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BMK-Geschäftsführerin Bärbel Götz: „Es gilt, den Kopf nicht in den Sand zu stecken“
Interview mit Augusta-Preis-Gewinnerin

BMK-Geschäftsführerin Bärbel Götz: „Es gilt, den Kopf nicht in den Sand zu stecken“

Bärbel Götz und Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle bei der Verleihung des Augusta-Wirtschaftspreises für Frauen 2024 in Augsburg. Götz wurde als „Managerin des Jahres“ ausgezeichnet. Foto: Peter Fastl/ Stadt Augsburg
Bärbel Götz und Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle bei der Verleihung des Augusta-Wirtschaftspreises für Frauen 2024 in Augsburg. Götz wurde als „Managerin des Jahres“ ausgezeichnet. Foto: Peter Fastl/ Stadt Augsburg

Im Oktober hat Bärbel Götz in Augsburg den „Augusta-Wirtschaftspreis für Frauen“ erhalten. Mit B4BSCHWABEN.de spricht die Geschäftsführerin der BMK professional electronics GmbH darüber, was sich für Frauen verbessert hat und in welcher wirtschaftlichen Lage BMK ist.

Mitte Oktober wurden Sie mit dem „Augusta-Wirtschaftspreis für Frauen“ als Managerin des Jahres ausgezeichnet. Was bedeutet der Preis für Sie?

Der Erhalt des Preises stellt für mich eine große Ehre dar. Er würdigt nicht nur wirtschaftlichen Erfolg, sondern zeugt auch von einer tiefen Verwurzelung in Augsburg. Die Auszeichnung steht in meinen Augen sinnbildlich für den Verdienst aller Mitarbeitenden der BMK, die für die Erfolgsgeschichte des Unternehmens eine tragende Säule bilden und das Herzstück der Firma darstellen.

Wie wichtig sind solche Preisverleihungen, bei denen Frauen für ihre Leistungen in der Wirtschaft ausgezeichnet werden?

Der Preis schafft Bewusstsein für die Entfaltungsmöglichkeiten von Frauen unter anderem in männerdominierten Geschäftsfeldern. Die Elektronikindustrie stellt hierbei ein gutes Beispiel dar: Obwohl es sich um eine spannende und zukunftsweisende Branche handelt, ist der Frauenanteil sehr gering. Der Augusta-Wirtschaftspreis ermutigt Frauen, in technischen Bereichen Fuß zu fassen, indem er Erfolgschancen aufzeigt.

Sie sind seit 2016 Geschäftsführerin bei der BMK professional electronics GmbH, in dem Unternehmen selbst sind Sie seit 2007. Wie haben Sie sich in Ihre Rolle im Unternehmen eingearbeitet?

Als Physikerin habe ich bereits in meiner Promotion im Bereich Supraleitung einen starken Bezug zur Elektronik gehabt. Bei BMK bin ich 2007 als Produktionsleiterin in der Elektronikfertigung eingestiegen und habe als Geschäftsführerin unseren Standort in Tschechien mit aufgebaut. Seit 2016 bin ich auch Teil der Geschäftsführung in Augsburg. Das Arbeitsumfeld der BMK habe ich stets als familiär und respektvoll empfunden. Die Tatsache, dass ich eine Frau bin, hatte zu keinem Zeitpunkt eine Auswirkung auf meinen Werdegang.

Welche Eigenschaften und welcher Stil zeichnen für Sie eine gute Führungskraft aus?

Ich befürworte einen kooperativen Führungsstil. Partnerschaftlichkeit sollte nicht nur in Bezug auf Kunden und Lieferanten gelebt werden, sondern spielt gerade mit Blick auf Mitarbeitende eine wichtige Rolle. Inhaltlich anspruchsvolle, vielfältige Aufgabenstellungen in einem innovativen und zukunftsorientierten Umfeld sowie flache Hierarchien und kurze Kommunikationswege ermöglichen bereits Berufseinsteigern bei BMK die schnelle Übernahme von Verantwortung und Entscheidungsspielräume.

Im Moment gibt es den Social Media-Trend „Women in male fields“, bei dem Frauen Sätze und Situationen, in denen sie aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert wurden, umdrehen. Oberbürgermeisterin Eva Weber hat auf LinkedIn zum Beispiel geschrieben: „Auf vier Jahre nach seinem Amtsantritt, frage ich meinen Kollegen immer wieder, wie es sich anfühlt, der erste männliche Oberbürgermeister in Augsburg zu sein.“ Haben Sie aus Ihren Erlebnissen auch ein „Women in male fields“ für uns?

Schon im Physikstudium war ich als Frau Teil einer deutlichen Minderheit. Ich kann allerdings mit Fug und Recht behaupten, dass ich weder dort noch im anschließenden beruflichen Kontext jemals negative Erfahrungen aufgrund dessen gemacht habe. Ich weiß allerdings, dass es manchen Frauen anders ergeht, und würde mir wünschen, dass Frauen unabhängig von ihrer Berufswahl dasselbe positive Umfeld erleben dürfen, das ich erfahren habe.

