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B4BSCHWABEN.de: Warum braucht es Netzwerke für Frauen in der Wirtschaft?
Cigdem Serbest: Netzwerke wie der Business Professional Women Club (BPW) sind mehr als Treffpunkte – sie sind Möglichkeitsräume. Orte, an denen Frauen ihre Ziele aussprechen, Unterstützung finden und konkrete Schritte gehen. Sichtbarkeit, Teilhabe und Austausch sind zentrale Bausteine für Gleichstellung – und genau das fördern wir. Gerade in Städten mit viel Innovationspotenzial wie Augsburg braucht es starke Netzwerke, die Frauen gezielt und branchenübergreifend stärken. BPW schafft Begegnungen, öffnet Türen – und ermutigt Frauen, ihre Karriere aktiv zu gestalten.
In welchen Situationen hätten Sie sich selbst ein Netzwerk wie den BPW Club gewünscht?
Britta Loew: Ganz klar bei der Wiedereingliederung nach der Elternzeit. Ich habe sieben Jahre wegen meiner Kinder pausiert. Der Wiedereinstieg war schwierig – dabei hätte ein Netzwerk, in dem man Unterstützung und Orientierung bekommt, sehr geholfen. Wir brauchen klare Regeln, die Mütter davor schützen, durch ihre Familienplanung beruflich benachteiligt zu werden. Eine transparente Rückkehrstrategie, verbindliche Gehaltsanpassungen und eine Unternehmenskultur, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wirklich unterstützt. Sonst bleibt Elternschaft ein Karriereknick – und das ist weder fair noch wirtschaftlich klug.
Serbest: Netzwerke sind wie Kompasse – besonders, wenn sich berufliche oder persönliche Wege neu sortieren. Für mich war es ein wachsendes Bewusstsein: Gleichbehandlung ist nicht selbstverständlich. Finanzielle Bildung und Karriereplanung gehören zusammen. Und Frauen brauchen mehr Raum für Austausch über Geld, Führung und berufliches Wachstum. Gerade im Bereich finanzieller Unabhängigkeit sehe ich großes Potenzial und viel Nachholbedarf. Viele Frauen übernehmen Verantwortung im Alltag – doch beim Thema Investments oder Altersvorsorge fehlt oft der Dialog. Der BPW Club soll ein geschützter Raum sein, in dem Frauen voneinander lernen, Erfahrungen teilen und mutige finanzielle Entscheidungen treffen. Denn echte Teilhabe beginnt mit ökonomischer Selbstbestimmung. Ein Netzwerk wie BPW wäre in diesen Phasen ein wertvoller Begleiter gewesen – als Resonanzraum, als Ideengeber, als Katalysator. Deshalb ist es mir heute so wichtig, diesen Raum gemeinsam mit anderen Frauen in Augsburg zu gestalten.
Was hat Sie inspiriert, jetzt in Augsburg den regionalen Club von Business Professional Women zu gründen?
Loew: Ich engagiere mich leidenschaftlich für Frauenthemen, weil ich selbst erlebt habe, wie wichtig Netzwerke und gezielte Förderung sind. Ich bin aktiv bei Women in Tech e.V. und habe in meinem Unternehmen eine Initiative für Frauen in der IT gegründet. Ich möchte nicht nur Missstände aufzeigen, sondern aktiv etwas verändern – für mich, für meine Kolleginnen und vor allem für die nächste Generation, wie meine Tochter.
Was möchten Sie mit dem Netzwerk in Augsburg erreichen?
