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Wie schätzen Sie die aktuelle Entwicklung am Arbeitsmarkt ein?
Wenn wieder stärkere Einschränkungen kommen sollten, werden das einige Firmen nicht überleben. Viele haben jetzt schon stark zu kämpfen. Die Probleme mit billigen Krediten und Kurzarbeit werden ja nur in die Zukunft verschoben. Auch die Aussetzung der Insolvenz-Antragspflicht verschiebt die Auswirkungen. Zum Jahreswechsel rechne ich mit einer Welle an Insolvenzen, die dann natürlich auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben wird.
Welche Branchen sind in Bayerisch-Schwaben gut durch die Krise gekommen? Welche weniger?
Sicherlich sind Bereiche der Lebensmittel, Verpackungsindustrie, Logistik, Handwerk und die globalen Onlinehändler verhältnismäßig gut durch die Krise gekommen. Beim Maschinenbau und bei den Automobilzulieferern gab es mittelfristig starke Einbrüche, vor allem auch durch Globale Lieferketten. Richtig schwer getroffen wurden die Veranstaltungsbranche, die Gastronomie und der Messebau.
Wie stark ist die Leiharbeit von der Krise betroffen?
Uns trifft es als erstes, da wir für unsere Kunden Flexibilität bieten. Wenn Festangestellte in Kurzarbeit geschickt werden, sind an erster Stelle die Zeitarbeitnehmer betroffen. Mittelfristig sehen wir die Unsicherheit am Arbeitsmarkt jedoch positiv. Unsere Kunden können auch ohne Planungssicherheit den Personalstamm, wenn nötig, temporär aufbauen und Aufträge abarbeiten. Da wir in verschiedenen Branchen tätig sind, können wir Arbeitskräfte, die vom Kunden nicht mehr benötigt werden in andere Einsätze bringen und so Arbeitsplätze für unsere Mitarbeiter sichern.
Bei vielen Unternehmen droht der Stellenabbau. Kommt die große Entlassungswelle womöglich erst noch?
Wie bereits erwähnt werden wir die Auswirkungen der Krise erst noch zu spüren bekommen. Durch das Kurzarbeitergeld konnte man vorerst die Mitarbeiter halten. Wenn die Aufträge aber nicht wieder auf das Vor-Corona-Niveau kommen, ist eine Anpassung des Personalstamms unumgänglich. Das wird voraussichtlich Stellenabbau bedeuten.
Wie sieht ihre Prognose für die nächsten Monate aus?
Das ergibt sich durch den Verlauf des Infektionsgeschehens und den darauf resultierenden Reaktionen aus der Politik. Bei einem zweiten Lockdown sehe ich für viele Unternehmen schwarz. Jedoch spielt auch das Geschehen im Ausland durch die vielen Geschäftsbeziehungen eine Rolle auf die Wirtschaft in Bayerisch-Schwaben. Hier ist es schwer eine Prognose abzugeben. Wir haben den Lockdown genutzt, um unsere Prozesse zu optimieren und uns auf die Zeit nach Corona vorbereitet. Ich persönlich gehe fest davon aus, dass unserer Branche die Unsicherheit in der Wirtschaft einen Vorteil bringen wird.
Das Kurzarbeitergeld wurde verlängert. Bewerten Sie das als positiv oder negativ?
Diese Maßnahme ist grundsätzlich positiv und kann helfen kurzfristig Personalkosten abzufangen – es ist aber nicht die finale Lösung. Die Unternehmen müssen sehr schnell Maßnahmen ergreifen und ihre Prozesse anpassen. Die Wirtschaft wird sich zukünftig anders als vor Corona zeigen und darauf heißt es sich schnell vorbereiten.
Was entgegnen Sie, wenn Sie darauf angesprochen werden, dass Zeitarbeitsfirmen einen eher schlechten Ruf haben?
Der Ruf meiner Branche war die letzten dreißig Jahre immer ein Hin und Her. 2008 nach der Finanzkrise haben Fachleute und auch die Politik gesagt, dass Deutschland die Krise ohne Arbeitsmarktinstrumente wie Zeit- und Kurzarbeit nicht so schadlos überstanden hätte. Einige Jahre danach wurden unsere Arbeitsverhältnisse als prekäre Arbeit verteufelt. Unsere Dienstleistung wird leider immer wieder politisch missbraucht. Ich kann nur sagen, dass die Zeitarbeit dabei hilft, Menschen mit schwierigen Lebensläufen Arbeit zu geben. Und das ist aus meiner Sicht gut etwas durchaus Positives.
Wie hat sich das Recruiting für Personaldienstleister in den vergangenen Jahren verändert?
Die letzten Jahre waren im Hinblick auf das Recruiting nicht einfach, da wir in Bayerisch-Schwaben nahezu Vollbeschäftigung hatten. Fachkräfte konnten nur aus dem Ausland rekrutiert werden, was mit großen sprachlichen Hindernissen einherging. Es war uns nicht möglich für unsere Kunden motivierte Mitarbeiter zu finden. Die Menschen mit großen Vermittlungshindernissen wurden von den Arbeitsagenturen aufgefordert sich zu bewerben, was aus meiner Sicht nicht sehr erfolgreich war. Ich bin allerdings überzeugt, dass unsere Branche künftig wieder bessere Kandidaten als Bewerber bekommen wird.