinzunehmen war. Es handelte sich bei den von der Verfügung erfassten Produkten um 1:1 Fälschungen“, erklärt Maximilian Ernicke.
„Die Interlift bietet uns eine ideale Gelegenheit gegen die Fälscher vorzugehen. Erstens ist da unser ‚Gegner‘ vor Ort und zweitens haben wir in Deutschland ein gut ausgeprägtes Rechtssystem“, erklärt ein Vertreter von Schindler. Bis eine einstweilige Verfügung in China zugestellt sei, dauere es zwei bis drei Jahre.
Ein Fälscher versucht sogar zu fliehen
Mit Hilfe eines Gerichtsvollziehers wurden die Aussteller an den Ständen gestellt. Diese haben daraufhin die streitigen Produkte entfernt beziehungsweise das gefälschte Markenlogo abgeklebt. Die Fälschungen müssen auch von den Internetseiten entfernt werden. Nur ein Markenrechtsverletzer habe sich laut Ernicke nicht einsichtig gezeigt. Er hat sogar versucht vom Stand zu fliehen. Gegen diesen wurde am dritten Messetag erneut vorgegangen, dieses Mal mit Begleitung der Polizei. Danach waren alle gefälschten Schindler-Produkte von der Messe verbannt.
Fälscher sind im Vorfeld verwarnt worden – ohne Erfolg
Was den Vertreter von Schindler besonders wütend macht, ist die Dreistigkeit der Fälscher. Denn alle sind im Vorfeld der Interlift verwarnt worden. Daraufhin haben sie sich entschuldigt und versprochen, mit den Fälschungen nicht mehr auf dem Markt zu agieren. Doch auf der Interlift haben sie die Produkte trotzdem dem Messepublikum präsentiert. „Das schädigt nicht nur unseren Umsatz, sondern - was noch schlimmer ist - auch unsere Reputation“, berichtet der Vertreter von Schindler.
Fälschungen bringen Menschen in Gefahr
Die Ersatzteile sind teilweise nachgebaut und die Sicherheitszertifikate gefälscht. „Für den Mandanten ist das ein riesiges Problem. Sollte wegen der minderwertig nachgebauten Ersatzteile jemand verunfallen und es steht der Markenname meines Mandanten darauf, schadet es ihm in erheblichem Maße. Doch, was viel wichtiger ist: Die Fälscher gefährden Menschenleben“, berichtet Ernicke. Ob die Unternehmen sich auch in Zukunft an die Verfügung halten, wird sich zeigen. Für Ernicke und seine Mandaten war die Messe auf jeden Fall ein voller Erfolg.
Betroffene Unternehmen können sich an Veranstalter wenden
Auch der Veranstalter der Interlift, die AFAG Messen und Ausstellungen GmbH, unterstützt Aussteller und Besucher bei der Wahrung ihrer Rechte des geistigen Eigentums. Ein Fachanwalt für gewerblichen Rechtsschutz steht den Betroffenen auf den Veranstaltungen zur Verfügung. Im Vorfeld sei es bei Messen dieser Größenordnung für den Veranstalter technisch und rechtlich unmöglich, sämtliche Exponate im Vorfeld zu überprüfen, wie der Sprecher der AFAG unserer Redaktion auf Anfrage mitteilt.
Markenpiraterie sorgt für Milliardenschaden
Das, was Schindler wiederfahren ist, ist kein Einzelfall. Alle großen Unternehmen der Branche haben das Problem. Im Maschinenbau sind es vorwiegend chinesische Unternehmen, die Marken- und Produktpiraterie mit gefälschten Ersatzteilen betreiben. Sie leben vom guten Ruf des Originalherstellers.
Nach einer aktuellen Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) ist in Deutschland jedes zehnte Unternehmen in den letzten fünf Jahren mindestens einmal Opfer von Marken- oder Produktpiraterie geworden. Für die deutsche Volkswirtschaft sei dadurch ein Schaden in Höhe von 54,5 Milliarden Euro entstanden. Zudem sind ihr 500.000 Arbeitsplätze entgangen.