Serbest: Mit dem BPW Club wollen wir ein Netzwerk schaffen, das Brücken baut – zwischen Branchen, Generationen und Erfahrungen. Ein Ort, an dem Frauen Impulse bekommen, sich vernetzen und gemeinsam an ihren Zielen arbeiten. Wir bringen Frauen mit Visionen zusammen – ob Gründerin, Führungskraft oder Berufseinsteigerin – und fördern mutiges Denken und gegenseitige Unterstützung. Neben fachlichem Austausch legen wir großen Wert auf Gemeinschaft. Denn nachhaltiger Wandel beginnt mit Beziehungen – geprägt von Vertrauen, Verständnis und gegenseitiger Stärkung. Augsburg ist eine Stadt mit Geschichte und Zukunft. Der BPW Club soll Teil dieser Entwicklung sein – als Stimme für Gleichstellung, als Partnerin für Unternehmen und als Plattform für Frauen, die etwas bewegen wollen.
Was können oder sollten Unternehmen tun, um zur Gleichstellung in Unternehmen und der Wirtschaft beizutragen?
Serbest: Unternehmen haben die Chance – und Verantwortung – Strukturen neu zu denken. Wer Gleichstellung ernst meint, muss nicht nur Programme aufsetzen, sondern echte Kulturveränderung anstoßen. Das beginnt bei Sprache und reicht bis zu gelebter Vereinbarkeit, objektiven Beförderungskriterien und einem offenen Umgang mit Lebensläufen, die nicht linear verlaufen. Frauen bringen nicht nur Leistung – sie bringen Perspektiven, die Unternehmen erfolgreicher und zukunftsfähiger machen. Wer das erkennt, sichert sich nicht nur Talente, sondern auch Innovationskraft.
Loew: Unternehmen sollten gezielt Frauen fördern – mit Mentoring-Programmen, flexiblen Arbeitsmodellen und einer Unternehmenskultur, die Frauen in Führungspositionen bringt.
Wie können sich Unternehmen am BPW Club in Augsburg beteiligen oder auch davon profitieren?
Serbest: Ganz einfach: mitmachen. Ob als Partner für Veranstaltungen, als Sponsor oder im direkten Austausch mit unserer Community – Unternehmen erhalten Zugang zu einem aktiven Netzwerk engagierter Frauen. Wer mit uns kooperiert, setzt ein sichtbares Zeichen für Chancengleichheit und profitiert von neuen Perspektiven, Talenten und Impulsen – ein Plus für Arbeitgeberattraktivität und Innovationskraft.
Wenn wir uns in einem Jahr wieder treffen würden – auf was für ein Jahr des BPW-Clubs blicken Sie dann zurück?
Loew: Wenn wir uns in einem Jahr wieder treffen würden, dann blicken wir auf ein aufregendes erstes Jahr unseres BPW-Clubs zurück. Wir haben uns nicht nur organisatorisch auf stabile Beine gestellt, sondern auch viele spannende Frauen für unser Netzwerk begeistert. Unsere Club-Abende waren geprägt von inspirierenden Themen, engagierten Diskussionen und echter Unterstützung untereinander. Unsere Stimme wird gehört, in der Stadtgesellschaft ebenso wie in Unternehmen. Wir sind sichtbar geworden, wir sind wirksam geworden – und gleichzeitig ist eine Gemeinschaft entstanden, die trägt. Wenn ich auf dieses Jahr zurückblicke, dann sehe ich Stolz, Zusammenhalt und viele kleine und große Erfolge, die Mut machen für alles, was noch kommt.
Das Netzwerk "Business Professional Women" ist ein weltweites Netzwerk für Frauen und wurde bereits in den 1930er Jahren gegründet. Cigdem Serbest ist erste Vorsitzende des Augsburger Regionalclubs der Business Professional Women Club. Sie hat Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Maschinenbau und den Master of Business und Engineering over General Management und Unternehmertum studiert. Sie arbeitet als Agile Master, Consultant & Coach in Identity and Access Management(IAM) und EntraID in der Automobilbranche.
Britta Loew, zweite Vorsitzende, hat Sprachwissenschaften und Romanistik sowie linguistische Informationswissenschaft studiert. Loew hat sich in Informationstechnologie und im Business Management spezialisiert. Sie arbeitet als Senior Director of Project Management in einer Softwarefirma und baut dort ein Projektmanagementoffice auf.