Bärbel Götz hat einen Doktortitel in Physik und ist seit 2016 Geschäftsführerin der BMK professional electronics GmbH in Augsburg. Foto: BMK Group GmbH & Co. KG
Bärbel Götz hat einen Doktortitel in Physik und ist seit 2016 Geschäftsführerin der BMK professional electronics GmbH in Augsburg. Foto: BMK Group GmbH & Co. KG

In Deutschland war 2023 nur jede dritte Führungskraft weiblich. Was braucht es aus Ihrer Sicht, damit mehr Frauen Führungs- und Vorstandspositionen einnehmen?

Eine entsprechende Sozialisierung beginnt bereits im frühen familiären Kontext. Schon hier werden die Weichen gestellt, was später einmal als „normal“ empfunden wird. Ich selbst war als Kind sehr an handwerklichen und technischen Tätigkeiten interessiert und habe hierbei eine großartige Förderung meiner Familie erleben dürfen. Ein Studium im MINT-Bereich und der Wunsch nach einer Führungsaufgabe waren demzufolge genau das für mich – normal. Neben einer Erziehungsaufgabe ist es aber auch die Verantwortung unserer Gesellschaft, das Selbstbewusstsein von Frauen dahingehend zu stärken. Dazu gehört es, die Vereinbarkeit von Familie und Karriere zu ermöglichen, traditionelle Rollenbilder zu hinterfragen und jungen Frauen anhand von Positivbeispielen Vorbilder aufzuzeigen.

Perspektivwechsel: Was hat sich für Frauen und die Gleichstellung über die Jahre Ihrer beruflichen Laufbahn verbessert?

Einige der wichtigsten Verbesserungen, die ich beobachtet habe, sind unter anderem ein geschärftes gesellschaftliches Bewusstsein und mehr Offenheit im Bereich der Geschlechtergleichstellung. Auch für unternehmerische Entscheidungen sind vielfältige Perspektiven von enormer Bedeutung. Diversität sollte daher in allen Facetten gelebt werden. Auch wenn viele Unternehmen in diesen Belangen deutlich moderner geworden sind, sieht die gelebte Realität noch zu oft unverändert aus. Unsere Gesellschaft muss daran arbeiten, Visionen nicht nur zu diskutieren, sondern diese auch konsequent umzusetzen.

BMK hat Beschäftigte aus 60 Nationen und auch Standorte in Israel, China und Tschechien. In Ihrer Laudatio heißt es, dass Sie sich für Gleichberechtigung, Inklusion und Integration am Arbeitsplatz einsetzen. Wie schaffen Sie es, Mitarbeitende mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen zu führen und wie sehen Gleichberechtigung, Inklusion und Integration bei BMK aus?

Die Firmenkultur ist geprägt davon, dass viele Nationen und Religionen an den jeweiligen Standorten zusammenarbeiten. Unsere Mitarbeitenden sind der treibende Motor unseres Unternehmenserfolgs, weshalb eine gezielte und individuelle Förderung und Entwicklung dieser im Fokus unserer Personalpolitik steht. Die Entwicklungschancen sind hierbei für alle Mitarbeitenden unabhängig von Geschlecht oder Herkunft gleich. Wir engagieren uns darüber hinaus für die offizielle Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse unserer Mitarbeitenden. In Kooperation mit der IHK unterstützt BMK bei den Verfahren und führt eigene Qualifizierungen durch. Auch firmenübergreifende bzw. teambezogene Events schaffen ein Zugehörigkeitsgefühl und tragen zu einem kollegialen Miteinander bei.

Die deutsche Wirtschaft steckt im Moment in der Krise. Auch die Autoindustrie, zu der auch BMK als Zulieferer gehört, ist stark betroffen. Als Gründe werden von vielen die Bürokratie und hohe Energiekosten genannt. Wie geht es BMK im Moment?

Bis auf einige ausgewählte Branchen verzeichnet die deutsche allgemeine Wirtschaft derzeit rückläufige Entwicklungen. Geopolitische Ereignisse wie der Bruch der deutschen Bundesregierung oder die US-Wahlen beeinflussen die Situation zusätzlich. Trotz der Rezession blicken wir bei BMK optimistisch in die Zukunft. Die 30 Jahre unseres Bestehens waren geprägt von permanenten Veränderungen mit Höhen und Tiefen. In einer wettbewerbsintensiven Branche wie der Elektronikindustrie ist es notwendig, permanent zu investieren, um den Kundenerwartungen gerecht zu werden. Während der Boomphase der letzten Jahre haben wir konsequent in die Weiterentwicklung unserer Leistungsfähigkeit investiert. 2025 wird für uns ein Konsolidierungsjahr, in dem wir hart daran arbeiten, unseren Kundenstamm weiter auszubauen, um die Voraussetzungen für Wachstum zu schaffen. Genau wie im privaten Kontext gilt es, den Kopf nicht in den Sand zu stecken. Herausforderungen bringen immer auch Entwicklungspotenzial mit sich und ermöglichen es, gestärkt aus diesen hervorzugehen.

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